Bayreuth/Hagen. ProA-Ligist Phoenix Hagen sieht 1,7 Sekunden vor Spielende schon wie der sichere Sieger aus, doch Bayreuth gelingt noch ein unglaublicher Wurf.

1,7 Sekunden blieben übrig, um der Vorstellung „BBC Bayreuth gegen Phoenix Hagen“ eine letzte dramatische Wendung zu bescheren. So wenig, dass diese Zeitangabe eigentlich gar nicht ohne den Zusatz „nur noch“ auskommt. Also: Nur noch 1,7 Sekunden waren zu absolvieren, als Bayreuth beim Stand von 89:88 für Phoenix eine Auszeit nahm und Moritz Plescher anschließend den Einwurf vollzog. Plescher passte zu Esa Ahmad, bekam postwendend den Ball zurück - und drückte ab.

2507 Zuschauer in der Oberfrankenhalle blickten gebannt auf den Ball, der in hohem Bogen Richtung Korb flog. In solchen Situationen berichten Zeugen glaubhaft davon, dass sich der kurze Moment anfühlen kann wie eine Ewigkeit. Auf Hagener Seite waren derweil alle Daumen gedrückt, dass Plescher scheitert, doch der Ball knallte ans Brett - und fiel dann ins Netz. 91:89 für Bayreuth. Die Oberfrankenhalle explodierte.

Krause trifft weiten Dreier zur Führung

Am bislang wildesten Spielende der laufenden ProA-Saison hatten auch die Hagener Anteil. Bayreuth führte 37 Sekunden vor Ende eines ausgeglichenen Duells zweier Basketball-Traditionsstandorte mit 88:83 - eine erfolgreiche Verteidigungssequenz und schon hätten die Bayern anfangen können zu feiern. Doch dann traf Hagens bester Schütze Brock Mackenzie einen Dreier zum Stand von 88:86, ehe der BBC geduldig spielte und nahezu am Ende der Wurfuhr der Ball in den Händen von Marco Rahn landete. Rahn musste schießen und schoss daneben. Und dann übernahm Kristofer Krause. Der Phoenix-Guard fing den Rebound bei neun Sekunden Restzeit, dribbelte diagonal übers ganze Feld und versenkte einen Dreier aus gut neun Metern. Die letzten Sequenzen liefen perfekt aus Hagener Sicht - wären da nicht 1,7 Sekunden Restspielzeit gewesen.

Für Phoenix führte das bittere Ende zur zweiten Niederlage in Folge. Etwas kurios kommt daher, dass die Hagener erstmals in dieser Saison eine exzellente Dreierquote vorweisen konnten (46 Prozent), nachdem sie reihenweise Gegner mit miserabler Wurfausbeute in die Knie zwangen. Mackenzie - mit 20 Punkten wieder Hagener Topwerfer - traf von außen sogar sechs seiner acht Wurfversuche.

Phoenix findet nicht zu seinem Stil

Aber während die weiten Würfe diesmal brav ins Netz fielen, hatte Phoenix andere Baustellen. Normalerweise ackern die Hagener wie wild am Brett, luchsen ihren Gegnern oft den Ball ab und agieren teamdienlich. 33 Rebounds, davon 8 offensiv, sowie 4 forcierte Ballverluste und 9 Assists sprechen jedoch dafür, dass Phoenix seinen Stil diesmal nicht durchdrückte. Zumal Siler Schneider nach nur 20 Minuten Spielzeit mit seinem 5. Foul vom Feld musste und neben ihm auch andere Leistungsträger blass blieben (Boner, Uhlemann, Nawrocki, Omuvwie).

Wir haben diesmal viel mehr von dem umgesetzt, was wir unter der Woche im Training erarbeitet haben.
Chris Harris, Trainer von Phoenix Hagen

Weder Schneider noch sonst wem gelang es, dem herausragenden Topwerfer des Spiels, Selim Fofana (24 Punkte), Einhalt zu gebieten. Die meisten rechneten wohl damit, dass er den letzten Wurf nehmen durfte. Aber Bayreuths Trainer Mladen Drijenčić setzte auf Plescher und auf die mögliche Unachtsamkeit, dass mit dem Einwerfer - wie oft in solchen Situationen - niemand rechnet.

„Insgesamt war es ein gutes Spiel von uns, bei dem wir unsere Chancen hatten, letztlich aber durch einen Glückswurf des BBC mit leeren Händen nach Hause fahren - obwohl wir sogar das am Ende von Bayreuth geplante Alley-Oop-Play weggenommen haben“, resümierte Phoenix-Trainer Chris Harris. Zum zweiten Mal in Folge sei man mit dem Ergebnis nicht zufrieden, „doch [wir haben] diesmal viel mehr von dem umgesetzt, was wir unter der Woche im Training erarbeitet haben. Bayreuth konnte in der ersten Hälfte das Tempo bestimmen, wir dafür nach dem Seitenwechsel.“

Statistik: BBC Bayreuth - Phoenix Hagen 91:89

Phoenix: Boner (1), Krause (14), Bohannon (13, 11 Rebounds), Uhlemann (5), Omuvwie, Mackenzie (20), McCall (18), Kraushaar (7), Schneider (6), Nawrocki (5).

Topscorer Bayreuth: Fofana (24), Ahmad (16), Carver (16), Plescher (15).

Zuschauer: 2507.

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