Hagen. Bei einem Jugendfußball-Spiel zwischen TSV Fichte Hagen und SW Silschede gehen Eltern aufeinander los. So hat das Kreissportgericht entschieden.

Hier und dort geht es etwas rau zu in diesem Jugendfußballspiel, der Schiedsrichter muss ein paar Mal in seine Trillerpfeife pusten, aber sonst? Alles friedlich. Und doch gerät diese Partie derart aus den Fugen, dass sie abgebrochen werden muss. Das Pikante: Es geht nicht darum, was auf dem Spielfeld passiert, sondern was sich daneben abspielt. Auf der Zuschauertribüne beschimpfen und prügeln sich Väter beider Vereine, was deren Söhne dazu veranlasst, über die Bande zu springen und mitzumischen. Wahnsinn am Spielfeldrand.

Dieser Vorfall ereignete sich Ende September im Kreisliga-Spiel zwischen den A-Junioren des TSV Fichte Hagen und SW Silschede und beschäftigte nun das Kreissportgericht Hagen/Ennepe-Ruhr. Die Spruchkammer verhängte gegen die beiden Fußballer, die das Rasenfeld in Eilpe verließen, um sich auf der Tribüne zu raufen, je eine dreimonatige Spielsperre. Beide Vereine wurden mit einer Geldstrafe von je 150 Euro sanktioniert. Überdies wurde das Spiel für beide Mannschaften als Niederlage bewertet. Nachgeholt wird es nicht.

Väter bepöbeln sich

Aber von vorne: Ein Hagener und ein Silscheder Fußballer lieferten sich auf dem Platz Zweikämpfe, von Unsportlichkeiten war nichts zu sehen. Doch die Väter beider Akteure schaukelten sich auf der Tribüne verbal gegenseitig hoch, bis sie sich körperlich angingen. Als die Spieler das mitbekamen, eilten sie ihren Vätern zur Hilfe herbei. Auf den Zuschauerrängen kam es zum Handgemenge, und während sich Erziehungsberechtigte auf den Rängen keilten, verließen noch weitere Kicker unerlaubterweise das Spielfeld – eine unübersichtliche Situation.

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Immerhin: Verletzte gab es nicht und die Polizei musste nicht herbeigerufen werden. Wer oder was die Rauferei initiierte, konnte vor Gericht nicht ausgemacht werden. „Es war müßig, darüber zu diskutieren“, sagte Peter Mann, Vorsitzender des Kreissportgerichts. Das Gericht befand, dass Fichte Hagen und SW Silschede gleichermaßen an der Ausschreitung beteiligt waren, und Mann fügte an: „Ich glaube, dass beide Seiten noch glimpflich davon gekommen sind.“

Eigentlich ein faires Spiel

Derweil hat man den unschönen Vorfall auch beim gastgebenden Verein aufgearbeitet. „Es war eine ärgerliche Situation, allerdings war das Theater nach rund einer Minute auch wieder beendet“, sagte Mathias Schneidmüller, Fußball-Abteilungsleiter beim TSV Fichte Hagen. Der Verein habe gut reagiert, die Streithähne rasch voneinander getrennt und von der Tribüne verwiesen. „Es war eigentlich ein faires Spiel“, bedauerte Schneidmüller. „Es ist einfach traurig, dass so etwas passiert. Wir sprechen hier von Amateurfußball im Jugendbereich. Haben wir nicht andere Probleme?“

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Der TSV Fichte Hagen habe mit dem Vater seines Spielers über den Vorfall gesprochen und ihm Sozialstunden aufgebrummt. Zudem darf er vorerst nicht auf die Tribüne. Auch sein Sohn, der in den nächsten Monaten vom Spielbetrieb ausgeschlossen ist, soll auf der Vereinsanlage „Zusatzaufgaben“ erledigen. Schneidmüller: „Er hat verstanden, dass er Mist gebaut hat und sich reumütig gezeigt. Die Strafe des Kreissportgerichts ist auch absolut fair.“ Auch vor der Kreisspruchkammer zeigten sich beide beschuldigten Spieler einsichtig und entschuldigten sich für ihr Verhalten.

Schwierige Situation für jungen Schiedsrichter

Schwarz-Weiß Silschede handelt ebenfalls: „Wir bedauern diesen Vorfall sehr und werden das Thema am in unserer Vorstandssitzung besprechen. Mit den Eltern werden wir aktiv in den Dialog gehen“, teilte Kai Krause, Jugendleiter des FC SW auf Anfrage mit. Darüber hinaus werde der Verein am 19. Dezember eine Präventionsveranstaltung anbieten, zu der man Trainer, Betreuer, Spielführer, Kreisfunktionäre sowie Schiedsrichter eingeladen habe. „Ziel ist der Dialog, damit wir in Zukunft besser miteinander umgehen und man sich gegenseitig respektiert.“

Eine außergewöhnliche Stresssituation stellten die Geschehnisse dieses aus den Fugen geratenen Spiels für den Schiedsrichter dar - er ist erst 15 Jahre alt. Umso mehr loben sowohl Peter Mann als auch Mathias Schneidmüller das reife und konsequente Vorgehen des Offiziellen. Dies sei angesichts seines jungen Alters nicht selbstverständlich, hebt Mann hervor: „Was sich da zugetragen hat, darf einfach nicht passieren. Sowas kann einen jungen Schiedsrichter traumatisieren und zum Aufhören bewegen – das ist leider alles schon passiert.“