Essen. Derby-Time in der 2. Handball-Bundesliga: Der VfL Eintracht Hagen erwischt bei TuSEM Essen offensiv einen rabenschwarzen Tag. Der Bericht zum Spiel:

Ein rassiges Derby mit viel Härte und Höhepunkten sahen die Zuschauer der Partie TuSEM Essen gegen VfL Eintracht Hagen in der 2. Handball-Bundesliga. Es war ein Spiel, bei dem man im Vorfeld keine Favoritenrolle zuschreiben wollte, weil beide Teams aktuell im Tabellenmittelfeld rangieren.

Die Hagener hatten im Ruhrpott-Derby allerdings leichte Startschwierigkeiten und spielten bis zum Schluss eine offensiv erschreckend unauffällige Partie, die der VfL dann am Ende verdient mit 18:21 verlor. Die Niederlage hatte unter anderem taktische Gründe: Weil Essen in der ersten Hälfte das Umschaltspiel gut gelang, musste die Eintracht fast nur im aufgebauten Spiel nach Lösungen suchen. Das Tempospiel der Hagener mit erster und zweiter Welle, für das die Eintracht in der 2. Handball-Bundesliga durchaus gefürchtet ist, kam kaum in Fahrt.

Ein Problem, das der Rückraum mit Philipp Vorlicek, Alexander Weck und Valentin Spohn zunächst nur selten bewältigen konnte. Zu viele Fehlwürfe und vor allem unvorbereitete Abschlüsse aus der Distanz kamen dazu. Essen ging früh 2:0 in Führung und behielt diesen Vorsprung lange.

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Essen dominiert erste Halbzeit

Neff wechselte fortan durch, brachte Alexander Becker für Frederic Stüber am Kreis. Becker belohnte das Vertrauen zeitnah mit zwei Toren. Jan-Lars Gaubatz, Pouya Norouzi und Kim Voss-Fels brachten im Rückraum zwar frischen Wind in die Partie. Sie konnten das Momentum aber bis zur Halbzeit nicht zugunsten der Eintracht drehen.

VfL-Torhüter Maurice Paske bekam die Derby-Stimmung indes gut, wenn auch nicht so gut wie seinem Gegenüber. Paske hielt ordentlich bis gut, parierte aber mit zwei Siebenmetern und einem Tempogegenstoß die wichtigen Bälle in diesem ersten Durchgang des Ruhrpott-Derbys. Mit 10:13 aus Hagener Sicht trennten sich die beiden Teams in die Halbzeitpause.

Die VfL-Defensive um Niclas Pieczkowski (rechts) vom VfL Eintracht Hagen lässt am Sonntagabend „nur“ 21 Tore zu. Und doch war der TuSEM Essen um Christian Wilhelm (hier beim Wurf) vor dem Tor effektiver als die Hagener.
Die VfL-Defensive um Niclas Pieczkowski (rechts) vom VfL Eintracht Hagen lässt am Sonntagabend „nur“ 21 Tore zu. Und doch war der TuSEM Essen um Christian Wilhelm (hier beim Wurf) vor dem Tor effektiver als die Hagener. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Kurzer Hoffnungsschimmer

Nach dem Seitenwechsel kam die VfL-Sieben dann so richtig in Fahrt, als Pierre Busch nach zwei Steals die anschließenden Gegenstöße vollendete und dadurch erstmals an diesem Abend die Hagener Führung besorgte. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff stand es 14:13, ehe Essen direkt im Gegenzug ausglich und sich die Führung wieder holte. Beim Stand von 16:14 ging es dann in die Schlussphase.

In den folgenden Minuten entwickelte sich das Spiel zu einem defensiven Schlagabtausch, der sich für die Hagener drastisch zuspitzte. Denn die Eintracht bekam in der Schlussphase vorne so gut wie gar nichts mehr zustande. Ab der 50. Minute sorgten vor allem zwei Distanzwürfe von Valentin Spohn, der auf Rückraumlinks von jeweils zehn bis elf Metern hochstieg und den Ball am Tor vorbei hämmerte, für Ernüchterung.

Wir können damit nicht zufrieden sein. Der gegnerische Torhüter hat eine Quote von 56 Prozent. Er ist sicherlich ein guter Torhüter, aber da müssen wir uns hinterfragen, was die Qualität unserer Abschlüssen betrifft.
Michael Stock, Sportdirektor Eintracht Hagen

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Defensiver Kraftakt

Die Hausherren netzten im Gegenzug weiterhin konsequenter ein und behielten den Drei-Tore-Vorsprung. Beim Stand von 17:21 (54. Minute) war die Hoffnung auf zwei Punkte aus Hagener Sicht allmählich begraben. In der Schlussphase wäre im Grunde ein Wunder nötig gewesen, um das Derby dann doch nochmal spannend zu machen. Daraus wurde aber nichts. Die letzten sechs Minuten der Partie blieben fast torlos. Der VfL Eintracht Hagen machte in der 60. Minute zwar noch den 18:21-Anschluss, verlor aber nach einem defensiven Kraftakt.

Mit der Abwehr konnte der VfL am Sonntag zufrieden sein. Es war der Angriff, der über die gesamten 60 Minuten zu wenig hinbekam und immer wieder am gegnerischen Keeper scheiterte. Den Unterschied machte an diesem Handball-Abend Essens Torwart Lukas Diedrich aus, der auf insgesamt 22 Paraden kam und 56 (!) Prozent gehaltene Bälle vorzuweisen hatte.

Gäste-Keeper sticht heraus

„Mit 18 Toren kommst du als Sieger nicht in Frage. Insofern war das ein verdienter Erfolg für TuSEM Essen“, sagte Eintrachts Sportdirektor Michael Stock nach dem Spiel. „Wir können damit nicht zufrieden sein. Der gegnerische Torhüter hat eine Quote von 56 Prozent. Er ist sicherlich ein guter Torhüter, aber da müssen wir uns hinterfragen, was die Qualität unserer Abschlüssen betrifft“, so Stock, der bilanziert: „Das war ein sehr ernüchternder Abend.“

VfL Eintracht Hagen: Paske, Mahnke - Bürgin (1), Becker (2), Norouzi (2), Alves, Pieczkowski, Klein, Weck (3), Voss-Fels, Vorlicek, Spohn (3), Styrmisson (1), Gaubatz (1), Stüber, Busch (5).

Beste Werfer TuSEM Essen: Wilhelm (5), Szczesny (4).

Zuschauer: 1324