Hagen. . In einer packenden Partie bezwingt die Mannschaft von Trainer Ingo Freyer den scheinbar übermächtigen Meister und Pokalsieger aus Bamberger mit 104:97 nach Verlängerung.

Ein paar Minuten zuvor dröhnen die Bässe durch die Halle. „Reißt die Hütte ab“ wummert es aus den Boxen. Es kann ja keiner ahnen, dass die das wirklich machen, die Fans von Phoenix Hagen, jetzt da Larry Gordon vier Sekunden vor dem Ende der Verlängerung am Korb des Gegners hängt, durch den er gerade den Ball gestopft hat.

Wuchtig. Und siegessicher. Es sind die letzten Punkte an diesem denkwürdigen Abend, an dem Hagen den scheinbar übermächtigen Basketball-Meister und Pokalsieger Brose Baskets Bamberg mit 104:97 aus der Halle schickt.

Achterbahnfahrt

Die 45 vorangegangenen Minuten sind eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Hagen mischt den Tabellenführer von Beginn an gehörig auf, setzt ihn mit leidenschaftlicher Verteidigung und rasantem Offensivspiel unter Druck - und liegt über weite Strecken des Spiels in Führung. Hauchdünn. Aber immerhin. Mit einem 41:42 geht es in die Halbzeitpause.

Das Spiel wiegt hin und her und steuert auf ein packendes Finale hin, in dem es drunter und drüber geht. Drei Minuten vor dem Ende hat Hagen beim 86:79 die höchste Führung herausgespielt und sieht Sekunden vor dem Ende mehrmals wie der sichere Sieger aus. Doch David Bell und Davin White vergeben die Chancen aus der Nahdistanz. Gegenzug, Dreier, Verlängerung.

99:97 steht es 22 Sekunden vor dem Ende. Die 24-Sekunden-Uhr für den Hagener Angriff tickt herunter. Die Fans, von denen seit Minuten keiner mehr sitzt, raunen. Mach was, heißt das, nun mach doch was! Und Davin White macht, was er am besten kann. Werfen. Von weit weg fliegt der Ball und rauscht durch das Netz. Die Entscheidung. Der Rest ist Party.

Der Wahnsinn bricht los

Die Sirene hört schon niemand mehr, als der Wahnsinn so richtig losbricht. Trainer Ingo Freyer fällt seinen Spielern in die Arme, Mark Dorris schüttelt nur noch mit dem Kopf, Larry Gordon und Dino Gregory führen vor der Tribüne mit den treuesten Fans Tänze auf, die vermuten lassen, dass sie imaginäre Feuer mit den Füßen austreten.

Dann wird die gesamte Mannschaft von den Fans zu gemeinsamen Feierlichkeiten auf die Tribüne gebeten. Und keiner der 3145 Zuschauer in der ausverkauften Halle wagt es, diesen Festabend vorzeitig zu beenden. Es ist, als wenn Phoenix soeben deutscher Meister geworden wäre.

„Wir müssen in der Lage sein, auch in der hitzigen Atmosphäre von Hagen kühlen Kopf zu bewahren“, bemängelt Bambergs Trainer Chris Fleming. Drei Niederlagen hatte seine Mannschaft bis gestern in der Bundesliga nur einstecken müssen, erlitten gegen Alba Berlin, Bayern München und Quakenbrück. Hagen zählt nun auch zu diesem illustren Kreis.

„Ich bin sehr, sehr stolz. Wir haben unseren Plan 45 Minuten lang gegen eine absolute Spitzenmannschaft durchgezogen“, sagt Hagens Trainer Ingo Freyer, noch immer ein wenig benommen von den Feierlichkeiten. Er weiß, dass es ein wichtiger Sieg ist, weil die Konkurrenz im Tabellenkeller gepunktet hat. So wie Hagen. Gegen Bamberg. Ein denkwürdiger Abend.