Neuss/Herdecke. Vor 25 Jahren war er deutscher Jugendmeister, dann stoppte ihn der Krebs. Wie Max Lodwich jetzt endlich zur WM will:
Deutscher Meister war er schon, aber das ist lange her. Ein Vierteljahrhundert, um genau zu sein, 1999 gewann Maximilian Lodwich den Titel in der B-Jugend, drei Jahre später nochmal bei den Junioren. 25 Jahre später ist der Ringer der TSG Tigers Herdecke nach langer Pause nun wieder deutscher Meister, er gewann bei den German Masters in Neuss in seiner Altersklasse. Und der 40-Jährige hat Lust auf mehr. Den regelmäßigen Einsatz im Oberliga-Team der TSG etwa - und vielleicht seinen ersten Start bei einer Weltmeisterschaft. „Ich war richtig fit, das hat sich ausgezahlt“, sagt der Superschwergewichtler.
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Lange Zeit auf der Matte hat Maximilian Lodwich in Neuss nicht verbracht. Drei Kämpfe standen für den Herdecker in der Klasse bis 130 Kilogramm griechisch-römisch an, insgesamt nur 60 Sekunden benötigte er dafür. Patrick Hunger vom Wernigeröder SV aus Sachsen-Anhalt besiegte er mit 9:0 wegen technischer Überlegenheit, in der zweiten Runde schulterte er dann den Bayern Oliver Gräb (RSV Schonungen) nach nur elf Sekunden. Gegen Björn Knoblauch (Südbaden, KSV Linzgau Taisersdorf) dauerte es im Finale der Gewichtsklasse dann etwas länger, nach 31 Sekunden und einem 8:0-Sieg hatte der Herdecker dann aber den ersten nationalen Titel seit mehr als zwei Jahrzehnten sicher. „Ich habe wohl nichts verlernt“, freut sich Lodwich, der bei seinem ersten Turnier seit langer Zeit keinen seiner Kontrahenten kannte. „Wenn man erstmal sehen will, wo man steht, ist ein Turnier gegen Gleichaltrige das Richtige“, sagt er, „aber man weiß ja nie, wer dann tatsächlich kommt.“ Insgesamt 127 Freistiler und 121 Griechisch-Römisch-Ringer im Alter von 35 bis 60 Jahren waren bei den German Masters in Neuss in fünf Alters- und sechs Gewichtsklassen an den Start gegangen.
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Viele von ihnen tun dies regelmäßig, etwa Lodwichs Teamkollege Mohammad Alubaidi, der im Freistil der Superschwergewichtler Vizemeister wurde und in der Griechisch-Römisch-Disziplin nach einer Verletzung ausstieg, weil er demnächst bei den deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen in Heidelberg antreten will. Für Maximilian Lodwich dagegen war es das erste Mal seit langer Zeit, dass er Turnier-Wettkampfluft schnuppern konnte. Denn nach seiner Jugend- und Junioren-Zeit in der nationalen Spitze, in denen er nahe an einer Weltmeisterschafts-Teilnahme war, stoppte den damals 21-Jährigen eine Krebserkrankung. Eineinhalb Jahre benötigte der Herdecker, um sie niederzuringen, danach hatten sich die Prioritäten verschoben. „Das Leben zu genießen, war wichtiger, auch wenn ich weiter gerungen habe“, sagt der Athlet, der für die TSG Herdecke, den KSV Witten und KSV Hohenlimburg in 2. Bundesliga und Oberliga antrat. Großes in seiner Sportart habe er aber nun nicht mehr erreichen wollen. Und als dann erneut eine in einem Kampf erlittene Nacken-Verletzung eine halbjährige Pause erzwang, verlor er die Lust am Ringen und hörte auf.
Nach gut vier Jahren Pause stieg Lodwich erst vor zwei Jahren bei den TSG Tigers Herdecke wieder ein, musste im Training einen großen Rückstand aufholen. In der letzten Oberliga-Saison hatte er einen Einsatz für die TSG, verlor aber deutlich. „Ich war einfach nicht fit, das entsprach nicht meinen Vorstellungen“, sagt er. Das hat sich mittlerweile geändert. „Ich hatte eine knackige Vorbereitung auf die German Masters“, sagt Lodwich, der nun auch in der Oberliga wieder regelmäßig antreten will. „Er soll in der Hinrunde alle Griechisch-Römisch-Kämpfe für uns bestreiten“, kündigt TSG-Trainer Recep Mercan an, darauf freut sich Lodwich. Wobei er betont: „Falls junge Leute bei uns in meiner Klasse Kämpfe brauchen, bin ich der Letzte, der im Wege steht.“ An Leon Suslin etwa, der vor zwei Jahren deutscher A-Jugendmeister wurde, hat er seine Erfahrungen bereits weitergegeben. Und dann reizt den 40-Jährigen auch noch die internationale Ringer-Bühne, die er in der Jugend verpasst hat. „Im Oktober sind die Veteranen-Weltmeisterschaften in Kroatien“, sagt Maximilian Lodwich: „Leider muss man die Teilnahme selbst zahlen, da muss ich noch nach Sponsoren gucken. Aber ich hätte schon Lust.“