Iserlohn. Zum ersten Mal nach über drei Monaten ist Erleichterung in der Eissporthalle am Seilersee zu spüren. Dal Colle findet Tabelle surreal.

Lachende Gesichter, wohin man auch sah. Beim freiwilligen Eistraining am Mittwochvormittag war genau zu erkennen, wie das Spiel in Köln für die Iserlohn Roosters gelaufen ist - hervorragend. Der 5:4-Auswärtserfolg im Westderby bei den Kölner Haien war kein Sieg wie jeder andere, es war der Befreiungsschlag im Kampf um den Klassenerhalt in der DEL für die Sauerländer, den sie so dringend benötigt haben. Denn seit ca. 22 Uhr am Dienstagabend ist es amtlich: Nach über drei Monaten verlassen die Roosters den letzten Tabellenplatz und reichen die rote Laterne vorerst an Augsburg weiter.

Tyler Boland lobt seine Sturmpartner

Entsprechend gut war auch die Stimmung auf der Rückfahrt im Mannschaftsbus. „Jeder von uns hat dieses unglaubliche Gefühl gespürt. Wir haben sehr viel gelacht und Späße gemacht“, erzählte Stürmer Tyler Boland nach dem Training. Der Torschütze zur 4:3-Führung war einmal mehr einer der auffälligsten Akteure bei den Sauerländern. „Aktuell macht es sehr viel Freude, dem Team mit meinen Toren und Vorlagen helfen zu können. Das liegt jedoch auch an meinen Mitspielern in der Reihe“, lobt der 27-Jährige insbesondere seine Sturmpartner Eric Cornel und Michael Dal Colle. „Eric ist ein starker Center und ein sehr guter Bully-Spieler. Michael brauchst du nur anspielen, und du weißt, es kommt etwas Vernünftiges dabei heraus.“

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Damit könnte Boland die Vorlage zu seinem Treffer, aber auch das Kontertor seines Sturmpartners gemeint haben. Dal Colle war jedenfalls gegen Köln der Dreh- und Angelpunkt in der Roosters-Offensive. „Vielleicht war das die beste Leistung von mir in dieser Saison.“ Dabei gibt der Kanadier offen zu, dass der Druck vor dem Spiel immens groß war. „Du kommst aus der Pause und weißt, dass du nur noch acht Spiele vor dir hast und davon so viele wie möglich gewinnen musst.“ Umso größer war seine Freude nach der Partie. „Das war eine tolle Atmosphäre. Ich danke den vielen Roosters-Fans, die uns in Köln so lautstark unterstützt haben. Seitdem ich hier bin, hatte ich noch nie so ein Gefühl wie gestern Abend“, macht Dal Colle die Erleichterung deutlich.

Spieler schauten auf ihren Handys die Tabelle an

Dennoch gab es durchaus unterschiedliche Herangehensweisen, wie der Sprung auf Tabellenplatz zwölf genossen wurde. Trainer Doug Shedden verrät: „Als die Spieler im Bus saßen, haben sich fast alle erstmal ihr Handy geschnappt und auf die Tabelle geschaut.“ Einer davon war Michael Dal Colle. „Wir waren eine Ewigkeit Letzter. Dieses Tabellenbild fühlt sich irgendwie surreal an.“ Sein Coach hielt es dagegen noch bis zu Hause aus, ehe er nach Mitternacht den Fernseher anschaltete. „Ich habe mir achtmal unsere Spielzusammenfassung angeschaut. Platz zwölf gehört uns vielleicht ja nur einige Tage, aber es fühlt sich sehr gut an.“

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Nicht nur bei den Roosters, sondern auch in Augsburg und Frankfurt könnte der Überraschungserfolg der Iserlohner eine Wirkung hinterlassen haben. „Vor zwei Monaten waren die sich noch sicher, in dieser Saison mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Seit gestern haben wir den Druck nun an diese beiden Teams weitergereicht“, glaubt Michael Dal Colle. Vieles wird jedoch auch von den nächsten beiden Partien der Roosters abhängen. Am Freitag empfangen sie die um drei Punkte besser platzierten Nürnberg Ice Tigers, und am Sonntag geht es dann zum direkten Kellerduell nach Augsburg. „Das sind beides Sechs-Punkte-Spiele, also ein Zwölf-Punkte-Wochenende für uns“, lautet die Rechnung von Doug Shedden, mit einer Aussicht, an die er sich erst noch gewöhnen müsse: „In den beiden Partien haben wir die Chance, unsere Kontrahenten weiterhin hinter uns zu lassen. Hinter uns zu lassen? Darf ich das jetzt sagen? Ja, ich glaube ja“, scherzt der Roosters-Coach mit einem Augenzwinkern.