Wetter. Mit 15 verließ Sören Seebold Volmarstein. Wie es der nun 18-jährige Rollstuhl-Basketballer zu Erstliga-Einsätzen gebracht hat. Und zur WM fliegt:
Mit 15 verließ er das heimatliche Volmarstein und wechselte zum Sportinternat nach Hannover, mit 18 hat er bereits in der Bundesliga gespielt und fährt zur Weltmeisterschaft nach Thailand. Seinem Ziel, einer der besten Rollstuhl-Basketballer in Deutschland zu werden, ist Sören Seebold in den letzten drei Jahren ein gehöriges Stück näher gekommen. „Mein Wechsel kam genau zur richtigen Zeit“, sagt Seebold, der wegen einer angeborenen Fehlbildung auf den Rollstuhl angewiesen ist. Am nächsten Freitag fliegt der Spieler von Hannover United mit den deutschen Junioren zur U22-WM nach Phuket.
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Im Sommer ist Sören Seebold in der Heimat, aber immer nur für ein paar Tage. Denn regelmäßig stehen für den Schüler Lehrgänge und Turniere im In- und Ausland an. Und das gleich mit zwei Auswahl-Teams des Deutschen Rollstuhlsport-Verbands Basketball (DRS). Denn der 18-Jährige gehört nicht nur nationalen U22-Auswahl, auch in das neu gebildete U19-Nationalteam wurde er vom neuen Bundestrainer Sebastian Wolk berufen. Aktuell aber gehört der Fokus ganz dem älteren Nationalteam, das vom 2. bis 18. September bei der WM in Thailand antritt. Intensiv vorbereitet. Der Sommer begann mit einem Turnier im israelischen Ramat Gan, jüngst gelang beim internationalen Turnier in Yalova/Türkei die WM-Generalprobe mit zwei Siegen gegen Spanien und Südafrika und einer Niederlage gegen Gastgeber Türkei.
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Vize-Europameister in Italien
Für Sören Seebold wird es das zweite große internationale Turnier werden, mit der U22 wurde er schon vor Jahresfrist in Italien Vize-Europameister. „Als Mannschaft haben wir uns als Ziel gesetzt, unter die Top drei zu kommen“, visiert er eine WM-Medaille an. Spanien und Japan gelten als stärkste Teams, gegen sie muss man in der Vorrunde nicht antreten. „Aber wir haben schon gezeigt, dass wir mit ihnen auf Augenhöhe spielen können“, sagt Seebold, der mit der U22 in der Vorrunde zunächst auf Israel, USA, Australien, Südafrika und Gastgeber Thailand trifft.
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Bei der paralympischen Sportart Rollstuhl-Basketball treten Sportler mit körperlicher Behinderung gemeinsam mit Nichtbehinderten an. Für die Chancengleichheit sorgt ein Klassifizierungssystem, bei dem Spieler je nach Schwere der Behinderung zwischen 1 und 4,5 Punkten erhalten. „Je weniger eingeschränkt man ist, desto mehr Punkte hat man“, erklärt Sören Seebold, der mit einer Wirbelsäulenfehlbildung (Spina bifida) geboren wurde und querschnittsgelähmt ist. Deshalb hat er die „maximale Behinderungs-Punktzahl“ 1,0. „Die Trainer wissen genau, wen sie zusammen spielen lassen können“, sagt er. Pro Team dürfen maximal 14,5 Punkte - bei internationalen Wettbewerben 14,0 Punkte - auf dem Feld sein.
Von frühester Jugend an hat der sportbegeisterte Rolli-Fahrer alle möglichen Sportarten ausprobiert, spielte Para-Badminton beim TuS Wengern oder Wheel-Soccer. „Aber Rollstuhl-Basketball hat mich dann erwischt“, sagt er. Für die RG Dortmund spielte der Ex-Schüler der Hagener Hildegardis-Schule schon in der Regionalliga, 2019 wechselte er dann auf ein Sportinternat in Hannover, an dem ein Stützpunkt für Rollstuhl-Basketball angesiedelt ist. „Es war für mich der richtige Schritt“, sagt er, „da kann ich zehn bis elf Trainingseinheiten pro Woche absolvieren, in Dortmund waren es zwei. Das ist ein ganz anderes Level.“ Zudem passe sich die Schule den sportlichen Bedürfnissen an, bei G9 statt G8 will er im nächsten Jahr sein Abitur machen.
Und parallel sportlich weiter vorankommen. Bei Hannover United spielt Seebold im Zweitliga-Team, hatte im Frühjahr erste Einsätze in der Bundesliga-Mannschaft, auch im Playoff-Halbfinale. „Mal sehen, wie es mit der Bundesliga aussieht, das ist eine der europäischen Top-Ligen“, bleibt er zurückhaltend, „auch in der 2. Liga kann ich noch sehr viel lernen.“ Aber Rollstuhl-Basketball soll auf jeden Fall für ihn weiter eine große Rolle spielen. Wenn er etwa in der Bundesliga nicht spielt, kommentiert er als Experte bei Hannover United am Livestream-Mikrofon.