Rostock/Herdecke. Mit Hansa Rostock ist Louis Köster ins Trainingslager gereist. Warum die Chance bei den Profis für den Herdecker jetzt unerwartet kam:
Weihnachten war er bei der Familie in Herdecke, zu Silvester grüßte er aus Paris, jetzt folgt die eher unerwartete Fußball-Dienstreise in die Türkei. Bei Zweitligist Hansa Rostock erhält Louis Köster bis zum 15. Januar die Gelegenheit, sich im Trainingslager in Belek zu beweisen. „Das kam relativ überraschend, damit habe ich jetzt nicht gerechnet“, räumt der 19-Jährige ein: „Aber es hat mich mega gefreut. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt diese Chance kriege.“ Im letzten Sommer war der junge Herdecker aus dem U19-Bundesligateam des FC Schalke 04 nach Rostock gewechselt. Mit seinem Ex-Klub könnte es in Belek ein Wiedersehen geben, die Bundesliga-Mannschaft der Königsblauen - unter anderem mit Kösters früherem Teamkollegen Sidi Sane - ist bereits am Montag ins Trainingslager an die türkische Riviera abgereist.
Auch interessant
Die erste Reise mit den Profis begann morgens um sieben für Louis Köster. Nach zuvor vier Trainingseinheiten mit der Mannschaft von Trainer Patrick Glöckner, der den Herdecker anstelle des verletzten Angreifers Pascal Breier für das Training der Zweitliga-Profis und die Reise ins Winter-Trainingslager nominierte. „Die Nacht vor dem ersten Training war relativ schlaflos, ich war ziemlich nervös“, bekennt Köster, aber er habe Kontakt zu den ebenfalls nominierten Rostocker U19-Talenten Milosz Brzozowski und Joshua Krüger gehabt. „Die hatten schon einmal mittrainiert und haben mir gesagt, das seien alles ganz nette Jungs“, sagt Köster, die Nervosität habe sich schnell gelegt.
Auch interessant
Neun Tore bis zur Verletzung
Was ihn nun bei den Hansa-Profis erwartet, die in Belek drei Testspiele - nicht gegen Schalke und Ex-Teamkollege Sane, aber gegen den polnischen Erstligisten KS Cracovia, Liga-Konkurrent Greuther Fürth und den bulgarischen Erstligisten ZSKA Sofia - bestreiten, lässt er auf sich zukommen. „Ich versuche mich zu beweisen“, sagt Köster, „am Ende liegt es ja an mir, wie ich mich anstelle.“ Was ihm in der Rostocker U23, für die er seit dem Sommer in der NOFV-Oberliga Nord aufläuft, bisher sehr gut gelang. Der Sprung aus dem Jugendbereich zu den Senioren gelang dem torgefährlichen zentralen Mittelfeldspieler prächtig neun Treffer - Top-Wert in der Spielklasse - erzielte er in den ersten zwölf Ligaspielen, bis ihn zunächst Ende Oktober eine Muskelverletzung stoppte. Und dann nach seiner Genesung der Wintereinbruch im Nordosten, denn die letzten beiden Spiele 2022 fielen aus.
Auch interessant
Der Wechsel ins ferne Rostock nach sechs Jahren im Nachwuchs des FC Schalke 04 war für den jungen Herdecker ein großer Schritt. „Ich bin ja schon ein gewisses Risiko eingegangen, dass ich hier hoch gezogen bin“, sagt er. Oberligisten hätte es auch in Westfalen reichlich gegeben, die Hoffnung auf einen möglichen Sprung zu den Profis war zunächst nicht mehr als eben eine solche. In seinem letzten Jugend-Jahr bei den Schalkern hatte er sich dafür kaum anbieten können, auch wenn er das Jahr mit dem ersten Tor zum 4:1-Sieg gegen den Wuppertaler SV für die Schalker eröffnet hatte. Und postete: „Der beste Weg, 2022 zu starten.“ Am Ende hatte er in der Bundesliga-U19 der Königsblauen aber nur noch sporadische Einsätze, beim finalen 3:1-Sieg gegen Borussia Dortmund im Westfalenpokal-Finale beorderte ihn Coach Norbert Elgert zumindest wieder auf die Bank. „Es lief nicht gut im letzten Jahr, auch wegen einer Lebensmittel-Vergiftung“, will Köster nicht ausführlicher auf dieses Kapitel zurückblicken: „Aber jetzt bin ich wieder fit.“
In Rostock hat alles gepasst
Für Rostock entschied er sich nach einem Besuch dort. „Das Umfeld hat mir super gefallen“, erklärt Köster, der mittlerweile an der Internationalen Hochschule vor Ort auch ein Fernstudium in Sportmanagement aufgenommen hat, die Entscheidung pro Hansa: „Es war ein Bauchgefühl, es hat alles gepasst.“ Sportlich lief es in der Nordost-Oberliga gleich nach Wunsch, auch wenn Gegner wie MSV Pampow, Union Fürstenwalde oder Optik Rathenow und deren Sportplätze völliges Neuland für den Westfalen waren. „Unsere Fans sind unglaublich, wir haben immer Mitreisende, das macht viel Spaß“, sagt der Herdecker, häufig ist auch Thomas Köster unter den Zuschauern: „Mein Papa ist gefühlt jedes Wochenende hier und guckt sich meine Spiele an, dafür bin ich ihm sehr dankbar.“ Auch Mutter Katja Strauss-Köster und seine Freundin nehmen die 520 Kilometer lange Strecke nach Rostock häufiger auf sich.
Im Juni könnten sie dann im Volksstadion vielleicht eine Feier erleben. „Unser Ziel ist es aufzusteigen“, sagt Louis Köster, aktuell belegt seine Hansa-Reserve Rang zwei hinter Lokalrivale Rostocker FC.. Schon am 22. Januar tritt sie in der Liga bei Makkabi Berlin wieder zum Nachholspiel an. Wenn der Herdecker von der Dienstreise mit den Profis in die Türkei zurück ist.