Köln. Iserlohner hieven sich nach 5:4-Sieg in Köln auf Platz zwölf. Rutkowski und Boland drehen mit Doppelschlag heißes Karnevalsderby.

An Veilchendienstag sorgten die Iserlohn Roosters mit einem närrischen Auftritt für Katerstimmung in der Kölnarena. Nach zweimaligem Rückstand drehten sie im Schlussabschnitt die Partie. Exakt um 21:39 Uhr hatten sie erstmals seit dem 16. Spieltag den letzten Platz in der DEL verlassen. „Wir sind nicht mehr der tote Letzte. Da ist ein schönes Gefühl“, frohlockte Roosters-Coach Doug Shedden direkt nach Schlusspfiff bei „Magenta Sport“.

Eishockey DEL: Kölner Haie - Iserlohn Roosters 4:5 (2:0, 1:2, 1:3). Die Antwort auf die Frage, ob die sie nach der Länderspielpause an ihre Leistungen anknüpfen würden, lieferten die Roosters gleich in der Anfangsphase des 150. Duells in 65 Jahren heimischen Eishockeys zwischen Iserlohn und Köln. Eric Cornel und Tyler Boland verpassten es gleich dreimal, früh das Spiel in die richtige Richtung zu lenken. Stattdessen befreiten sich die Haie vom Druck der Gäste und nahmen das Heft in die Hand. Hubert Labrie (5.) verhinderte zunächst in letzter Sekunde, dass Kammerer ins leere Tor einschieben konnte. Wenig später blieb dann aber sein Aufbaupass am Schlittschuh eines Kölners hängen, was zu Unordnung in der Defensive führte, die Dietz nach einem Rückhandpass von Kammerer quer durch IEC-Zone zur Kölner Führung ausnutzte.

Spätestens drei Minuten später schien der Plan von Colin Ugbekile dahin zu sein, mit druckvoller Offensive seinen Ex-Club nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Beim 2:0 durch Aubry geriet der Verteidiger selbst zur tragischen Figur, als er einen schon abgefälschten Schuss mit der Hüfte so ablenkte, dass Andreas Jenikes Griff nach der Scheibe wie Slapstick aussah. Im Powerplay verpassten es die Roosters, über einen Anschlusstreffer wieder ins Spiel zurückzukommen. Bis auf Nick Ritchies Rückhandschuss gelang nichts Zwingendes.

In der Pause muss Doug Sheddens Ansprache deutlich gewesen sein, denn mit einem Paukenschlag starteten seine Schützlinge in den Mittelabschnitt. Anders als zwanzig Minuten zuvor zielte Eric Cornel diesmal genauer. Der Anschlusstreffer sorgte dafür, dass die Roosters sich zum besseren Team auf dem Eis entwickelten. Dabei überstanden sie eine sechsminütige Druckphase mit zwei Unterzahlsituationen. Außer einigen Fernschüssen fand Köln keinen Weg zum Iserlohner Gehäuse. Wieder komplett rissen die Roosters gleich wieder die Zügel an sich. Drew LeBlanc und der weitgehend unauffällige Ritchie verbuchten zwei gute Möglichkeiten für den IEC. Auf der anderen Seite hielt Jenike mit zwei Rettungstaten gegen Bailen und Bast seine Farben im Spiel.

Im zweiten Powerplay belohnte Ugbekile die Gäste für den couragierten Auftritt. Sein Schlagschuss ließ Haie-Goalie Pantkowski zum 2:2 passieren. Das Kölner Eigengewächs ließ die Karnevalsstimmung in der Kölnarena verstummen. Sieben Sekunden vor der zweiten Drittelpause ging dann wieder das „Trömmelsche“ durchs gut gefüllte weite Rund. Iserlohn hatte sich nicht befreien können, Bast fand genau die Lücke über Jenikes Schulter und sorgte für die kalte Dusche bei den Gästen. Doug Shedden verschwand sichtlich bedient in die Kabine.

Die Haie starteten aggressiv in die letzten zwanzig Minuten, die Roosters hielten jedoch dagegen. Boland (47.) verpasste zunächst den erneuten Ausgleich. Nach Strafe auf beiden Seiten ließ Maciej Rutkowski die Roosters-Fans im Oberrang jubeln. Balazs Seboks Schuss wurde von Pantkowski abgewehrt und Rutkowski nutzte das Chaos bei den Haien und netzte zum 3:3 ein. Der moralische Vorteil lag nun beim IEC. Nach einem Kölner Scheibenverlust startete Michael Dal Colle durch und bediente genau im richtigen Moment Tyler Boland. Innerhalb von 43 Sekunden hatten die Roosters die Partie gedreht. Zwei Minuten später legte Dal Colle dann selbst nach, als er einen Konter zum wichtigen 5:3 abschloss. Zwei Minuten vor Abpfiff setzte Haie-Coach Uwe Krupp alles auf eine Karte. Kammerer verkürzte noch, die Roosters ließen sich jedoch das Horrido am Veilchendienstag in der Karnevalshochburg nicht mehr nehmen.

Köln - Roosters 4:5

Kölner Haie: Pantkowski - Sieloff, Müller; Bailen, Austin; Šustr, Dietz; van Calster - Storm, Aubry, Kammerer; Grenier, MacLeod, Schütz; Bast, McIntyre, Olver; Hänelt, Proft, Lindner.

Iserlohn Roosters: Jenike - Gormley, Ugbekile; Labrie, Thomas; Quaas, Bender; Elias - Dal Colle, Cornel, Boland; Ritchie, LeBlanc, Jentzsch; Schiemenz, Sebok, Ziegler; Broda, Jahnke, Rutkowski.

1. Drittel: Tore: 1:0 (6:30) Dietz (Kammerer, Storm), 2:0 (9:44) Aubry (Storm, Kammerer) - Torschüsse 13/7 - Strafminuten 2/0

2. Drittel: Tore: 2:1 (20:18) Cornel (Boland, Ugbekile), 2:2 (36:28) Ugbekile (Jentzsch, Dal Colle/5-4), 3:2 (39:53) Bast (McIntyre, Olver) - Torschüsse 13/11 - Strafminuten 2/4

3. Drittel: Tore: 3:3 (49:06) Rutkowski (Sebok), 3:4 (49:59) Boland (Dal Colle), 3:5 (52:14) Dal Colle (Ziegler, Ugbekile), 4:5 (59:08) Kammerer (Bailen, MacLeod)- Torschüsse 13/9 - Strafminuten 2/4

Torschüsse gesamt: 39/27

Strafminuten gesamt: 8/8

Schiedsrichter: Schrader, Schukies

Zuschauer: 15.842

Uwe Krupp (Trainer Köln): „Wir haben die letzten zehn Tage damit verbracht, unserer Mannschaft zu erklären, dass wir gegen die in den letzten elf Spielen statistisch beste Mannschaft spielen. Schon der erste Konter war ein Alarmsignal für uns. Danach haben wir unseren Job gemacht. Das 3:2 hat uns Sicherheit gegeben. Im letzten Drittel sind uns individuelle Fehler passiert, die entscheidend waren.“

Doug Shedden (Trainer Iserlohn): „Ich habe die letzten zehn Tage nicht geschlafen, weil ich mir nur über dieses Spiel Gedanken gemacht habe. Großes Lob an unsere Jungs, sie haben nie aufgegeben. Wir kamen vom Meeresgrund, haben nur darüber gesprochen, hier zu punkten. Wir sind vom letzten Platz jetzt sogar auf Platz zwölf gesprungen und haben Chancen auf die Playoffs. Ich bin sehr stolz. Das war ein großartiger Sieg für uns.“ TS