Iserlohn. Stürmer Eric Cornel blieb bei den Iserlohn Roosters in der laufenden DEL-Saison lange torlos. Mittlerweile blüht er auf. Was ihn so wichtig macht.
Mit der Zahl 302 wusste Eric Cornel zunächst nichts anzufangen. Um die Straßenbahnlinie zwischen Bochum und Gelsenkirchen geht es jedenfalls nicht – auch nicht um die Summe seiner DEL-Spiele, wie er vorsichtig vermutete. Bei 302 ist in Zusammenhang mit dem Stürmer der Iserlohn Roosters die Zählung der Tage stehengeblieben, an denen er nicht getroffen hat. Am 3. März 2024 war er in der 48. Minute zum 2:0 bei den Löwen Frankfurt erfolgreich. Die Partie endete bekanntlich 3:0, damit sicherten sich die Roosters den Klassenerhalt. Bis zum 30. Dezember dauerte dann Cornels Torflaute an.
Der torlose Cornel stand im Fokus, aber nicht in der Kritik
Zugegeben, das Ganze in Tagen darzustellen ist etwas unfair, schließlich stand der Kanadier nicht jeden Tag in einem Pflichtspiel auf dem Eis. Davon vergingen 33 ohne ein Tor von ihm. Eine derart lange Flaute hat der 28-Jährige im Laufe seiner Profikarriere, die 2016 beim AHL-Klub Rochester Americans Fahrt aufnahm, noch nicht erlebt. „Es war schon hart, so lange die Null mit sich herumschleppen zu müssen, aber ich bin jetzt auch nicht derjenige, der sich an Toren oder Scorerpunkten misst.“
Cornel versuchte sich anders einzubringen, um dem Team trotzdem irgendwie zu helfen. Und man kann nicht behaupten, dass ihm das nicht gelungen ist. Trifft ein Stürmer nicht, werden schnell die Rufe laut, ihn aus der Mannschaft zu nehmen. Stimmen dieser Art waren in Richtung Cornel aber kaum zu vernehmen, im Gegenteil: Mitspieler, Verantwortliche und Fans litten mit ihm, drückten jedes Mal aufs Neue die Daumen. Diese Form von Unterstützung und Vertrauen hat der Kanadier gespürt, das Lob an das Iserlohner Umfeld folgt daher umgehend: „Hier werden harte Arbeit und eine mannschaftsdienliche Spielweise anerkannt.“
An seiner Seite blühen sie alle auf
Trainer Doug Shedden ließ den Center mit der Nummer 18 zunächst bis auf wenige Ausnahmen als Center in der sogenannten Top-Reihe zwischen Tyler Boland und Michael Dal Colle ran. Doch ab Anfang Dezember trat eine Veränderung ein, die auch eine neue Definition der Top-Reihe erforderte. Groß auf trumpft seitdem immer häufiger die Reihe, in der Eric Cornel selbst spielt. Stürmerkollege Taro Jentzsch zum Beispiel wurde zwischenzeitlich von Doug Shedden auch mal öffentlich kritisiert. Kommt er an Cornels Seite zum Einsatz, ist die Chance groß, dass er trifft. Bei fünf von Jentzschs aktuell sieben Saisontoren war das bislang der Fall. Auch der bislang 13 Mal erfolgreiche Sven Ziegler kommt auf fünf Treffer an Cornels Seite – die beiden standen neunmal gemeinsam in einer Reihe.
Deswegen dachte Shedden auch nicht darüber nach, mit dem vermeintlichen Pechvogel härter ins Gericht zu gehen. „Es war toll, dass er an mich geglaubt hat und dass er mir immer viel Eiszeit gegeben hat. Sein Rat war, dass ich weiter draufhalten soll, was die Torschüsse angeht.“ So ist Eric Cornel aktuell der Rooster mit den zweitmeisten Abschlüssen (79, vier weniger als Branden Troock) und der Spieler mit der drittmeisten Eiszeit (721,49 Minuten, 78,08 Minuten weniger als Colin Ugbekile). Außerdem ist er der viertbeste Vorlagengeber im Team (14, fünf weniger als Ugbekile). Die Werte sind absolut ordentlich und unterstreichen seinen Wert für das Team, und dies nur rein sportlich betrachtet.
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Der Augenblick, als er am vorletzten Tag des alten Jahres im Heimspiel gegen die DEG sein erstes Saisontor erzielte, war trotzdem ein ganz besonderer. „Du hast den Affen aus der Tasche gelassen“, beschreibt er diesen in einer Weise, wie das wohl nur nordamerikanische Eishockey-Cracks tun. Gemeint ist, dass ihm schwere Steine vom Herzen gefallen sind. „Als die Fans meinen Namen gerufen haben, hat mir das auf jedem Fall sehr viel bedeutet.“ Und damit ist tatsächlich ein Bann gebrochen, denn Cornel traf auch in den beiden folgenden Heimspielen gegen Ingolstadt und zuletzt gegen Nürnberg. „Warum das jetzt auf einmal klappt, ist schwierig zu beschreiben. Sicherlich spielt das Selbstvertrauen auch eine Rolle.“
Optimistisch in den Abstiegskampf
Bei aller Aufbruchstimmung um Cornel und Co.: Dazu beigetragen, sich Luft im Tabellenkeller zu verschaffen, hat sie noch nicht. Aber nervös wird er deswegen nicht. „Seit etwa zehn Begegnungen spielen wir gut, wir schießen häufig aufs Tor, und unsere Spiele sind eng. Aber wir müssen sie häufiger auf unsere Seite ziehen.“ Deswegen sei auch der Rückstand auf Platz zehn schon so groß. Zur Erinnerung: Er beträgt momentan 14 Punkte. „Wir haben aber so eine Situation schon einmal erlebt und wissen daher, wie wir mit Emotionen und Druck umgehen müssen.“ Ein Vorteil der Roosters ist zweifelsfrei, dass sie einen Eric Cornel in ihren Reihen haben, der gerade erst das Toreschießen wieder für sich entdeckt hat.
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