Bamenohl. Ein Spiel für die Geschichtsbücher! Die SG Finnentrop/Bamenohl feiert gegen die U21 des SC Paderborn ihren erste Oberliga-Sieg. Und was für einen.

Was! Für! Ein! Spiel! Diese 96 Minuten werden in die Fußballgeschichte des Kreis Olpe eingehen, denn was in der Oberliga-Partie zwischen der SG Finnentrop/Bamenohl und der U21 des SC Paderborn passierte, hat es noch nicht gegeben. Neun Tore, drei Platzverweise und eine spektakuläre Aufholjagd. Am Ende gewinnt der Aufsteiger aus Bamenohl mit 5:4 (0:2) und feiert seinen ersten Sieg nach dem Aufstieg im Sommer.

Irre Wendungen, Dramatik und eine unfassbare Heldenreise. Dies alles entlud sich in der fünften Minute der Nachspielzeit, als Moritz Thöne auf der rechten Seite den Ball auf Robin Entrup ablegte, dessen Hereingabe irgendwie bei Kapitän Philipp Hennes landete. Eine kurze Sekunde hielten die 430 Zuschauer in der Bamenohler Arena den Atem an, um einen Wimpernschlag später in völlige Ekstase zu verfallen. Hennes hatte das Unmögliche ermöglicht und den Ball zum fünften Bamenohler Tor ins Netz gedroschen.

Hennes trifft zum 5:4 nach 96 Minuten

Jubel nach dem Siegtreffer.  
Jubel nach dem Siegtreffer.   © Tim Cordes

Jeder, der auf oder neben dem Platz ein grünes Trikot trug, stürmte aufs Feld und bildete die größte Jubeltraube die Bamenohl seit langer Zeit gesehen hat. 5:4 stand es nun, nachdem die Behle-Elf 37 Minuten zuvor noch mit 0:4 zurücklag. Während die Bamenohler feierten, lagen die Nerven auf der Gästebank blank. „Da war wohl alles drin, was es im Fußball so gibt“, fand auch Bamenohls Trainer Ralf Behle nach dem Spiel. Bei aller Euphorie wusste er aber auch: „Wäre der dritte Platzverweis nicht gekommen, hätte Paderborn das Spiel gewonnen. Die waren unglaublich stark und haben uns selbst in Unterzahl dominiert.“

Platzverweise - neben den Toren sorgten sie für Gesprächsstoff. Bereits nach 21 Minuten traf es die Gäste aus Paderborn erstmalig. Nach einem Foulspiel gegen Robin Entrup leistete sich Paderborns Amir Ahmadi einen Aussetzer und schubste den Bamenohler unmotiviert um. Schiedsrichter Philipp Werner zückte sofort die Rote Karte. Doch diese Überzahl nutzte zunächst nur den Gästen.

Paderborn deutlich spielbestimmend

Bis dahin bekamen die Bamenohler den Stempel „redlich bemüht“ aufgedrückt, doch es war deutlich zu wenig, um in dieser Liga zu bestehen. „Die Jungs wollten hoch pressen. Wir haben unsere DNA und die wollten wir auch in diesem Spiel beibehalten. Auch, wenn wir am Ende mit 0:5 oder 0:6 verloren hätten“, betonte Ralf Behle.

Doch genau diese DNA hielt die Gäste zunächst im Spiel. Sechs Minuten nach dem Platzverweis war die SG-Abwehr nicht im Bilde als Wladimir Wagner den Ball auf Hendrik Mittelstädt durchsteckte und der zum 0:1 aus Bamenohler Sicht traf. Wieder wurde ein Fehler eiskalt bestraft.

In Richtung Slapstick ging dann der Treffer zum 0:2 als SG-Torhüter Ingmar Klose nach einem harmlosen Rückpass über den Ball stolperte, Mittelstädt vor die Füße fiel und der Paderborner ins leere Tor laufen konnte.

Slapstick-Einlage von Ingmar Klose

Die Bamenohler fanden kein Mittel gegen die ballsicheren und kombinationsstarken Paderborner.

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Diese Unterlegenheit sollte sich auch in der zweiten Halbzeit zunächst fortsetzen. Vier Minuten nach der Pause landete ein Zuspiel bei Paderborns Mittelstädt, Gegenspieler Lasse Strotmann reklamierte Abseits und wurde langsamer. Mittelstädt nutzte die Chance eiskalt aus, legte quer auf Wagner, der Paderborns dritten Treffer markierte.

Aber es kam noch dicker: Zwei Minuten später musste Ingmar Klose den Ball wieder aus dem Bamenohler Tor holen. Dieses Mal traf Luis Ortmann für die Ostwestfalen, denen unter normalen Umständen zu diesem Zeitpunkt die drei Punkte nicht mehr zu nehmen waren. Unter normalen Umständen.

Zweiter Platzverweis nach Tätlichkeit

Als der gerade eingewechselte Gordon Meyer den Ball auf Rafael Camprobin legte und der mit einer Fackel das 1:4 erzielte (56.), dachte noch niemand am Platz, dass dieser Treffer eine historische Aufholjagd einläuten sollte.

Denn die Unbeherrschtheit der jungen Paderborner sollte sich rächen. 20 Minuten vor dem Ende zückte Schiedsrichter Werner wieder Rot. Dieses Mal gegen den Paderborner Dominik Minz, wieder nach einem Schubser. Dieses Mal gegen den Bamenohler Torschützen. Paderborn nur noch zu Neunt. „Aber auch danach war Paderborn noch besser und versuchte sich von hinten raus zu kombinieren“, staunte Behle über die spielerische Klasse der SC-Reserve.

Zwei Elfmeter in fünf Sekunden

Fünf Minuten nach dem zweiten Platzverweis folgte dann die Szene, die das Spiel kippen ließ. Nach einem Foulspiel bekam die SG Finnentrop/Bamenohl einen Elfmeter. Heiko Entrup trat an, Paderborns Torhüter Luis Hillemeier parierte und wehrte den Ball zur linken Seite ab, dort lauerte Robin Entrup, der unmittelbar nach der Ballannahme von Paderborns Philimon Tawiah umgegrätscht wurde.

Nach diesem Foulspiel gibt es den zweiten Elfmeter.  
Nach diesem Foulspiel gibt es den zweiten Elfmeter.   © Tim Cordes

Wieder ertönte ein Pfiff. Wieder gab es einen Strafstoß für die SG, keine fünf Sekunden nach dem verschossenen ersten Versuch. Neben dem Strafstoß kam, was kommen musste: Tawiah war bereits gelb verwarnt, Schiedsrichter Werner zückte Gelb-Rot. „Also diesen Platzverweis und auch den Elfmeter hätte ich nie im Leben gepfiffen. In meinen Augen spielt der Paderborner klar den Ball“, wunderte sich auch Ralf Behle über diese Entscheidung.

Kapitän Hennes übernimmt Verantwortung

Dieses Mal trat SG-Kapitän Philipp Hennes an und es stand nur noch 2:4 aus Bamenohler Sicht. Die verbliebenen Paderborner zollten nun ihrem Anfangstempo Tribut und waren stehend K.o., während die Bamenohler ihre Chance witterten. Jedoch tickte die Uhr gnadenlos runter.

Aber dann rüttelte Robin Entrup seine Mannschaft wieder wach. Mit einer Fackel aus 20 Metern, die links oben im Torwinkel einschlug, markierte er das 3:4 und die SG setzte zum Endspurt an.

Zwei Minuten später wurde der Jubel erstmals ohrenbetäubend, als Kapitän Philipp Hennes aus 16 Metern den Ball zum 4:4 versenkte. Fast im Gegenzug hatten die Paderborner plötzlich die Chance zum 4:5, doch in letzter Sekunde konnte die SG-Abwehr den Schuss blocken.

Behle froh, aber selbstkritisch

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Nachdem nun auch noch ein Paderborner Funktionär nach Beschimpfungen gegen den Unparteiischen den Innenraum mit einer Roten Karte verlassen musste, wurde die Nachspielzeit von sieben Minuten angezeigt.

Hier sah es lange so aus, als würden die Bamenohler sich mit dem Punkt begnügen müssen, doch dann kam - wie eingangs bereits erwähnt - Philipp Hennes.

Ralf Behles Fazit: „Ich gönne den Jungs die drei Punkte, aber man muss sagen, dass die Paderborner ohne ihre Platzverweise die klar spielbestimmende Mannschaft waren. Das war ein mehr als glücklicher Sieg für uns. Die Paderborner haben heute eine Klasse gezeigt, die wir noch nicht haben. Ich weiß nicht, ob wir da mal hinkommen, aber der Sieg heute ist für uns ein kleiner Schritt nach vorne und für die Köpfe der Jungs unheimlich wichtig.“