Hagen. Die Corona-Pandemie und eine Verletzung stoppten den 74-Jährigen erst. Doch nun tritt er wieder für Eintracht Hagen auf hoher Ebene an.

Wenn die Wetter-App Sonne anzeigt, packt Klaus Kynast seine Sporttasche und macht sich auf den Weg ins Ischelandstadion. Dort, wo er mit seinen Wurfgeräten in den Ring steigt. Um zu trainieren und wieder zurückzukommen. Mit 74 Jahren. Der Leichtathlet aus Hagen ist wieder bei Senioren-Meisterschaften angetreten, zuletzt auf westfälischer Ebene. Anfang März geht es aller Voraussicht nach auch wieder zur Deutschen Meisterschaft.

Seit knapp 30 Jahren ist Kynast auf großen Wettkämpfen ist der Sportler vertreten, im Seniorenbereich. Und das sehr erfolgreich, unzählige Platzierungen auf dem Treppchen – auch immer mal ganz oben – kann er vorweisen. Auf deutscher sowie auch internationaler Ebene. Die Erfolge stachelten ihn an, weiter bei der Sache zu bleiben. Das Training nahm er seit jeher sehr ernst. Zumal er schon in jungen Jahren den Sport als Leidenschaft entdeckte. Anfangs hat er beim TSV Vorhalle geturnt, ehe er bei der SG Vorhalle Fußball spielte. Durch Zufall gelangte er zur Leichtathletik, als er einmal das Deutsche Sportabzeichen ablegte und ihn die Prüfer fragten, ob er sich nicht in diesem Bereich bewegen möchte. So landete er mit 18 Jahren beim VfL Eintracht Hagen. „Anfangs hat man mir erst mal alles in die Hand gedrückt, um herauszufinden, worin ich am besten bin“, erinnert sich Kynast. Seine beste Disziplin damals: Stabhochsprung. Er stellte einen Kreisrekord auf und absolvierte dann auch seinen ersten Zehnkampf.

Zwischenzeitlich beim TV Wattenscheid auf hoher Ebene

Durch seine guten Leistungen merkte er, dass es höher schaffen kann. „In Hagen waren die Bedingungen auf den Anlagen auch nicht gut“, erzählt der Leichtathlet. Es ging mit 21 Jahren zum renommierten TV Wattenscheid, über den er sich weiter entwickelte. Er konnte sich auf hoher Ebene messen und gewann bei den Deutschen Meisterschaften Bronze im Zehnkampf – bis ihn Verletzungen und Leistenprobleme nach drei Jahren vorerst stoppten. Kynast widmete sich erst wieder dem Fußball, spielte mit Fichte Hagen zehn Jahre lang in der Landesliga – damals noch vierthöchste Spielklasse. Dann folgte doch eine Sportpause. Durch seine Tochter, die beim TSV 1860 Hagen ins Training einstieg, gelangte der Sportler aus Boelerheide wieder zur Leichtathletik und blieb dabei.

Klaus Kynast ist mit vielen Wurfgeräten unterwegs: Speer, Diskus, Kugel, Hammer und Gewicht. 
Klaus Kynast ist mit vielen Wurfgeräten unterwegs: Speer, Diskus, Kugel, Hammer und Gewicht.  © WP | Michael Kleinrensing

„Ich habe mich wieder mit der Kugel probiert. Ich fand wieder Spaß daran und habe mich nach und nach gemausert“, sagt Kynast. Die Wurfdisziplinen mochte er am liebsten und übt sie seitdem aus, einzeln und als Kombination im Wurf-Mehrkampf (Diskus, Gewichtwerfen, Hammerwurf, Kugelstoßen und Speerwurf). Seit 1999 hat er bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie durchgängig an den Deutschen Seniorenmeisterschaften teilgenommen – im Sommer sowie im Winter. Zum Start wurde er Zweiter im Diskuswurf M50. Auch auf die Weltbühne schaffte Kynast es: Zuletzt nahm er 2019 an der Weltmeisterschaft im polnischen Torun teil. Dann entwickelte sich wahrscheinlich schleichend eine Sprunggelenksverletzung. „Ich konnte mein Bein nicht mehr richtig aufsetzen. Ärzte haben mir verschiedene Diagnosen genannt: Ermüdungsbrüche, Knorpelschaden, Arthrose. Es sah so aus, dass ich Leichtathletik abhaken kann“ sagt der erfahrene Werfer.

Klaus Kynast musste drei Jahren pausieren. Jetzt übt er auch wieder Gewichtwerfen.
Klaus Kynast musste drei Jahren pausieren. Jetzt übt er auch wieder Gewichtwerfen. © WP | Michael Kleinrensing

Über das Hammerwerfen wieder zur Deutschen Meisterschaft

Das musste er jedoch nicht. Das Gelenk erholte sich offenbar über die coronabedingte Pause, er spürte beim Spazierengehen keine Schmerzen mehr. „Ich habe den Leichtathletik-Kollegen Johann Stein getroffen und wieder angefangen, aus dem Stand zu werfen. Wir trainieren ab und zu gemeinsam“, erzählt der 74-Jährige. Stein stammt ebenfalls aus Hagen, aus Hohenlimburg. Kynast trainiert nun ein- bis zweimal jede Woche. Bei den Westfälischen Meisterschaften startete in der M75, in die er dieses Jahr hineinrutscht. Er wurde beim Kugelstoßen Zweiter in kleinem Feld. Er bedauert, dass es nur so wenige Athleten waren und in den hohen Altersklassen sind. Einige haben vermutlich durch Corona aufgehört. Kynast feierte 2023 sein Comeback, dann auch wieder im Dress der Eintracht Hagen – vorher war er zwischenzeitlich einige Jahre für den ASC Dortmund gestartet. Im Hammerwerfen qualifizierte er sich für die Deutsche Meisterschaft und wurde in Mönchengladbach Vierter.

Nun soll es erst zur Deutschen Hallen- und Winterwurfmeisterschaft gehen, mit der Kugel und dem Hammer. Im Mai will sich Kynast für die Deutsche Meisterschaft im Wurf-Mehrkampf qualifizieren und die anderen Wurfdisziplinen hinzunehmen. „Ich werde nicht mehr dort anknüpfen, wo ich vor drei Jahren stand. Wenn ich Glück habe, werde ich vielleicht Dritter. Das wünsche ich mir. Aber am wichtigsten ist mir eine gute Leistung, nicht die Platzierung. Selbst wenn sie motivieren würde. Motivation hat der Hagener aber zuletzt von sich allein aus genug gezeigt.