Hagen. Sollte der ASC 09 Dortmund in die Fußball-Regionalliga aufsteigen, wird der Klub im Ischelandstadion spielen. Es gibt noch einen Interessenten.

Dem Dortmunder Amateurfußball mangelt es weder an spielerischem Talent noch an finanziellen Mitteln, um ehrgeizige Ziele zu verwirklichen. Woran es jedoch seit vielen Jahren hapert, ist ein für die Regionalliga taugliches Stadion. Und da kommt die Nachbarstadt Hagen ins Spiel: Schon im vergangenen Jahr einigten sich das Hagener Servicezentrum Sport (SZS) und der TuS Bövinghausen darauf, dass der Verein im Aufstiegsfall seine Heimspiele im Ischelandstadion austragen wird. Daraus wurde nichts, denn der TuS spielte im Aufstiegsrennen der Oberliga keine Rolle mehr.

Und in dieser Saison? Aktuell steht der Sport-Club Aplerbeck 09 Dortmund (ASC Dortmund) an der Tabellenspitze und peilt den Aufstieg an. Sollte dies gelingen, würde das Ischelandstadion in der Saison 2024/25 zur Aplerbecker Heimspielstätte werden. Eine entsprechende Vereinbarung hat das SZS mit dem ASC 09 bereits getroffen.

Warum ins Ischelandstadion?

Für die Regionalliga - die national vierthöchste Fußball-Spielklasse - hat der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) ambitionierte Lizenzbestimmungen festgezurrt. Unter anderem wird eine Mindestkapazität von 2500 Zuschauerplätzen vorgeschrieben; davon sollen 250 überdachte Sitzplätze sein. Überdies müssen im Gästebereich 800 befestigte Stehplätze zur Verfügung stehen - Bedingungen, denen das Ischelandstadion gerecht wird. Das Stadion bietet sogar Platz für 17.000 Menschen, wegen Brandschutzbestimmungen beträgt die Maximalkapazität aber 4999. In der Vergangenheit wurde das Stadion immer mal wieder an externe Vereine vermietet, unter anderem an die TSG Sprockhövel.

Sie wissen, dass wir schon mit Aplerbeck eine entsprechende Übereinkunft getroffen haben und dass Aplerbeck daher Vorrang genießt.
Karsten-Thilo Raab, SZS-Leiter, zum Interesse von Türkspor Dortmund am Ischelandstadion als Heimspielstätte

Wie wahrscheinlich ist ein Aufstieg?

Die beiden ersten Ränge der Oberliga-Westfalen berechtigen nach 34 Spieltagen zum Aufstieg. Der ASC 09 steht nach 22 Spieltagen mit 47 Punkten auf dem ersten Platz und ist somit in aussichtsreicher Position, direkt dahinter folgt Schermbeck mit 45 Punkten. Der Aufstiegskampf ist spannend: Fünf weitere Mannschaften haben rechnerisch gute Chancen, den Sprung in die Regionalliga zu schaffen.

Übrigens ist nicht nur der ASC am Ischelandstadion interessiert: Der Verein Türkspor Dortmund 2000, aktuell mit 43 Punkten Tabellenvierter der Oberliga, hat bei der Stadt Hagen Interesse bekundet, Regionalliga-Fußball am Ischeland spielen zu wollen. Grundsätzlich sei dies möglich, „aber sie wissen, dass wir schon mit Aplerbeck eine entsprechende Übereinkunft getroffen haben und dass Aplerbeck daher Vorrang genießt“, erklärt Karsten-Thilo Raab, Leiter des Servicezentrums Sport. Aber: Im unwahrscheinlichen Fall eines Dortmunder Doppel-Aufstiegs gebe es am Ischeland genügend Kapazitäten für beide Mannschaften.

Mit welcher Resonanz ist zu rechnen?

Zu Heimspielen des ASC 09 Dortmund kommen im Schnitt 319 Zuschauer. Ob diese Zahl in der Regionalliga signifikant ansteigt, darf man bezweifeln, ist es doch für die eigenen Fans mühsam, für Heimspiele in eine andere Stadt reisen zu müssen. Dafür tummeln sich in der Regionalliga Traditionsklubs wie Alemannia Aachen, Fortuna Köln oder die Reserve des FC Schalke 04, die einige Zuschauer anziehen dürften.

Was hat die Stadt davon?

„Da das Ischelandstadion abseits des Trainingsbetriebs lediglich für einige Leichtathletik-Veranstaltungen genutzt wird und ansonsten an den Wochenenden brachliegt, ist die Vermietung für uns eine gute Option, das Stadion zu bespielen und den Fußball-interessierten Hagener gleichzeitig höherklassigeren Fußball präsentieren zu können“, erläutert SZS-Chef Raab. Hinzu kommt der finanzielle Anreiz: Pro Heimspiel würde die Stadt Hagen vom ASC 09 eine Tagespauschale einnehmen.

Was muss noch unternommen werden?

Um dem Regionalliga-Regelwerk gerecht werden zu können, werden im Ischelandstadion noch einige leichte Anpassungen vorgenommen. Dafür muss der ASC 09 aufkommen. Außerdem braucht es aus Sicherheitsgründen noch grünes Licht von der Polizei Hagen - das sollte allerdings nur noch Formsache sein, denn das Ischelandstadion wäre ja nicht zum ersten Mal Austragungsport von Regionalliga-Fußball.

Unabhängig vom Aplerbecker Vorhaben wird in den kommenden Monaten das Flutlicht im Stadion erneuert, um dann auch den DFB-Auflagen zu entsprechen. Die Maßnahme wurde im letzten Jahre im Sport- und Freizeitausschuss beschlossen und auf den Weg gebracht. Einschränkungen könnten noch durch die beschlossene und geplante Erneuerung der Tartanbahn entstehen. Raab: „Hier steht das konkrete Bauzeitfenster noch nicht fest. Der SC Aplerbeck ist aber darüber informiert und müsste eventuell für die eine oder andere Partie dann das Heimrecht tauschen.“

Was bedeutet das für Hagener Vereine?

Bei der Terminplanung haben die Hagener Vereine Vorrang, erklärte Raab. Den Profiklubs Eintracht Hagen und Phoenix Hagen käme also kein auswärtiger Fußballklub in die Quere.

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