Hagen. Die Gewichtheber des SSV Hagen bestreiten eine tolle Saison – vor allem dank viel Frauenpower. So sehen die Wettkämpfe und das Training aus.
Der Ort, an dem Großes und vor allem Schweres bewegt wird, ist ziemlich unscheinbar. Man glaubt auf den ersten Blick nicht, dass hier eine olympische Sportart betrieben wird und persönliche Rekorde gebrochen werden. Den Kraftraum im Schulzentrum Wehringhausen haben sich die Gewichtheber des SSV Hagen „nach unseren Bedürfnissen in Eigenleistung eingerichtet“, erklärt ihr Trainer Johannes Sarasa. Aber ob unscheinbar oder nicht: Hagens stärkste Männer und Frauen sind zurzeit ganz schön erfolgreich unterwegs.
Hagener gegen Holländer
In der Regionalliga Nord, der bundesweit dritthöchsten Klasse, hat der SSV bzw. die KG Hagen/Westerholt die Saison auf dem zweiten Platz abgeschlossen. Bei den anschließenden Platzierungswettkämpfen treten die Volmestädter gegen den Zweiten der Regionalliga Süd an, und das ist kurioserweise das holländische Team Helios Simpelveld. „Sie haben sich schon vor Jahren dem NRW Gewichtheber-Landesverband angeschlossen“, erklärt Johannes Sarasa.
Den Hinkampf in Hagen hat die KG Hagen/Westerholt souverän mit 288,8 zu 201,4 Kilopunkten gewonnen, obwohl Leistungsträgerin Sabrina Kulbatzki krankheitsbedingt fehlte. 179 Punkte trugen die Athletinnen Lucy Skoczypik (48), Ricarda Miller (61) und Jenny Hillebrandt (70) bei. „An den Ergebnissen sieht man, dass unsere Heberinnen mit viel Frauenpower einen entscheidenden Anteil zum Sieg beigetragen haben“, freut sich SSV-Trainer Johannes Sarasa, dass Gewichtheben zumindest in seinem Verein keine Männerdomäne darstellt. Jannik Mackowiak steuerte 57,4 Punkte zum Heimerfolg bei, Simon Brüggemann 41 und Leon Barth 52,2.
Dass es beim Gewichtheben nur auf die Kraft ankommt, ist ein alter Mythos. Es handelt sich um eine technisch sehr anspruchsvolle Sportart. Schnellkraft, Dynamik, Koordination, Bewegungsablauf, mentale Stärke und hohe Konzentrationsfähigkeit – all das muss man beherrschen, um große Gewichte effizient zu bewegen. „Diese Fähigkeiten erreicht man nur durch ein gezieltes und intensives Training“, sagt Johannes Sarasa. „Eine gute, solide Vorbereitung auf einen Wettkampf ist von enormer Bedeutung. Diese dauert auf dem Wettkampfniveau zirka zehn bis zwölf Wochen.“
Reißen und Stoßen
Beim Gewichtheben hebt man streng genommen nicht, man reißt und stößt. Beim Reißen wird die Hantel – mit breitem Griff – in einem Zug über den Kopf gehoben und mit gestreckten Armen festgehalten. Im Wettkampf hat jeder Athlet drei Versuche, und die beste Leistung kommt in die Wertung.
Die zweite Teildisziplin ist das Stoßen. Hier wird mit schulterengem Griff die Hantel auf die Schulter gehoben, dann weiter über den Kopf ausgestoßen und ebenfalls mit gestreckten Armen festgehalten. Auch hier gibt es drei Versuche und der Beste wird gewertet. Die Wertungen vom Reißen und Stoßen werden addiert und ergeben die Gesamtleistung des Einzelnen. Diese ergeben dann in der Summe das Mannschaftsergebnis.
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Diese Wertung wird nur für die Mannschaftswettkämpfe genutzt, um einen fairen Vergleich zu bekommen. Dabei setzt man auf die Relativleistung „Kilopunkte“, für die das Körpergewicht von der gehobenen Last abgezogen wird. Und so werden leichte Sportler den schweren Jungs und Mädels gegenüber nicht benachteiligt. „Denn ein Heber mit 100 Kg Körpergewicht ist natürlich physikalisch und anatomisch im Vorteil gegenüber dem Heber mit 65 Kg Körpergewicht“, erläutert Sarasa.
Der Rückkampf gegen das holländische Team findet am 25. März in Simpelveld statt. Die Ausgangslage der Hagener ist – wie sie selbst auch – verdammt stark.