Bamenohl. Mike und Tim Schrage verlassen die SG Finnentrop/Bamenohl. Ganz geräuschlos geht der Abgang nicht über die Bühne.
Oberliga-Aufsteiger SG Finnentrop/Bamenohl verliert zwei seiner prägendsten Spielerpersönlichkeiten. Die Brüder Tim und Mike Schrage werden den Verein verlassen. Das teilte die SG am Mittwochabend im sozialen Netzwerk Facebook mit.
Nein, überrascht war André Ruhrmann nicht. Der Sportliche Leiter der SG Finnentrop/Bamenohl konnte sich schon lange auf diesen Moment vorbereiten. „Wir haben im vergangenen Herbst Gespräche geführt. Da stellte sich dann heraus, dass es nicht zu einer Zusage der beiden kommen würde. Bei Mike war es dann recht schnell klar, bei Tim hatten wir noch Hoffnungen, dass er sich noch einmal anders entscheidet. Aber als wir vor einigen Wochen noch einmal nachgehört haben, signalisierte er uns recht schnell, dass sich an seiner Entscheidung nichts geändert habe“, resümiert Ruhrmann die vergangenen Monate und lobt das Verhalten der Brüder ausdrücklich. „Die beiden haben immer mit offenen Karten gespielt und in meinen Augen ist das alles sehr sauber gelaufen“, sagt der Bamenohler.
Der Aufschwung, den die Spielgemeinschaft vom Bamenohler Schloss in den vergangenen Jahren genommen hat, ist eng mit den Namen Tim und Mike Schrage verknüpft. „Beide stehen für eine gewisse Qualität und unsere Erfolge in den vergangenen Jahren sind sicher auch auf die beiden zurückzuführen“, weiß Ruhrmann, der das Duo nicht nur aus sportlichen Gründen vermissen wird. „Es tut mir einfach leid und ich habe ein sehr stark weinendes Auge, weil die beiden in all den Jahren nicht nur Spieler waren, sondern auch zu Freunden geworden sind.“
Kaderplanung bereits abgeschlossen
Durch die frühe Gewissheit, dass die Brüder den Verein verlassen würden, haben die Bamenohler die Möglichkeit bekommen, die Kaderplanung darauf auszurichten. „Wir werden personell nichts mehr unternehmen. Wir haben genug starke Spieler, die diese Lücke schließen können. Es hat ja bei uns schon Tradition, die Planungen im Winter zu führen und so frühzeitig Sicherheit zu haben“, erklärt Ruhrmann, dass der Abgang die Planungen der SG nicht tangiert.
„Es bleibt die Frage, warum sich die beiden Brüder gegen die einmalige Chance entschieden haben, in der kommenden Saison in der Oberliga zu spielen. „Es ist jedem Spieler ja freigestellt für sich zu entscheiden, dass er sich sportlich verändern möchte. Im Falle von Mike und Tim entscheidet nicht der Sportliche Leiter oder der Trainer den Zeitpunkt des Abschieds, sondern der Spieler ganz allein“, betont Ruhrmann.
Wie geht es für die Brüder weiter?
Seit der C-Jugend hat Mike Schrage immer für die SG Finnentrop/Bamenohl gespielt, bis auf ein Jahr in Siegen. Der 31-Jährige gehört zum fußballerischen Inventar des Oberliga-Aufsteigers, war dort spielender Co-Trainer und zuletzt für eineinhalb Jahre auch für die A-Jugend verantwortlich. „Für mich hatte der Fußball immer Priorität“, verrät der ältere Schrage-Bruder.
Das hat sich in den letzten Monaten geändert. Wie viele Kollegen ist Mike Schrage vom massiven Stellenabbau seines Arbeitgebers betroffen und muss sich einen neuen Job suchen. „Das hat absoluten Vorrang“, betont Schrage. Die Jobsuche will er in aller Ruhe und möglichst eigenständig angehen. Da muss der Fußball zurückstecken.
Kein Kontakt zu anderen Vereinen
Mit anderen Vereinen, das betont der 31-Jährige ausdrücklich, habe er sich bislang „zu 0,00 Prozent beschäftigt“. Mike Schrage: „Ich habe alle Angebote abgeblockt und nirgendwo am Tisch gesessen.“ Entschieden weist der Leistungsträger Gerüchte zurück, der Abschied bei der SG Finnentrop/Bamenohl habe mit unterschiedlichen finanziellen Vorstellungen zu tun. „Es ist nicht am Geld gescheitert.“
Zwar will Mike Schrage die Corona-bedingte Zwangspause freiwillig erst einmal verlängern. Aber seine Fußballkarriere ist damit nicht beendet. Über seine weitere Karriere macht er sich erst konkrete Gedanken, wenn es eine berufliche Perspektive gibt.
Verwundert über SG-Darstellung
„Ich hätte gerne mein Anliegen vollständig kommuniziert. Aber das kam so dann nicht mehr für mich in Frage. Ein Abschiedsspiel brauche ich auch nicht mehr. Den Rest lasse ich unkommentiert. Es ist besser zu schweigen“, ist der Abschied laut Mike Schrage doch nicht so glatt und geräuschlos verlaufen, wie der Verein verkündet hat. Seine endgültige Entscheidung, die SG zu verlassen, sei auch erst in den letzten Wochen gefallen. Da habe er allenfalls über eine Pause und einen Wechsel „nachgedacht“. Den Posten des Co-Trainers hätte er aufgegeben.
Tim Schrage hat sich nach Informationen dieser Zeitung erst in den letzten Tagen entschlossen, die SG Finnentrop/Bamenohl zu verlassen und ein Angebot des Aufsteigers abgelehnt. Mit einem möglichen neuen Verein steht der Angreifer in aussichtsreichen Verhandlungen.