Recklinghausen/Herdecke. Das Spitzenspiel der Landesliga bot Drama pur. Mit dem Remis ist die HSG Herdecke/Ende zufrieden - und kämpft nun gegen eine drohende Sperre:
Es war ein wahres Handball-Drama - mit Spannung bis zur Sirene, Disqualifikation wegen vermeintlicher Tätlichkeit und aberkanntem Siegtreffer in letzter Sekunde: In einem hochspannenden Spitzenspiel beim direkten Verfolger PSV Recklinghausen sicherte sich Landesligist HSG Herdecke/Ende den inoffiziellen „Herbstmeister“-Titel im Januar. Denn auch nach dem 26:26 (16:13)-Sieg in der Sporthalle Recklinghausen-Nord und dem Abschluss der Hinrunde bleiben die Herdecker als einziges Team ungeschlagen. Allerdings müssen sie befürchten, wenigstens im nächsten Top-Duell beim Tabellendritten SV Westerholt am Samstag zum Rückrunden-Start auf einen zentralen Akteur verzichten zu müssen: Yannis Grasediek wurde disqualifiziert mit Bericht, gegen die automatisch folgende Sperre legte die HSG allerdings Einspruch ein. „Im Live-Stream kann man deutlich sehen, dass das keine Absicht war“, sagt HSG-Trainer Daniel Buff.
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Grundsätzlich benachteiligt fühlten sie sich nicht, doch mit zwei Entscheidungen der Schiedsrichter Christopher Koal und Nico Westphal waren die Herdecker gar nicht einverstanden. Die erste ereignete sich in der 45. Minute, bei einer 22:21-Führung der Gäste. Deren überragender Torwart Max Bergner (Buff: „Er hat uns mit zehn, zwölf Paraden gegen freie Würde den Punkt gerettet“) wehrte erneut einen Ball ab, der in den Händen von Yannis Grasediek landete. „Er wurde direkt von zwei Recklinghausenern attackiert, alle stürzten hin“, beschreibt Buff die Szene: „Dann hat Yannis versucht, sich aus der Umklammerung ruckartig zu lösen.“ Die Schiedsrichter zeigten Grasediek für die Aktion gegen Tim Strotmann die Rote Karte.
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Einspruch gegen Blaue Karte
Und eine bei Tätlichkeiten oder grob unsportlichem Verhalten übliche Blaue Karte hinterher, die eine Disqualifikation mit schriftlichem Bericht signalisiert - und mindestens ein Spiel Sperre bedeuten würde. Dagegen indes wehren sich die Herdecker. „Das war auf keinen Fall eine Tätlichkeit“, erklärt Buff, „wir haben nicht gegen die Spielwertung Einspruch eingelegt, aber gegen die Blaue Karte. Und hoffen, dass es keine Sperre gibt.“ Nach der schriftlichen Stellungnahme setzt die HSG nun auf eine zügige Entscheidung des HV Westfalen.
Auch in der letzten Sekunde hätten sich die Gäste eine andere Entscheidung gewünscht, als Gero Neuhoff zum vermeintlichen 27:26-Siegtor traf. Doch die Unparteiischen urteilten, dass der Rechtsaußen zuvor den Kreis betreten hätte. „Schade, das war die gleiche Szene wie in Witten bei unserem zweiten Unentschieden“, sagt Buff, der aber auch betont: „Ein Punkt ist okay, wir sind damit zufrieden. Offensiv waren wir nicht so im Fluss wie sonst, im Angriff war das eines unserer schlechteren Spiele.“
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Das Spitzenspiel hatte sich von Anfang an ausgeglichen gestaltet, lange mit leichten Vorteilen für die Herdecker. Auf mehr als drei Tore konnten sie ihren Vorsprung aber nie ausbauen. Nach der Roten Karte gegen Grasediek und dem Ausscheiden von Quentin Münch, der nach harter Attacke der Gastgeber beim Wurf sich beim Landen das linke Knie verdrehte (Buff: „Dafür gab es nicht mal eine Gelbe Karte“) ging dann beim 24:23 durch Toptorschütze Alexander Keller (55.) erstmals Recklinghausen in Führung. Auch beim 26:25 durch Philipp Berg lag der PSV wieder vorn, als Buff 75 Sekunden vor Schluss eine Auszeit nahm. Und Niklas Rust durch seinen ersten Siebenmeter - zuvor hatte Recklinghausens Keeper zweimal gegen Neuhoff pariert - im nächsten Angriff ausglich. Das Tor zum achten Sieg im neunten Spiel blieb den Herdeckern danach versagt, den Spitzenplatz aber behalten sie.
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Statistik
HSG Herdecke/Ende: Bergner, Koch, Hüser; Dannemann (4), Rasche, Andre Jung (1), Hofmann (1), Grasediek (2), Max Rust (5), Herold, Niklas Rust (3/1), Drescher (1), Münch (1), Neuhoff (8/6), Wettlaufer. Haupttorschützen Recklinghausen: Keller (6), Strotmann (5), Rogat (4), P. Berg (4).