Hattingen/Hagen. Drei Geschwister, eine Leidenschaft: Ana-Lena, Ante und Nino Toto aus Hagen brillieren im Tennis. Bei einem geht‘s steil nach oben.

Viele Pokale sind in Totos Gasthaus in Hattingen über den Regalen an der Theke aufgestellt. Dort haben gar nicht alle Platz, die restlichen sind in sieben Kartons gelagert. Es sind die Titel, die sich Ana-Lena, Ante und Nino Toto in ihren Jahren auf dem Tenniscourt erspielt haben. Die Geschwister, die aus Hagen stammen, haben ihr Talent früh in der Großstadt aufblitzen lassen und bewegen sich weiter auf hohem Niveau. Ihr Weg darf als erfolgreichen bezeichnet werden, alle drei stehen nach wie vor auf guten Plätzen in der DTB-Rangliste. Nino Toto hat zudem schon Luft auf der internationalen Bühne geschnuppert und möchte bald den nächsten Schritt gehen.

Damals, als Darijo Toto sich entschied, die Gastronomie im Clubhaus von Schwarz-Gelb Hagen zu pachten, konnte er noch nicht ahnen, wohin die Reise seiner drei Kinder geht. Sie begannen automatisch, Tennis zu spielen. Sie hatten vor Ort beste Gelegenheiten, täglich zu trainieren – wenn sie wollten. Der Vater nahm sie unter seine Fittiche, wo sie noch immer sind. Er ist in Besitz einer DTB-Trainerlizenz und gibt seine Erfahrung weiter, die er sowohl in seiner Heimat Kroatien als auch in Deutschland gesammelt hat. Der 55-Jährige ist stolz auf seine Kinder. Er hat ihnen aber früh klar gemacht, dass der Weg nach oben hart ist. Wenn sie es wollen, dann vernünftig und konzentriert.

Ana-Lena Toto bis heute jüngste Stadtmeisterin in Hagen

Gleichzeitig war es den Eltern wichtig, dass die Kinder alle einen Schulabschluss machen, um im Leben zu stehen. Denn: Manche Profis haben die Schule im Jugendalter abgebrochen und früh auf die Karte Tennis gesetzt, was sehr riskant ist. Die Totos studieren aktuell alle. Anfangs hatten sie innerhalb Hagens keine großen Fahrtwege, selbst als sie später zu Rot-Weiß Hagen wechselten. Dort wurden sie durch Fördermöglichkeiten immer besser, lernten zusätzlich unter Trainer und dem früheren Davis-Cup-Teilnehmer Simeon Ivanov. Auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene siegten sie ständig und machten sich einen Namen – was auch bei dem einen oder anderen Neid hervorrief. Nino spielte mit 13 Jahren bereits in den Herrenteams. Ana-Lena war kurzzeitig im Westfalenkader und gilt bis heute als jüngste Hagener Stadtmeisterin, die sie genauso mit 13 Jahren wurde.

Ana-Lena Toto (l.) kommt aus Hagen und ist mittlerweile in Hattingen mit in den Betrieb des Sportparks Ruhrtal eingebunden. Ihr Vater Darijo Toto ist Inhaber.
Ana-Lena Toto (l.) kommt aus Hagen und ist mittlerweile in Hattingen mit in den Betrieb des Sportparks Ruhrtal eingebunden. Ihr Vater Darijo Toto ist Inhaber. © Hendrik Steimann | Hendrik Steimann

„Sie hat am meisten unter mit als Trainer gelitten“, gesteht der Vater und nimmt seine mittlerweile doppelt so alte Tochter liebevoll in den Arm. Die hilft als ältestes der Kinder am meisten im Betrieb in Hattingen mit, den ihr Vater seit 2015 führt, als die Familie von Hagen wegzog. Die Totos betreiben das Gasthaus im Sportpark Ruhrtal mit Tennis- und Badmintonhalle. Die Tochter fühle sich verpflichtet, zu unterstützen. Auch, weil seit der Corona-Pandemie Personal in der Gastronomiebranche fehlt. Gleichzeitig bedeutet es sportlich für sie: weniger Zeit für Tennis. „Bei mir ging es eigentlich seit dem Umzug eher etwas nach unten, wenn man auf die Erfolge schaut“, findet sie. Im Jugendalter war sie in der DTB-Rangliste zwischenzeitlich mal auf Rang 105 aufgeführt. Die Rangliste wird in jedem Quartal aktualisiert. Im Moment steht sie auf Platz 452 (von 500 Damen). Ziel war und ist es, drin zu bleiben – wobei ihr derzeit kaum an Turnieren teilnehmen kann.

Nino Toto liegt vor seinem Bruder Ante in der DTB-Rangliste

Das macht ihr Bruder Ante derzeit ausschließlich. Ihn plagte länger eine Schulterverletzung, nun überlegt er, ab kommenden Sommer wieder in einem Verein parallel in den Saisonbetrieb einzusteigen. Sein Ranglistenplatz: 347 (von 700 Herren). Laut Vater Darijo habe er das größte Talent, brauche aber immer mal einen Anstoß, ohne gezwungen zu werden. Der ein Jahr jüngere Bruder Nino liegt weit vor Ante, auf Rang 89. Er hat sich – ebenfalls nach einem mentalen Anstubser in jungen Jahren – stetig verbessert. Er zeigt sich seitdem voll motiviert und nahm in jüngster Vergangenheit bewusst an kleineren internationalen Turnieren teil. Etwa in Belgien, Holland, Kroatien oder Bosnien-Herzegowina.

Nino Toto aus Hagen ist erfolgreich im Tennis unterwegs und hat die internationale Bühne im Blick.
Nino Toto aus Hagen ist erfolgreich im Tennis unterwegs und hat die internationale Bühne im Blick. © Hendrik Steimann | Hendrik Steimann

Im heimischen Sportpark Ruhrtal schlägt er ebenfalls auf. Dort werden jährlich zehn Cups ausgerichtet, darunter zweimal mit Top-Startern. „Ich würde immer ein Turnier zuhause spielen. Auch, wenn parallel auf nationaler Ebene ein anderes größeres stattfinden würde“, drückt Nino Toto seine Verbundenheit zur Tennishalle nahe der Ruhr aus, die seine Geschwister genauso haben. Sie können nicht ohne Tennis.

Ana-Lena und Nino Toto spielen Wintersaison

Von den drei Toto-Geschwistern sind Ana-Lena und Nino nach der Sommersaison über den Winter in der Halle für ihre Vereine dabei. Lange spielten alle drei Geschwister immer im selben Verein. Als sich vor einem Jahr die Teams des TC Südpark Bochum nicht mehr leistungsorientiert aufstellen konnten, schloss sich Ana-Lena Stadtpark Hilden an (Niederrheinliga), gesetzt an Position 2. Nino spielt seitdem beim Dorstener TC (Westfalenliga) an Position 2 oder 3.

Vater Darijo Toto hat aus zeitlichen Gründen kaum Möglichkeiten, selbst noch offiziell auf Turnieren oder in der Liga mitzumischen – weshalb automatisch die Punktzahl seiner Leistungsklasse sinkt. Er ist wie seine Kinder weiterhin Mitglied beim TC Südpark Bochum und dort ab und an bei den Herren 55 zu finden, die im Winter in der Ruhr-Lippe-Liga antreten. Als Trainer hat Darijo Toto weiterhin den Blick auf seine Kinder, die 2023 allesamt eine C-Lizenz erworben haben.

Neben der Deutschen Meisterschaft Anfang Dezember schielt Nino als aktueller Vize-Westfalenmeister, der seine Titelverteidigung hauchdünn verpasste, in Richtung internationale Bühne. Im Frühjahr möchte der Zwei-Meter-Mann einige Wochen in Nordafrika verbringen und Turniere in Tunesien und Ägypten spielen. Er ist seit Kurzem auf die Liste der ITF (International Tennis Federation) aufgenommen worden (Platz 2074, im Juni 1811), da er bei einem Qualifikationsturnier in Sarajevo zwei Siege schaffte. 2021 und 2018 hatte er jeweils durch Niederlagen keinen Platz ergattert. Die ITF ist eine Vorstufe der ATP-Weltrangliste mit Spitzenspielern. Zu denen rückt Nino Toto auf nationaler Ebene immer weiter auf. Vielleicht bald mit einem weiteren Pokal.