Hagen. Bei der BBA Hagen geht man einen neuen Weg. Behandlung und Prävention von Basketballern beginnen nun schon in der U6. Und zwar so.

Sie haben sich in anderem Zusammenhang kennengelernt. Thorben Paulsen war damals Teil des Kaders von Phoenix Hagen, das zu dieser Zeit noch in der ersten Basketball-Bundesliga spielte. David Lopez war damals Physiotherapeut des Teams. Man arbeitete also häufig auf dem Hallenboden oder der Behandlungsliege miteinander. Heute tun sie das wieder. Nur, dass Thorben Paulsen selbst Geschäftsführer einer Physiotherapiepraxis ist. Ihr gemeinsames Ziel: ein ganzheitlicher Behandlungs- und Präventionsansatz für junge Basketballspieler in Hagen.

Beim Projekt werden Kompetenzen gebündelt

Das Gespräch findet in der neuen Geschäftsstelle der Basketball-Akademie Hagen (BBA) in der Fritz-Reuter-Straße in Boelerheide statt. Nach seinem Ausstieg bei Phoenix Hagen hat Physiotherapeut David Lopez sich dem Projekt verschrieben, leitet hier den physiotherapeutischen Bereich der Akademie. „Viele bringen hier etwas ein, jeder seine eigene Expertise. Meine ist eben der physiotherapeutische Ansatz“, sagt Lopez, der froh ist, mit Thorben Paulsen nun eine weitere Physiotherapiepraxis gefunden zu haben, die sich anschließt.

So kennen viele Basketball-Fans in Hagen David Lopez: Die Szene zeigt ihn noch in seiner Zeit als Physiotherapeut bei Phoenix Hagen.
So kennen viele Basketball-Fans in Hagen David Lopez: Die Szene zeigt ihn noch in seiner Zeit als Physiotherapeut bei Phoenix Hagen. © Michael Kleinrensing

Der Fokus hat sich verändert

Denn: Der gedankliche Ansatz, der hat sich verändert. Richtete man den Fokus in der länger zurückliegenden Vergangenheit auf die vermeintlichen „Zugpferde“ der Clubs – meistens die ersten Herren – oder Damenteams – so werfen Lopez und Thorben Paulsen das Licht nun auch auf Basketballspieler, die schon mit sechs, acht oder zehn Jahren beginnen und im Club aktiv sind.

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Jeder, der in einer der Sport-Szenen wie Basketball, Fußball oder Handball aktiv sind, mag Erzählungen über heute gestandene Sportler oder noch aktive Kinder und Jugendliche kennen, die davon berichten, wie Verletzungen ihre Karrieren entweder beendet oder so stark eingeschränkt haben, dass sie eigentlich unter ihrem möglichen Niveau geblieben sind.

„Wobei es nicht nur um den leistungssportlichen Gedanken geht“, sagt David Lopez. In der BBA seien eben auch Jugendliche aktiv, die Basketball als Breitensport, aber in sehr gut organisiertem Rahmen begreifen.

Thorben Paulsen am Ball: Seine letzte Station war Haspe 70 in der Regionalliga. Er spielte aber unter anderem auch im Bundesligakader von Phoenix Hagen.
Thorben Paulsen am Ball: Seine letzte Station war Haspe 70 in der Regionalliga. Er spielte aber unter anderem auch im Bundesligakader von Phoenix Hagen. © Michael Kleinrensing

Die „Klassiker“ der Verletzungen bei Kindern seien die Sprunggelenksverletzung (Umknicken mit Dehnungen oder Rissen) oder aber auch Patellasehnen-Probleme durch Reizungen, das Wachstum oder die Belastung. „Das sind nur zwei Beispiele“, sagt Thorben Paulsen, „aber an denen kann man ganz gut sehen, wie man arbeiten kann und wie wir arbeiten wollen.“ Keineswegs sei eine komplette Ruhigstellung zur Abheilung immer der Königsweg. Und damit eben auch verbunden, dass der Sportler eine längere Zeit der Inaktivität hinnehmen müsse.

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„Es gibt Therapiemöglichkeiten, schon kurze Zeit nach einer Sprunggelenksverletzung schon wieder mit gemäßigter Belastung den Heilungsprozess zu begleiten oder sogar voranzutreiben“, sagt Thorben Paulsen. Und Physiotherapeut David Lopez ergänzt: „Es ist aus meiner Sicht auch total wichtig, den Sportler in Arbeit und im Training zu halten. Man kann es so schaffen, deutlich zeitnäher wieder aufs Feld zurückzukommen. Und: Man sollte die Behandlung so ausrichten, wie es für das Kind und den Jugendlichen eben in seiner ganz speziellen Situation und in seinem Lebensalter richtig ist.“

Nach seiner aktiven Karriere war Kosta Filippou viele Jahre Chefcoach bei Regionalligist BG Hagen.
Nach seiner aktiven Karriere war Kosta Filippou viele Jahre Chefcoach bei Regionalligist BG Hagen. © Archiv

Weitere Therapeuten gesucht

Lopez und Paulsen gehe es nicht darum, „Patienten“ möglichst früh in ihre Praxen zu locken und sie dort zu binden. Das verneinen die beiden auf Rückfrage. „Wir fänden es im Gegenteil sogar toll, wenn sich andere Praxen in Hagen dem Modell anschließen würden. Wo wir können, übernehmen wir Behandlung gerne selbst, aber es geht auch darum ein enges Netzwerk in Hagen zu pflegen oder weiter auszubauen. Im Sinne der Sportler“, sagt David Lopez. Interessierte Physiotherapeuten dürften sich deshalb gern melden.

Dass Physiotherapeuten im professionellen Sport zum Einsatz kommen, ist hinreichend bekannt. Dass auch die Jugend -und Kinderbereiche in dem Behandlungsansatz mitgedacht werden, hingegen schon weniger. „Es geht ja auch darum, dass unsere Trainer neben guten Basketballinhalten lernen, was Belastung mit dem Körper macht und wie man sie steuern kann“, erklärt Kosta Fillipou, viele Jahre selbst Basketballspieler- und Trainer und jetzt Geschäftsführer der BBA.

Karriere früh gebremst

Seine Karriere war in einer frühen Zeit von Verletzungen wie Kreuzbandrissen gebremst worden. Er war Juniorennationalspieler, spielte für Brandt Hagen, später für BG Hagen und Iserlohn in der Regionalliga. Genauso wie für Haspe 70.

„Wir gehen auch auf die Trainer zu und sprechen nicht nur mit ihnen über den Erste-Hilfe-Ansatz – also was wichtig in einem Verletzungsfall ist – sondern auch, wie man Training so gestalten kann, dass die Wahrscheinlichkeit deutlich sinkt, dass es wegen zu hoher Belastungen zu Verletzungen kommt“, erklärten Paulsen und Lopez.