Bochum. Phoenix-Trainer Chris Harris wurde am Ende des Spiels in Bochum disqualifiziert. Und geriet dann mit einer Person vom Anschreibetisch aneinander.
Der Basketballtrainer Chris Harris gilt in seiner Branche als fairer Sportsmann. Also schüttelte der Coach von Phoenix Hagen nach der 91:109-Niederlage bei den VfL Sparkassen-Stars Bochum die Hand seines Trainerkollegen Felix Banobre und beglückwünschte ihn zu einer großartigen Leistung - wie es sich gehört. Bochum sei das bessere Team gewesen und habe verdient gewonnen. Nach diesen Nettigkeiten sprach Harris sich aber den Frust von der Seele - über zwei Vorfälle. Zum einen ging es um die eigentümlichen Derby-Regeln der Bochumer Hausherren, zum anderen um seinen Rausschmiss am Ende der Partie.
Alles fing damit an, dass die Bochumer Phoenix Hagen nicht mehr als die vorgeschriebenen 150 Karten zugestanden hatten und Tickets nur über einen Internetlink gebucht werden konnten, der exklusiv an Bochumer Fans versandt wurde. Einen Tag vor dem Spiel verkündete der VfL dann: Wer sich außerhalb des Gästeblocks optisch und akustisch zu Phoenix bekenne, der könne seines Platzes verwiesen werden. Ein im Basketball höchst unübliches Regelwerk, das den Hagener Fans sauer aufstieß. Davon, dass die Hagener Fans ihr Team lediglich aus dem Gästeblock anfeuern dürfen, ist in der Hausordnung nicht die Rede. Im Gästeblock durften überdies nur zwei Trommeln aufgebaut werden. Auch das ist ungewöhnlich.
Harris: Bochum muss es künftig besser machen
Über diese Umstände konnte Chris Harris nur den Kopf schütteln: „Was im Vorfeld passiert ist, sehe ich sehr, sehr kritisch“, sagte Harris nach der Partie. „Die Begründung der Bochumer lautete: So wird das auch beim Fußball gemacht. Aber wir spielen keinen Fußball, wir spielen Basketball, eine komplett andere Sportart. Heute hat man eine friedliche, spannende Derby-Stimmung gesehen, aber gefühlt waren hier 500 Sicherheitsdienstleute - um was zu sichern? Es gab nichts zu sichern. Keine Auseinandersetzungen oder ähnliches. Unsere Fans haben es unfassbar gut gemacht, ich bin sehr stolz auf sie. Umso enttäuschender war natürlich, wie wir dann gespielt haben“, sagte Harris, der noch betonte, dass er solch ein Vorgehen mit Auswärtsfans noch nicht erlebt habe: „So etwas existiert nicht im Basketball. Das existiert nicht in der Euroleague, das existiert nicht in der Kreisliga, das existiert nirgendwo. Was auch immer die sich gedacht haben: Ich sehe das total kritisch und die Bochumer können es besser, nein, sie müssen es in Zukunft besser machen.“
Harris‘ Zank mit dem Anschreibetisch
Ähnlich erzürnt war der Hagener Trainer über seine Disqualifikation und ihre Umstände. Harris war mit mehreren Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns nicht einverstanden - er schimpfte gestenreich und wurde dafür mit einem technischen Foul bestraft. Allerdings bekam er nahezu zeitgleich von einem anderen Schiedsrichter ein zweites technisches Foul, was automatisch zur Disqualifikation führt. Zwei simultane „T‘s“? „Das ist nicht regelkonform“, sagte Harris, weshalb er noch mit den Offiziellen diskutierte.
Derweil fühlte sich augenscheinlich ein Mitarbeiter vom Bochumer Anschreibetisch berufen, der Trainer-Schiedsrichter-Debatte ein Ende zu bereiten und den Hagener Coach aus dem Halleninnenraum zu geleiten. Nachdem dieser Harris angefasst hatte, platzte dem Trainer die Hutschur: „Irgendjemand vom Anschreibetisch, den ich noch nie zuvor gesehen habe, traut sich einfach auf das Feld zu gehen und mich am Arm zu packen und zu versuchen, mich aus der Halle zu begleiten. So etwas darf absolut nicht sein! Und ich finde ehrlich gesagt, dass man diesen Mann nicht mehr am Anschreibetisch beschäftigen darf.“
Letztendlich - das hob der Trainer mehrfach hervor - sei das für den Spielausgang nicht entscheidend gewesen. Bochum sei das bessere Team gewesen: „Wir haben oft zu schläfrig verteidigt, den Ball und den Werfern zu viel Raum gegeben. Dann haben wir 22 Offensivrebounds, insgesamt 17 Würfe mehr als Bochum - und machen daraus nichts. Allerdings war nicht alles schlecht, ich habe auch einige gute Dinge gesehen. Wir befinden uns weiter in einem Prozess und werden aus dieser Niederlage unsere Schlüsse ziehen.“