Hagen. Die Ingame-App macht’s möglich: Im Amateurbasketball ist der Papier-Spielbericht bald Geschichte. Ein Hagener Trainer hat die neue App getestet.
Es ist die Frage, die die Verantwortlichen jeder Amateur-Basketballmannschaft im Zwei-Wochen-Rhythmus beschäftigt und vor der viele Menschen regelrecht erschaudern: Wer kann beim nächsten Spiel anschreiben?
Anschreiben – das ist das sorgfältige Ausfüllen eines offiziellen Spielberichtsbogens. Das Notieren von Punkten, Auszeiten, Fouls und Co. Man macht es auf einem DIN-A4-Blatt in vier verschiedenen Farben und das fertig gekritzelte Statistiksammelsurium landet im Briefkasten des Staffelleiters, der Formfehler mit Ordnungsstrafen ahndet. Nein, Anschreiben ist nicht gerade beliebt. Aber das könnte sich bald ändern, denn am Anschreibetisch hält die Digitalisierung Einzug: Der Westdeutsche Basketball-Verband (WBV) führt im Amateurbereich schrittweise einen digitalen Spielberichtsbogen (DSS) ein – in der kommenden Saison 2023/24 zunächst auf freiwilliger Basis.
So funktioniert die App
Beim DSS werden Spielaktionen – Spielstand, Fouls, Auszeiten und so weiter – über die sogenannte Ingame-App erfasst, die man sich aufs Tablet oder aufs Smartphone ziehen kann. Man kritzelt also nicht mehr mit einem Kugelschreiber aufs Papier, sondern tippt verschiedene Buttons auf dem Bildschirm. Voraussetzung dafür ist lediglich, dass die kostenlose Ingame-App installiert ist und die Spieldaten vorher aus dem Verbandsserver (TeamSL) heruntergeladen wurden.
Eine Internetverbindung wird nur für den Up- und Download eines Spielberichts benötigt. Nach einer Partie muss das Ergebnis also nicht mehr via SMS an den Verband geschickt werden und – das wird Basketballteams ebenfalls erleichtern – der Spielberichtsbogen muss nicht mehr per Post an den Staffelleiter verschickt werden.
In der Basketballstadt Hagen beschäftigen sich derzeit viele Vereinsoffizielle, Spieler, Trainer und Schiedsrichter mit der Ingame-App, manche haben sie auch schon getestet. Zum Beispiel Max Schneevoigt, Jugendcoach bei der BBA Hagen und Oberliga-Schiedsrichter. Der 19-Jährige ist begeistert von der neuen technischen Möglichkeit, die seiner Ansicht nach kein Hexenwerk ist. Schneevoigt hat den DSS bei einem U16-Mädchen-Länderspiel erstellt. „Ich wurde ins kalte Wasser geworfen“, sagt der Hagener, der vor seiner Premiere noch keine DSS-Schulung besucht hat. „Aber es hat alles hervorragend geklappt. Es ist nicht so viel Arbeit, wie man vielleicht am Anfang denkt. Außerdem spart man sich das Papier und die 80 Cent für eine Briefmarke.“
Ab Saison 2025/26 verpflichtend
Während die Basis-Version der Ingame-App die rudimentären Statistiken sammelt, die auch im Papier-Spielberichtsbogen eingetragen werden, kann man mit der Advanced-Version richtiges Scouting betreiben. Rebounds, Ballverluste, Dreierquoten und vieles mehr werden damit notiert; sogar auch Dunkings, die im Amateurbasketball bekanntlich nur alle Jubeljahre mal gelingen. „Mit der App kann man praktisch jede Statistikkategorie erfassen“, ist Max Schneevoigt überzeugt. Ein Muss ist das fortgeschrittene Scouting im Amateurbereich keineswegs. Allenfalls ein Bonus für Statistikfreunde.
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Zur kommenden Saison kann der digitale Spielberichtsbogen freiwillig erstellt werden, ehe der DSS in der Saison 2024/25 bereits in ambitionierten Ligen – alle Regionalligen und Oberliga Herren/Damen – verpflichtend sein wird. Ab der Saison 2025/26 ist der DSS in allen WBV-Spielklassen ein Muss. Die Frage „Wer kann beim nächsten Spiel anschreiben“ wird dann vielleicht nicht mehr so oft gestellt.
+++ Mehr Infos +++
Um den Einstieg in den DSS zu erleichtern, bietet der DBB in Zusammenarbeit mit dem App-Anbieter nbn23 verschiedene Online-Schulungen an. Dabei wird es zu jedem Thema mehrere Termine pro Monat geben. Die Anmeldung zu den Webinaren erfolgt jeweils über www.nbn23.com/de/info
Wer mehr über den digitalen Spielbericht (DSS) wissen möchte: https://www.basketball-bund.de/dbb/digitales/digitaler-spielbericht-dss/