Hamm. Derby in der 2. Handball-Bundesliga: Eintracht Hagen setzt in Hamm ein weiteres Ausrufezeichen. Die Partie bleibt bis zum Ende spannend.
Wie lautet das Rezept für ein spannendes Handball-Derby? Man nehme zwei etwa gleich starke Klubs, eine Portion Aufstiegsambition und dann braucht man noch ein Spiel mit möglichst vielen Höhen und Tiefen. Außerdem aber auch viel für den guten Geschmack und die richtige Würze: All das hat das Derby zwischen dem ASV Hamm-Westfalen und dem VfL Eintracht Hagen in der 2. Handball-Bundesliga am Sonntagabend geboten.
Mit einer geschlossen guten Teamleistung hat das Team von Trainer Stefan Neff den Nachbarn aus dem nördlichen Westfalen mit 36:34 geschlagen. Die Partie war durchgehend spannend, die Stimmung in der Halle war gut und am Ende feierten ein paar Dutzend mitgereiste Hagener Fans den verdienten Sieg, den Kreisläufer Frederic Stüber mit einer Humba begleitete.
Es war ein Derby, das alles hielt, was es vorher versprochen hatte. Ein Top-Spiel auf höchstem Zweitliga-Niveau. Auf Hagener Seite erwischten Pouya Norouzi, Kim Voss-Fels und Hakon Styrmisson einen besonders guten Tag. Doch auch Mats Grzesinski, der den verletzten Torhüter Maurice Paske im Kasten vertrat, machte seine Sache gut.
Die Eintracht erwischte in Hamm zwar keinen Traumstart, kam aber dennoch gut ins Spiel. Obwohl etwa Kim Voss-Fels offensiv für die ersten Akzente setzte, war seine die rechte Abwehrseite hingegen in der Anfangsphase etwas wackelig. Unter anderem die Körpertäuschungen von Hamms Björn Zintel waren nach dem Kreuzen für die Eintracht-Abwehr nur schwer auszurechnen. Nach einem insgesamt ausgeglichenen Auftakt mit leichten Vorteilen für die Hausherren stand es in der 10. Minute 7:5.
Erste Eintracht-Führung in der 13. Minute
Wenig später glich die Eintracht dann aber aus, nachdem Mittelmann Alexander Weck erst den Ball aus rund 12 bis 13 Metern in die untere Ecke hämmerte - und später Styrmisson nach einer zweiten Welle mit viel Platz abräumen durfte. Alexander Beckers 8:7 (13.) bescherte die erste Hagener Führung des Tages.
Auffällig bis dato: Das Spiel kam temporeich daher und das Niveau war absolut hochklassig. Die Hagener drückten dem Spiel immer mehr ihren Stempel auf. Für die übrige erste Hälfte lagen die Grün-Gelben immer in Front, ehe sich kurz vor der Pause die Lage etwas zuspitzte. VfL-Trainer Stefan Neff hatte in der Auszeit rund anderthalb Minuten vor dem Halbzeitpfiff besprochen, dass für den vorletzten Angriff mit Freddy Stüber ein zweiter Kreisläufer und siebter Feldspieler aufs Feld kommen wird und er forderte das Spiel breit zu machen, um über Außen abzuräumen.
Hamm geht mit Zeitstrafe in die Halbzeit
Das funktionierte auch erstmal gut - nur scheiterte Hakon Styrmisson bei seinem Wurfversuch über Linksaußen. Hamms Zintel war neben Jan von Boenigk, der nächsten Sommer wieder zurück zur Eintracht wechselt, der stärkste ASV-Akteur und bescherte kurz vor der Halbzeitpause den Ausgleich (16:16). Per Siebenmeter, den Hagens Kreisläufer Alexander Becker geschickt einfäldete, stellte Pierre Busch dann aber die knappe Eintracht-Führung wieder her. Und fast genauso wertvoll: Durch das Foul an Becker musste Markus Fuchs auf Hammer Seite zwei Minuten länger in der Halbzeitpause ausharren.
- Eintracht Hagen: Styrmisson bricht mit 17 Toren alten Rekord
- Eintracht Hagen: Wird der April der Monat der Entscheidung?
- Hagener (32) verkauft Hoodies und Caps mit besonderem Motiv
Durchgang zwei war dann weiterhin vom Hagener Momentum geprägt: Über ein 24:20 (40.) hielt die Eintracht den ASV zunächst weiter auf Abstand. Doch Hamm blieb hartnäckig und deckte immer offensiver. So weit kam es aber nicht immer: Denn der VfL beackerte die Hausherren mit seiner ersten und zweiten Welle und überraschte den ASV damit ein ums andere Mal, bevor die Abwehr richtig gestellt war.
Die Schlussphase hatte es dann in sich: Hamm nahm Pouya Norouzi kurz vor seiner Auswechslung mit einer Manndeckung aus dem Spiel, die Eintracht hielt Hamm aber weiter auf einem Vier-Tore-Abstand. Fünf Minuten vor Ende stand es 29:33 und Hamm musste sich etwas einfallen lassen. Nach einem ruhig aufgebauten Angriff wurde Björn Zintel stark bedient und netzte aus sechs Metern völlig frei ein. Doch Philipp Vorlicek erhöhte direkt wieder auf 34:30.
Hamm wird nicht mehr wirklich gefährlich
Niclas Pieczkowski machte knapp eine Minute vor Schluss mit seinem 35:32 dann endgültig den Sack zu. Zwar verkürzte Hamm noch einmal auf 35:33, aber der Sieg war der Eintracht verdientermaßen nicht mehr zu nehmen. Auch, weil die Hagener in der Schlussphase starke Nerven bewiesen.
Eintracht-Sportdirektor Michael Stock fasste nach dem Spiel zusammen: „Wir haben in der ersten Halbzeit ein ausgeglichenes Spiel gesehen, wo wir aber trotz allem schon zur Halbzeit gefühlt etwas weiter hätten weg sein müssen als 17:16. Wir haben dann eine gute Phasen bis zum 29:24 und können da den Sack eigentlich schon zu machen“, sagte Stock: „Aber dann wird es eigentlich gar nicht mehr so richtig eng, sondern wir spielen das sehr souverän runter und haben uns das nächste Highlight gegen Potsdam verdient. Ich finde, es war eine sehr, sehr gute Mannschaftsleistung.“
Eintracht Hagen: Mahncke, Grzesinski - Becker (2), Norouzi (6), Pröhl (1), Alves (1), Pieczkowski (3), Klein, Weck (2), Voss-Fels (6), Vorlicek (3), Styrmisson (7), Stüber (3), Jukic, Richter, Busch (2).
Beste Werfer ASV Hamm: von Boenigk (8), Zintel (7) und Haunold (7).