Hagen. Der Handballer Jan-Lars Gaubatz muss sich von seinen Teamkollegen Witze gefallen lassen. Die Jokes kann man aber als Kompliment verstehen.

Jan-Lars Gaubatz vom VfL Eintracht Hagen ist beim Handball-Zweitligisten aktuell so schlecht wegzudenken, wie kaum ein anderer. Er zählt seit dem Saisonbeginn zu den Leistungsträgern des Teams und ist mit 32 Toren gemeinsam mit Hakon Styrmisson in dieser Saison auch der drittbeste Torschütze der Eintracht.

Der 34-jährige Rückraumspieler ist aber auch für Überraschungen gut. An den enormen individuellen Qualitäten des Routiniers wird zwar kein Mensch mit Handball-Expertise zweifeln, aber seine Rolle im Team ist gewiss nicht mehr exakt die gleiche, die sie vor dem Saisonbeginn noch zu sein schien. Und das hat mehrere Gründe.

Harte Konkurrenz

Der Hagener Rückraum ist zum einen mit Pouya Norouzi, Philipp Vorlicek, Niclas Pieczkowski und mit dem aktuell verletzten Kapitän Valentin Schmidt prominent besetzt. Hinzu kommen nicht minder gut veranlagte Spieler wie Kim Voss-Fels und Valentin Spohn – in Summe eine harte Konkurrenz für den Rückraum-Routinier.

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Spätestens seit dem Saisonbeginn kann man Gaubatz aber metaphorisch als das Chamäleon vom VfL Eintracht Hagen bezeichnen. Denn er hat vor allem eines bewiesen: Er ist ausgesprochen anpassungsfähig. „Gaubi“, wie er bei der Eintracht liebevoll genannt wird, spielt wegen personeller Engpässe seit Wochen auf der Spielmacherposition – weil neben dem verletzten Kapitän Valentin Schmidt auch Niclas Pieczkowski nach wie vor angeschlagen ist – und der Europameister von 2016 deshalb von Trainer Stefan Neff momentan viel geschont wird.

Linkshänder auf Mitte ungewöhnlich

Und nicht nur, dass ein Linkshänder auf der Rückraummitte im Handball eher ungewöhnlich ist: Umso beachtlicher ist, dass Gaubatz seine offensive Rolle nicht etwa nur passabel ausführt, sondern gerade in den ersten Spielen war er auch einer der Top-Torschützen und traf mitunter zweistellig.

Kurzum: Er ist einer der Gründe dafür, dass die Eintracht trotz teils dramatischer Personal-Lage den Saisonstart zwar holprig, aber dennoch halbwegs sicher über die Bühne gebracht hat.

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Seine Saisonleistung beurteilt Gaubatz, der neben Rückraumrechts normalerweise auch noch auf Rechtsaußen eingesetzt werden kann, selbstbewusst: „Wenn du als Spieler plötzlich auf drei Positionen spielen kannst, dann kannst du der Mannschaft einfach noch besser helfen. Und ich glaube, dass auch mir das hilft, neue Erfahrungen zu machen und sich weiterzuentwickeln“, sagt Gaubatz: „Meine Wahrnehmung ist, dass ich das momentan gut mache und wenn es dann mal gut läuft, dann musst du den Schwung mitnehmen.“ Seine neue Position sorgt in der Kabine jedenfalls für Erheiterung: „Die Jungs verarschen mich schon und fragen, ob Linksaußen nicht auch noch funktionieren würde“, schmunzelt Gaubatz.

„Haben was gutzumachen“

Doch am Sonntag wird er aller Voraussicht wieder auf Rückraummitte auflaufen. Dann trifft die Eintracht auf den ASV Hamm (17 Uhr, Ischelandhalle). Auf das Westfalen-Derby schaut Gaubatz optimistisch: „Die Vorfreude ist riesig und gegen einen Ex-Verein ist es immer etwas Besonderes. Man darf auch ehrlich sagen, dass wir für das Spiel am Mittwoch etwas gutzumachen haben.“

Dennoch erwartet er, dass die nächsten Spiele nicht unbedingt einfacher für ihn werden: „Ich finde man merkt, dass sich die Gegner immer mehr drauf einstellen. Gegen einen Linkshänder zu decken, ist für den Mittelblock am Anfang etwas ungewohnt. Aber wenn du dich einmal drauf eingestellt hast, dann spielt die Umstellung auch keine große Rolle mehr“, sagt Gaubatz.