Hagen. Das Bier nach dem Training und Spiel gehört für viele dazu. Welche Auswirkungen das haben kann, erklärt ein Chefarzt für Innere Medizin.

„So, das war’s für heute.“ Der Trainer beendet die Einheit, es ist geschafft. Ein gemächlicher Gang in Richtung Kabine, nicht zu eilig, man hat sich immerhin gut angestrengt. Und noch bevor die Ersten in Richtung Dusche entschwinden, wird der Kasten Bier in die Mitte gestellt. Eine Szene, die sich so oder ähnlich nach einem Großteil der Trainingseinheiten der Hagener Amateursportler abspielen wird. Alkohol und Sport – das gehört für viele zusammen. Wenn am Sonntag der Ball auf den Fußballplätzen der Region rollt, mischt sicherlich noch der ein oder andere Tropfen Restalkohol im Blut mit.

Was löst der Konsum aus?

Doch was löst der Konsum im Körper aus? Inwiefern wird die Leistungsfähigkeit beeinflusst? Und ab wann wird es bedenklich? Dr. Holger Beier, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Agaplesion Allgemeinen Krankenhaus Hagen, kennt sich aus. „Es ist erst einmal entscheidend, mit welchem Anspruch man selbst an den Sport herantritt“, sagt der Mediziner: „Wenn es eher um das gesellige Zusammensein geht, dann ist das sicherlich in Ordnung. Will ich aber eine bessere Fitness haben, den Muskelaufbau vorantreiben oder Gewicht reduzieren, dann ist es natürlich kontraproduktiv.“

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Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten Frauen nicht mehr als 10 Gramm Alkohol am Tag zu sich nehmen, bei Männern sind es 20 Gramm. „Das entspricht ungefähr einer halben, beziehungsweise einer ganzen Flasche Bier“, sagt Beier. Kurios: „Es gibt tatsächlich große länderspezifische Schwankungen. In Spanien sind es für Männer 40 Gramm und in der Region Katalanien sind es sogar bis zu 70 Gramm, also etwa 3,5 Flaschen pro Tag.“

Die Dosis macht das Gift

Allgemein ist sich der Hagener Chefarzt sicher, dass „die Dosis das Gift macht“. An mindestens zwei Tagen in der Woche solle man auf den Konsum verzichten. Denn sonst könne es zu Problemen kommen, wie der Arzt erläutert: „Wenn man über einen längeren Zeitraum den kritischen Alkoholkonsum überschreitet, kommt es unter anderem zu einer sogenannten Fettleber. Diese kann eine Leberzirrhose in einem irreparablem Stadium und lebensbedrohliche Blutungen hervorrufen. Aber auch Hirnschädigungen, Nierenschäden, motorische Störungen sowie psychische Alterationen sind mögliche Konsequenzen.“ Doch welche Folgen hat der Konsum auf Sportlerinnen und Sportler? „Alkohol ist ein Zellgift, es hemmt die Regeneration der Muskeln, wodurch kleine Traumata, wie Muskelkater, langsamer abheilen. Zudem hemmt es den Muskelaufbau“, sagt Beier und ergänzt: „Das Training ist dann vielleicht nicht umsonst, aber der Alkohol wirkt sich definitiv kontraproduktiv aus.“ Besonders, wenn man den Sport betreibt, um sein Körpergewicht zu reduzieren: „Er hemmt den Fettabbau und sorgt für Heißhunger“, sagt Beier.

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Greift man unmittelbar nach dem Sport zum Alkohol, gelangt dieser schneller in die Blutlaufbahn. Und auch der Schlaf leidet, Schlafrhythmus kann sich verändern: „Man fühlt sich wie gerädert, weil Tiefschlafphasen und die sogenannten REM-Schlafphasen gestört beziehungsweise unterdrückt werden. Dadurch nimmt die Schlafqualität ab. Und Schlaf ist ja ebenfalls ein wichtiger Faktor für die Leistungsfähigkeit“, so Beier.

Ein Bier und dann nach Hause? Aus Sicht des Mediziners kein Problem – zumindest, wenn man den Bus nimmt oder auf dem Beifahrersitz mitfährt: „Nach dem Sport, bei dem bei dem man ja auch oft viel schwitzt und meist weder gegessen noch getrunken hat, gelangt der Alkohol schneller ins Blut und die Reaktionsfähigkeit wird deutlich schlechter.“

Isotonische Getränke

Für die sportliche Leistungsfähigkeit entscheidend werde es dann, wenn man wirklich vier, fünf oder sechs Biere im Anschluss an eine Trainingseinheit trinkt. „Das ist nicht nur im Leistungsbereich, sondern auch im Breitensport total kontraproduktiv.“ Zumindest ein zeitlicher Abstand solle gegeben sein: „Man sagt anderthalb bis zwei Stunden nach dem Sport sollte man keinen Alkohol konsumieren“, weiß Beier. Der Körper sei durch die Belastung dehydriert und brauche Regeneration: „Da sind isotonische Getränke zu empfehlen oder zum Beispiel auch alkoholfreies Bier.“