Hagen. Bald wird die Fußball-Kreisliga A im Kreis Hagen/EN eingleisig. Überfällig sagen viele Hagener Vereinsvertreter – aber es gibt auch Kritik.

Es ist ein Thema, das in den vergangenen Jahren immer wieder heiß diskutiert wurde. Ein abendfüllendes Programm in den Vereinsheimen der Kicker von Hagen bis Ennepetal und von Herdecke bis Wengern. Und nun ist eine Entscheidung gefallen, die große Veränderungen mit sich bringen wird: Die von der Mehrheit der Klubs im Rahmen des Staffeltages des Fußballkreises Hagen/EN am vergangenen Wochenende beschlossene eingleisige Kreisliga A ab der Spielzeit 2025/26 wird die Branche auch in den kommenden Wochen noch intensiv beschäftigen.

„Leistungsdichte wird zunehmen“

23 der 41 anwesenden Klubvertreterinnen und Klubvertreter gaben am vergangenen Samstag ihr Handzeichen für die Zusammenlegung der beiden bisherigen A-Liga-Staffeln, 13 stimmten dagegen und fünf enthielten sich. Dass dieses Thema unterschiedliche Meinungen hervorbringen wird, war bereits im Vorfeld klar. Die Spitzenteams der Hagener Kreisliga A1 befürworten den Schritt, der in einem demokratischen Prozess beschlossen wurde. „Ich finde das sehr gut, die Leistungsdichte wird spürbar zunehmen und wir erleben mehr spannende Duelle auf Augenhöhe“, äußert sich Uli Heidbüchel, Trainer des Kreisliga-Zweiten TSV Fichte Hagen. „Das macht das Ganze in Summe interessanter, die Spielausfälle und die hohen Ergebnisse haben in den vergangenen Jahren doch deutlich zugenommen.“

Auch in der Hansestadt Breckerfeld finden sich eindeutige Fürsprecher für eine eingleisige Liga: „Es wird Gewinner und Verlierer geben. Ein großer Pluspunkt ist aber, dass der Meister direkt aufsteigt“, findet SW-Trainer Semin Salkanovic und kritisiert wie sein Kollege Heidbüchel die hohen Ergebnisse, auch die Hansestädter gewannen einige Partien in jüngster Vergangenheit zweistellig: „Das sind ja bereits Klassenunterschiede. Spannendere Begegnungen locken dann vielleicht auch mal wieder mehr Zuschauer auf die Anlagen.“

Bosna-Trainer Amir Smajic, hier beim Boeler Neujahrsturnier am Ball, befürwortet die eingleisige A-Liga.
Bosna-Trainer Amir Smajic, hier beim Boeler Neujahrsturnier am Ball, befürwortet die eingleisige A-Liga. © Michael Kleinrensing

Ganz ähnliche Gedanken formuliert Amir Smajic, Trainer bei Bosna Hagen und früher selbst in höheren Ligen als erfolgreicher Torjäger aktiv: „In Summe ist das für den Hagener Fußball das Beste, die Qualität der Mannschaften und die Spannung in den Spielen wird auch die Zuschauer hoffentlich wieder mehr anlocken. Es sprechen einfach viele Punkte dafür, auch wenn mir die vielen Absteiger leidtun werden.“

Auch im Hagener Norden hat in den vergangenen Jahren ein veränderter Denkprozess eingesetzt: „In der Vergangenheit hätte ich dem nicht zugestimmt“, leitet Erdal Yildiz, Vorsitzender der SV Boele-Kabel, ein. „Heute begrüße ich das. Die Bezirksliga ist sportlich mittlerweile die neue Kreisliga. Die A-Liga selbst hat Federn gelassen und muss wieder aufgewertet werden.“ Yildiz hofft, dass die Möglichkeit von zwei Aufsteigern auch weiterhin bestehen bleibt: „Der Meister muss direkt hoch, für den Zweiten wäre ein Entscheidungsspiel klasse.“

Haspes neuer Trainer Frank Henes ist bereits seit langem ein starker Befürworter der eingleisigen Kreisliga A: „Im Sinne der Sportlichkeit ist das eine sehr gute Sache und es zeigt sich nun auch, dass das im Sinne der meisten Entscheider ist.“

16 Teams „werden bestraft“

Mit gemischten Gefühlen blickt indes Zurstraßes Trainer Marius Rafflenbeul auf die Entscheidung: „Meiner Meinung nach profitieren wenige Teams, die Ambitionen auf den Aufstieg haben.“ Dass der Meister automatisch in die Bezirksliga hochgeht, findet Rafflenbeul völlig richtig. „Nichtsdestotrotz werden aber auch 16 Teams bestraft, die teilweise seit Jahren gute Arbeit im Tabellenmittelfeld der A-Liga leisten.“

Aus gleich zwei Perspektiven schaut Marcel Rettke, SSV-Klubchef und zugleich Kreisgeschäftsführer, auf das Thema: „Aus Kreissicht ist es sportlich der einzig richtige Weg, der Meister hat den direkten Aufstieg einfach verdient.“ Sein SSV jedoch hat sich sportlich in den vergangenen Jahren nicht mit Ruhm bekleckert und findet sich bis dato in den unteren Tabellenregionen wieder: „Natürlich wird das für uns hart. Wir haben aber die Chance, uns bis dahin vernünftig aufzustellen, den ersten Schritt haben wir in diesem Sommer gemacht“, so Rettke. „Alle starten bei null Punkten und haben es selbst in der Hand. Wenn es nicht reicht, versuchen wir eben wieder aufzusteigen, auch wenn das in einer dann stärkeren B-Liga schwer wird.“