Hagen. Genau 50 Jahre nach dem Deutschen Meistertitel im Basketball haben sich die Spieler des SSV Hagen zum Jubiläum getroffen. So blicken sie zurück.
Samstag, 6. April 1974, eine Sporthalle in Heidelberg. Begeisterte Hagener Basketballfans stürmen das Spielfeld, reißen den Spielern des SSV Hagen förmlich die Trikots vom Leib. Soeben hat ihre Mannschaft die Deutsche Basketball-Meisterschaft gegen USC Heidelberg gewonnen, nach zwei Siegen in den Finalspielen.
Samstag, 6. April 2024, auf den Tag genau 50 Jahre später. Ein Restaurant in Hohenlimburg. Im Gastraum hat es sich eine Gruppe von etwa 15 Seniorinnen und Senioren bequem gemacht, es sieht nach einem gemütlichen Treffen unter Freunden zum Wochenausklang aus. Doch die Herrschaften treffen sich aus einem besonderen Grund: Sie alle sind Mitglieder der Mannschaft, die den bislang einzigen Meistertitel nach Hagen holte. Gemeinsam mit ihren Ehefrauen möchten sie sich in geselliger Runde an den großen Erfolg vor 50 Jahren erinnern.
Unvorstellbare Begeisterung
„Die Begeisterung in der Halle, aber auch später beim Empfang in Hagen war unvorstellbar“, erinnert sich Jochen Pollex. Und der hat wirklich einiges in seiner Karriere erlebt. Dreimal war er Deutscher Meister mit Bayer Leverkusen. „Doch der Titel mit dem SSV hier in der Heimatstadt war schon was ganz Besonderes“, sagt der Mann, der 136 Mal das Trikot der Deutschen Nationalmannschaft trug, „das wird bei mir persönlich nur noch durch die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1972 in München getoppt.“
Bis heute ist bekannt, dass die Hagener Basketball-Fans ihr Team auch zu den Auswärtsspielen begleiten und supporten , das erleben die Spieler von Phoenix gerade. „Das war schon toll, wie die Fans uns damals unterstützt haben“, erinnert sich Pollex, „gerade in einer Phase, als das Spiel in Heidelberg zu kippen drohte, haben sie uns nochmal den Kick gegeben.“ Jochen Pollex ist ein wenig auf Distanz gegangen. „Der große Sport ist heute ohne Geld nicht mehr möglich, das ist schade für Vereine, die keine großen Sponsoren haben. Was Phoenix da im Moment leistet, ist fantastisch,“ verfolgt er das aktuelle Geschehen.
„Ma-, Ma-, Martinek!“ - so hallte es an jenem 6. April 1974 durch die Heidelberger Halle. Die Sprechchöre galten, na klar, dem legendären Josef „Joschko“ Martinek. „Natürlich macht mich das ein bisschen stolz“, gesteht der Mann, der damals als Center agierte und dessen Markenzeichen der Hakenwurf war. Was die damalige Mannschaft auszeichnete? „Harmonie und gegenseitiger Respekt haben uns als Mannschaft geholfen. Kein Wunder, dass daraus jahrzehntelange Freundschaften wurden. „Ich treffe alle gern“, bestätigt Martinek, „jetzt sind wir zwar alt geworden, aber so lange die Gesundheit mitspielt, sind wir zufrieden.“
Das sagt er auch mit der Erfahrung, dass bereits einige der damaligen Mitspieler verstorben sind, oder aus gesundheitlichen Gründen an diesem Abend nicht dabei sein können. Auch Martinek lobt die damalige Unterstützung der rund 1000 Hagener Fans, die für Heimspielatmosphäre sorgten: „Das war Doping für uns und hat uns Kraft gegeben.“ Er selbst geht nicht mehr zu Phoenix-Spielen in die Ischelandhalle, „aber unsere Söhne sind regelmäßig in der Halle“, ergänzt seine Ehefrau.
Am nächsten Tag sprechen alle von einem schönen Abend. Wann der genau zu Ende war, darüber gehen die Meinungen noch heute etwas auseinander …
Eingeschworene Gemeinschaft
Lothar Dahlbüdding jedenfalls ist die Freude anzusehen: „Wir sind halt immer noch eine eingeschworene Gemeinschaft und da ist es schön, diesen Abend so erlebt zu haben. Man sieht sich auch selbst ein bisschen bestätigt, dass sich die Dinge 1974 tatsächlich so zugetragen haben, wie man sie selbst in Erinnerung hat.“ Der damalige Kapitän Armin Eickmann nickt zur Bestätigung. Einen Tag später dürfen Dahlbüdding und Eickmann im Kreise ihrer Teamkollegen die Ovationen von rund 3000 Menschen in der Ischelandhalle entgegen nehmen, als die Mannschaft vor dem Zweitligaspiel von Phoenix gegen die Uni Baskets aus Münster für den einmaligen Erfolg von 1974 geehrt wird. Und das mit Recht.