Herdecke. Müssten Handball-Torhüter nicht Angst haben? Ex-Zweitliga-Keeper Dominik Formella kann es beurteilen:
Er hat seinen Kopf im Tor hingehalten in der 2. Liga, aber auch nach seiner Rückkehr nach Herdecke in der Kreisliga: Dominik Formella hat lange Erfahrung als Handball-Torhüter, von seinen Karriere-Anfängen bei der TSG Herdecke über semiprofessionelle Stationen in Lemgo, Spenge und Schalksmühle bis zur HSG Herdecke/Ende, mit der er nach seiner Rückkehr 2018 zweimal aufstieg. Und häufig hat der Herdecker Torhüter trainiert, etwa im A-Jugend-Bundesligateam seiner Heimatstadt. Vor zwei Jahren ist Formella im Handball kürzer getreten, doch mittlerweile coacht der 40-Jährige wieder - die Minis der HSG, bei denen Sohn Eddie mitspielt.
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Mit dem Thema „Angst bei Handballtorhütern“ beschäftigt er sich, erst kürzlich sei das wieder Thema gewesen. „Angst ist ein Instinkt, der die Sinne schärft“, sagt Formella, „den ganz auszuschalten, habe ich nie hingekriegt.“ Je fokussierter man sei, desto weniger denke man daran, sagt er. „Es ist ja wichtig, dass Angst da ist“, sagt er, „sie ist ein guter Begleiter, nicht nur im Handball.“ Im Handballtor würden mit Flucht- und Jagdinstinkt zwei unterschiedliche Impulse aufeinandertreffen: „Die erste Reaktion ist ja, sich wegzuducken, wenn ein hart geworfener Ball kommt. Doch der Jagdinstinkt sagt mir, ich will Beute machen.“ So halte man als Torhüter auch den Kopf hin, um einen Ball abzuwehren, was im Spiel leichter falle. „Im Training tun Kopf- oder Nierentreffer mehr weh“, bekennt Formella. Das Problem seien Bälle aus dem toten Winkel. „Nicht die Bälle, die ich auf mich zukommen sehe, sondern etwa Abpraller vom Pfosten“, sagt Formella, der auf zunehmende Erfahrung verweist: „Je länger ich spiele, desto genauer kann ich die Geschwindigkeit eines Balls einschätzen.“ Wichtig sei auch die aktuelle Verfassung des Keepers. „Wenn es bei einem Torwart nicht läuft, kriegt er einen Ball an den Kopf und bleibt liegen“, sagt er, „wenn er aber im Spiel ist und ihm schon 15 Paraden gelungen sind, wehrt er den Ball mit dem Kopf ab und bleibt stehen.“
Es gebe viele Übungen, bei denen man den Ball verfolgt oder die Reaktionsschnelligkeit schult, um Torhütern Sicherheit zu geben. „Die Hand ist auch verdammt schnell oben, um das Gesicht zu schützen“, weiß der langjährige Keeper, der schon in mehreren Vereinen Torhüter trainierte. „Ich kenne keinen, der aufgehört hat, weil er Angst im Tor hatte“, sagt Formella. Und überhaupt: „Kreisläufer hätte ich nicht sein wollen, das ist eine ganz andere Hausnummer als Torwart. Die müssen doch viel mehr ihres Körpers abdecken.“