Iserlohn. Bei unserer All-Stars-Abstimmung geht es diesmal um die Trainer, mit denen ECD-, IEC-und Roosters-Teams für Aufmerksamkeit sorgten.
Die ganz großen Titel und Trophäen haben sie – wenn überhaupt – woanders errungen: Die 37 Trainer, die in den vergangenen 65 Jahren beim ECD, IEC oder heute bei den Iserlohn Roosters hinter der Bande standen und stehen. Aber viele von ihnen sind den heimischen Fans in Erinnerung geblieben und haben sich den Status einer Legende erworben, weil es Aufstiege zu feiern gab oder weil sie mehr aus ihren Teams herausholten, als denen zugetraut wurde. Fünf von ihnen stellen wir wie immer ohne Anspruch auf Vollständigkeit zur Abstimmung vor.
Mit ihm ging es zweimal in die Bundesliga: Dieter Hoja
Dieter Hoja hat sich seinen Platz in der heimischen Eishockeygeschichte allein schon dadurch gesichert, dass er den EC Deilinghofen 1977 durch das „Wunder von Augsburg“ erstmals in die Bundesliga führte. Es war bereits die zweite Amtszeit Hojas am Seilersee und längst nicht seine letzte. Sein erstes Engagement war auf die Saison 1973/74 beschränkt, doch der neue Mann schlug gegenüber seinen Spielern neue Töne an. Der Drill gehörte mit ihm der Vergangenheit an. Er kam, wenn es in irgendeiner Form brannte – und löschte. So erwarb er sich den Ruf als erfolgreicher Feuerwehrmann. So auch in der Zweitligasaison 81/82, in deren Verlauf er den Finnen Jorma Siitarinen ablöste und die Mannschaft letztendlich auf Platz drei führte. Dass diese Platzierung zur Rückkehr in die Bundesliga reichte, war allerdings einem Täuschungsmanöver von Heinz Weifenbach zu verdanken. Nach getaner Tat räumte Hoja seinen Stuhl für den Tschechoslowaken Vladimir Cechura, der aber in Iserlohn nicht zurechtkam. So wurde Hoja Nachfolger seines eigenen Nachfolgers und ein erfolgreicher noch dazu. Nur ein Punkt fehlte 1983 zum Play-off-Einzug. Der Erfolgscoach hatte erneut abgeliefert und seinen Nachfolger Gerhard Kießling selbst mit ausgesucht. Im Januar 1985 kehrte Hoja erneut zurück, diesmal aber, um Trainer Ricki Alexander zu unterstützen.
Dramatisches Scheitern in der Aufstiegsrunde unter „Joschi“ Golonka
Pressekonferenzen mit hohen Unterhaltungswert in der Drittelpause und dabei ein Zigarillo zwischen den Lippen – das gab es in Iserlohn nur unter dem Slowaken Jozef „Joschi“ Golonka, der mit dem inzwischen in ECD Sauerland umbenannten Verein 1989/90 und 90/91 die zweite Bundesliga Nord dominierte, dann aber in der Aufstiegsrunde beide Male Schiffbruch erlitt. Der heute 86-Jährige hatte sich als Trainer schon einen Namen gemacht, bevor er nach Iserlohn kam, unter anderem als Meistercoach des SC Riessersee 1978 und der Kölner Haie 1984. In seiner Heimat war er als jahrelanger Nationalspieler und mehrfacher Olympiateilnehmer sowieso eine große Nummer. Als dann aber der Start in die Spielzeit 91/92 misslang, musste der „Trainer des Jahres“ 1989 und 1990 gehen. Es war eine Zeit, in der sich nicht nur die sportlich Interessierten mit dem ECD beschäftigten, sondern auch die Justiz.
Hier seht ihr unsere bisherigen All-Stars
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Peter Gailer meistert den bis heute letzten echten Neustart
Demut herrschte 1994 vor, als der Iserlohner EC aus der Taufe gehoben wurde und man sich auf den Neustart in der drittklassigen zweiten Liga Nord vorbereitete – mit Peter Gailer als Trainer. Bereits sechs Jahre zuvor hörten Iserlohns Spieler, darunter der kürzlich verstorbene Frank Strauß, auf sein Kommando. Dabei war Gailer gleichzeitig einer von ihnen. Mit dem damals 32-Jährigen gelang als Spielertrainer die Oberligameisterschaft und der Aufstieg. Danach übernahm Joschi Golonka. Auch in seiner zweiten Amtszeit hatte Gailer Erfolg: Am Ende der Saison 94/95 wurde der Aufstieg in die seinerzeit zweitklassige erste Liga Nord gefeiert, für Freude sorgten prestigeträchtige Siege über Herne und Essen. Bis 1997 blieb der Garmisch-Partenkirchener Trainer. Von seinen hauptamtlich tätigen Vorgängern war nur Dieter Hoja länger im Amt, doch lange sollte Gailer, der von den Lesern der Heimatzeitung insgesamt viermal zum Trainer des Jahres gewählt wurde, diesen Status nicht behalten. Anfang Februar 1997 wurde bekannt gegeben, dass der Vertrag mit Gailer zu dessen Enttäuschung nicht verlängert würde. Es hieß, der IEC-Vorstand wolle mit dem Trainerwechsel für frischen Wind sorgen.
Niemand blieb so lange wie Greg Poss
So überraschend die Trennung von Peter Gailer auch gewesen sein mag: Sie erwies sich nicht im Geringsten als Fehler. Mit Greg Poss übernahm erstmals ein US-Amerikaner das Traineramt. Durch seine Akribie, sein Temperament und sein Gespür für Talente hatte Poss bei den Iserlohnern schnell einen Stein im Brett. Und weil er längst nicht nur Trainer war, sondern auch Manageraufgaben übernahm, bekam er die Funktionsbezeichnung „Trainager“ verpasst. Er war im Amt, als die Roosters im Jahr 2000 den Einstieg in die DEL wagten, und er war ein Garant dafür, dass sie sich im Eishockey-Oberhaus etablierten. Das haben ihm die Fans nicht vergessen. Auf Händen trugen sie ihn bei seinem Abschied 2003 durch die Eissporthalle, und als Poss ein Jahr später anlässlich des zehnjährigen IEC-Bestehens zur Feier am Danzturm erschien, feierten sie ihn, als habe er das Team gerade zur Meisterschaft geführt. Die Erinnerungen an die aufregendste Phase des heute noch aktuellen Kapitels der Iserlohner Eishockeygeschichte waren auch im Herbst 2022 noch frisch: Da wurde Poss zurückgeholt, um die wieder einmal kriselnden Roosters auf Kurs zu bringen. Die Mission „Klassenerhalt“ gelang, Poss erhielt frühzeitig einen Zwei-Jahres-Vertrag. Doch die Neuausrichtung der Mannschaft im Sommer 2023 missglückte. Ein katastrophaler Start in die zuletzt beendete DEL-Saison, der in einer noch viel dramatischeren Situation als bei Poss‘ Amtsantritt zwölf Monate zuvor mündete, hatte die Trennung zur Folge.
Er ließ die Totgesagten länger leben: Doug Shedden
Es ist nicht bekannt, wie viele Wegbegleiter und Bekannte Doug Shedden für verrückt erklärt haben, als er den Roosters im November 2023 sein „Ja“-Wort gab. Die Mission Klassenerhalt war schon bei seiner Amtsübernahme ein außerordentlich ambitioniertes Vorhaben, nach Weihnachten schien es nur noch darum zu gehen, sich irgendwie anständig aus der Liga zu verabschieden. Die einzige Hoffnung der Fans, doch noch in der Liga zu bleiben, bestand im Prinzip darin, dass es keinen Aufsteiger aus der DEL2 geben würde. Doch Häme und Abgesänge beeindruckten den extrem erfahrenen Kanadier nicht. Nach einer 1:7-Niederlage in Ingolstadt kurz nach seiner Amtsübernahme gab er sich zuversichtlich: „Ich habe schon viele Teams in einer ähnlichen Lage wie Iserlohn übernommen, die von den ersten Spielen einige verloren haben. Aber dann haben sie eine Entwicklung in die richtige Richtung genommen.“ Die Auferstehung der totgesagten Mannschaft begann noch im selben Jahr und mündete nach einer nicht mehr für möglich gehaltenen Aufholjagd im vorzeitigen Klassenerhalt.