Olpe. Schwester Katharina Hartleib lebt in einem Konvent in Olpe. Sie ist Ehrenmitglied des 1. FC Köln Fanklubs „Olper Geißböcke“.

Wir sprachen mit ihr.

Schwester Katharina Hartleib, Sie sind eine Freundin des runden Leders. Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation um?

Schwester Katharina Hartleib: Ich bin sehr angetan, dass jetzt ab und zu Retro-Spiele aus früheren Wettbewerben noch mal im Fernsehen und im Internet zu sehen sind. Da merke ich, wie sehr mir zum Beispiel Länderspiele fehlen.

Wie sehr vermissen Sie den 1. FC Köln, mit dem Sie durch den Olper Fanklub „Geißböcke“ eng verbunden sind?

Also ich vermisse den Fußball schon sehr. Die Bundesliga im Radio am Samstagnachmittag ist mir seit Kindesbeinen vertraut. Aber jetzt ist Leben wichtiger als Fußball. Vor ein paar Tagen habe ich gelesen, dass die Spieler vom FC daran beteiligt sind, einige Tafeln in Köln für Bedürftige weiter zu betreiben. Das finde ich wunderbar.

Kam die aktuelle Situation für Sie überraschend?

Überraschend war für mich, dass wir zunächst ja alle gedacht haben, dass China weit weg ist und es so schnell nicht zu uns kommt. Und überraschend war für mich auch, dass wir so radikal eingeschränkt worden sind. Ich halte die Maßnahmen für richtig - aber eben auch für sehr einschränkend.

Sie haben ihren Arbeitsplatz im Konvent mitten in Olpe. Konnten Sie den Olper Bürgerinnen und Bürgern Mut zusprechen?

Es ist ja tatsächlich so, dass wir alle unsere Wege nach außen auf Notwendiges einschränken. Die Gespräche, die sich dann unterwegs ergeben, sind eigentlich ein gegenseitiges Mut machen.

Wie sehr fehlen Ihnen die persönlichen Kontakte?

Was mir fehlt, sind die vielen Kontakte, die sich sonst aus unseren Angeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene regelmäßig ergeben. Da wir alle unsere Veranstaltungen absagen mussten, kann ich nicht mit den Mädels unserer Mädchengruppen, nicht mit den Müttern im Mutter-Kind-Haus, nicht mit den Abiturienten bei Büffeln und Beten, nicht mit unseren alten Schwestern in Drolshagen bei Einkehrtagen, oder bei Beratungsgesprächen hier im Haus zusammen sein.

Wie nutzen Sie die sozialen Netzwerke?

Ich gebe seit über einem Jahr im Kölner Domradio tägliche Morgenimpulse, die von vielen zehntausend Menschen gehört und über Podcast, Facebook und Twitter verbreitet werden. Und daraus ergeben sich sehr vielfältige Anfragen und Kontakte in Richtung Glaubens- und Lebensberatung. Ich schätze es sehr, dass ich auch mit unseren Mitschwestern weltweit verbunden bin und so ein großes Netzwerk entstanden ist. Und natürlich kann ich über die sozialen Medien auch mit meiner Familie, meinen Brüdern, Schwägerinnen, Nichten und Neffen in Kontakt bleiben, da auch Besuche, die geplant waren, jetzt nicht möglich sind.

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Wie schwer fällt es Ihnen, dass das Osterfest in der traditionellen Form nicht stattfindet?

Das Osterfest findet ja statt. Es fällt ja nicht aus. Traditionell heißt, dass die großen Gottesdienste in St. Martinus, die dann eigentlich rappelvoll sind und die wichtigsten Geheimnisse unseres Glaubens feiern, nicht stattfinden werden. Das ist schon irgendwie unwirklich und noch unvorstellbar. Die andere Seite ist aber auch, dass wir dadurch noch mal neu angefragt sind, wie wir solche Gottesdienste unter uns, im Kloster oder in den Familien feiern und gestalten können und auch werden. Das ist neu und spannend. Unsere jüngste Mitschwester gibt seit Wochen für unsere Mädchengruppe Impulse und Anregungen, wie die einzelnen Feiertage mit Texten, Liedern und Gebeten in der Familie gefeiert werden können. Das finde ich toll.

Sie sind gelernte Krankenschwester. Hat sich Ihr Aufgabenbereich durch das Virus verändert?

Ich bin seit vielen Jahren nicht mehr als Krankenschwester in der Pflege tätig. Leider fallen unsere vielen Veranstaltungen aus, die wir bei uns in San Damiano und im Mutterhaus normalerweise anbieten wollten.

Besteht die Möglichkeit, dass Sie auf Grund der aktuellen Lage wieder am Krankenbett tätig werden?

Das glaube ich eher nicht. Da ich als Asthmatikerin zur Risikogruppe gehöre, und schon viel zu lange aus der Pflege ausgeschieden bin, geht das leider nicht.

Können Sie Zuversicht verbreiten, dass die Pandemie sich in nächster Zeit dem Ende neigt?

Ich bin von Natur aus, und auch als an Gott Glaubende, ein zuversichtlicher Mensch. Ich weiß natürlich auch nicht, wie lange wir mit diesen Maßnahmen leben müssen. Aber ich weiß, dass wir in allen Nöten, die wir in dieser Zeit bestehen müssen, immer in Gottes Hand geborgen sind. Für meine Begriffe werden wir hier in Deutschland sehr gut regiert und können uns darauf verlassen, dass alles getan wird, um die wirtschaftlichen und finanziellen Nöte nach dieser Zeit, zu mildern. Und wenn wir es schaffen, das heutige tolle Maß an Nächstenliebe, Solidarität und Hilfsbereitschaft in die Nach-Coronazeit mitzunehmen, dann bin ich noch zuversichtlicher.

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Halten Sie es für möglich, dass die Menschheit das Rad überdreht hat und ein Nachdenken jetzt schon einsetzt?

Tja, wenn ich in den sozialen Netzwerken, in den Medien aller Art und in Gesprächen gut hinhöre und lese, merke ich schon ein anderes Denken. Plötzlich Zeit zu haben, nicht mehr die Jagd nach dem immer Mehr und Besseren und Teureren, sondern dazu, sich mit den Kindern zu beschäftigen, sich um die Eltern und Großeltern zu kümmern, Bücher zu lesen, wieder selber Musik zu machen, den Garten schön zu gestalten, die eigene Kreativität wieder zu entdecken, das alles kann vielleicht das Denken und Tun für später beeinflussen. Hoffe ich sehr.

Als fußballbegeisterte Ordensschwester: halten sie Geisterspiele in der Bundesliga für eine Möglichkeit, die Saison zu Ende zu bringen?

Oh nein, auf keinen Fall. Geisterspiele sind wie Himmel ohne Gott, wie Ostern ohne Auferstehung, wie Kaffeeklatsch ohne Kuchen, wie FC ohne Kölsch und Olpe ohne Biggesee. Ich weiß auch nicht, wie man es am Gerechtesten lösen kann. Aber Geisterspiele? Niemals!