Hagen. Der neue Phoenix-Hagen-Center Vincent Neugebauer fügt sich am Ischeland direkt gut ein. Seine ersten Erfahrungen in Hagen machen ihn „sprachlos“.
Erst seit zwei Tagen in Hagen und schon mit den Fans auf dem Heuboden gefeiert: Der neue Phoenix-Center Vincent Neugebauer muss an Karsamstag einen Rekord gebrochen haben. Nun muss man einordnen, dass nicht nur er selbst, sondern die gesamte Mannschaft nach einem überzeugenden 101:80 (50:40)-Sieg gegen die Karlsruhe Lions hoch oben auf die Haupttribüne gebeten wurde. Aber niemand genoss diesen Moment so sehr wie der 21-Jährige, der wenige Sekunden vor Schluss per Dunking die 100-Punkte-Marke knackte und den Endstand markierte. Hunderter, Humba, Heuboden - Vincent Neugebauer war wie im Rausch. „Das war verrückt. Ich habe schon die eine oder andere Fankurve gesehen, aber noch nie so eine laute“, sagte Neugebauer nach Spielschluss. „Mittendrin zu sein, zusammen mit dem Team und mit den Tornados zu springen - das war ein unfassbares Gefühl.“
Neugebauer erst wenige Tage in Hagen
Erst am vergangenen Donnerstag kam Phoenix Hagens aktuell größter Basketballer (2,13 Meter) aus Ehingen in die Volmestadt. Zwar war er schon seit einigen Wochen per Doppellizenz für Phoenix spielberechtigt, der Wechsel wurde aber erst jetzt nach Ehingens Klassenerhalt vollzogen. Allerdings fühlte es sich für das Centertalent so an, als sei er schon eine Weile am Ischeland. „Das Team hat mich von der ersten Sekunde an herzlich aufgenommen. Sie haben mir sofort überall geholfen, wo ich Unterstützung brauchte, sie haben mir auch direkt einen Friseur gezeigt, denn da musste ich unbedingt mal hin“, sagte Vincent Neugebauer im Interview mit Sportdeutschland.tv und lachte.
Das Training sei anstrengend, eine Umstellung, aber er lerne eifrig dazu. Und dann stand schon das erste Spiel an. „In den ersten Minuten, als ich hier drin war, habe ich nicht gewusst, wie ich reagieren sollte. Ich war sprachlos auf der Bank und auch ein wenig nervös. Es hat mich sogar ein bisschen eingeschüchtert. Das Publikum ist wirklich hier der sechste Mann, das habe ich so noch nie erlebt“, staunte Neugebauer.
Dass er selbst eingesetzt wird, damit war im Vorfeld nicht zu rechnen. Phoenix-Coach Chris Harris plante jedenfalls nicht damit, doch einerseits spielte seine Mannschaft den Gegner aus Karlsruhe an die Wand und lag bei Neugebauers Einwechslung in der 39. Minute uneinholbar in Front, andererseits muss der Neuzugang mindestens fünfmal in der Hauptrunde eingewechselt werden, um in den Playoffs spielen zu dürfen. Der Wille des 2,13-Meter-Turms, eine Rolle im diesjährigen Gefüge zu spielen, scheint jedenfalls da zu sein. Auf der Auswechselbank klatschte, brüllte und feuerte Neugebauer in seinem ersten Spiel leidenschaftlich an, er sprang bei Auszeiten über die Bande und holte seine Mitspieler ab. Er scheint sich in die Hagener Zusammenhalts- und Energiekultur gut einzufügen.
Neue Hagener Siegesserie
Die aussichtsreiche Ausgangslage in der 2. Bundesliga ProA hat sich Phoenix durch jetzt drei Siege in Serie erarbeitet. Die vorherige Pleitenserie scheint aus den Köpfen der Spieler zu sein. Man spiele jetzt wieder „Phoenix-Hagen-Basketball“, sagte Phoenix-Wurfspezialist Brock Mackenzie, der gegen Karlsruhe satte 27 Punkte und 6 Assists auflegte - vor den Augen seiner Großeltern, Eltern Brüder, die aus den Vereinigten Staaten angereist waren. Sie sahen nicht nur einen exzellenten Auftritt ihres Schützlings, sondern eine überzeugende Leistung des gesamten Phoenix-Teams, das einer kurzen Karlsruher Rotation bis auf zwei Schwächephasen in der ersten Halbzeit keine Chance ließ.
Phoenix dominierte, angeführt von Mackenzie, Energiebündel Naz Bohannon (21 Punkte) und dem klugen Spielgestalter Bjarne Kraushaar (13) Assists in nahezu allen Kategorien - trotz einer aus Hagener Sicht sehr fragwürdigen Schiedsrichter-Linie, die zu einer ungleichen Foulverteilung von 27:15 zu Ungunsten des Heimteams führte. Phoenix-Coach Harris lobte hinterher, dass sein Team sich davon nicht habe beirren lassen.
Karlsruhes Trainer Aleksandar Scepanovic hingegen rügte sein Team nach Spielschluss. „Heute Abend haben erwachsene Männer gegen kleine Jungs gespielt. Hagen hat absolut dominiert“, erkannte der Coach. Und Scepanovic lobte die Stimmung am Ischeland, obwohl er die Hagener Fans im zweiten Viertel, nachdem er ein technisches Foul kassiert hatte, gestenreich dazu animierte, Stimmung gegen ihn zu machen. „Das Energieniveau der gesamten Halle hier ist beeindruckend, und es ist wirklich schwierig, hier zu spielen.“