Herdecke. Sportwissenschaftler Dominic Habenstein hat mit Studenten die Homepage des FC Herdecke-Ende modernisiert. Das können andere Vereine daraus lernen:
Die Verwandlung kam mitten im tiefsten Lockdown. Als die Fußballer des FC Herdecke-Ende im letzten Winter zwangspausierten, wurde der Internet-Auftritt des Bezirksligisten von Grunde auf modernisiert. Neue Homepage, neue Facebook-Auftritte, frische Instagram-Profile. Und ein neues Vereins-Logo - springendes Pferd auf Ball und Klubgründungszahl 1928 - gab es obendrein. Für die Online-Offensive am Kalkheck war ein Spieler der ersten Mannschaft maßgeblich mitverantwortlich: Dominic Habenstein, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum, initiierte mit einer Studentengruppe seines Projekts „Digitale Transformation im Sport“ und Vereinsmitgliedern die Ender Grundrenovierung. Und ist damit noch nicht fertig. „Es ist noch einiges auf der To-do-Liste“, sagt der 35-Jährige.
Mit der Beratung von Sportunternehmen auf deren Weg ins digitale Zeitalter beschäftigt sich Dominic Habenstein in seinem gerade angetretenen neuen Job bei BVB-Partner Adesso. Weit über die Profiklubs hinaus wirkte er bisher bei seinen Kooperations-Projekten an der Universität. „Wir wollten alle Dimensionen des Sports abbilden“, sagt er, „also auch die Breitensport-Vereine. Da lag der FC Herdecke-Ende natürlich nahe.“ Zumal der Kalkheck-Klub zuvor über eine eher „antiquierte Webseite“ verfügte, wie Habenstein einräumt: „Den Verein in der Außendarstellung gab es nicht aus einem Guss. Es gab viele Teams mit eigenen Seiten, die dem Gesamtverein ein Stückchen voraus waren. Die aber sogar verschiedene Wappen benutzten, das war Teil des Flickenteppichs.“
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Abstimmung über neues Logo
Alles miteinander zu verknüpfen, sah die Projektgruppe als Ziel, dabei sollten die Klubmitglieder integriert werden. „Veränderungen an der Optik sind immer ein sensibles Thema“, weiß Habenstein, „das hat nicht selten für Unmut gesorgt.“ So entschied eine Mitgliederbefragung über das neue Vereins-Logo, mit nur knapper Mehrheit. Habenstein: „Nicht wenige wären gerne beim alten Wappen geblieben, da kommt die tradierte Haltung im Fußball zum Tragen.“ Im Nachgang aber sei das neue, bei einem Glühwein-Abend am Platz eingeweihte Logo ebenso gut angekommen wie die neue Homepage.„FC Herdecke-Ende. Für uns. Für Ende. Für immer“, so begrüßt die blau-dominierte Seite mit hinterlegten Filmaufnahmen die Besucher, gibt übersichtlich Orientierung zu den Klub-Angeboten. Und integriert Spielpläne und Ergebnisse von „Fussball.de“ ebenso wie einen Facebook-Newsfeed von Senioren und Jugend. „Alles ist miteinander verknüpft“, sagt Habenstein, „die Homepage ist doch die Visitenkarte des Vereins. Wenn Eltern einen Sportverein für ihre Kinder suchen, ist sie doch der erste Anlaufpunkt.“ Nur die Instagram-Accounts seien noch nicht verknüpft, sie werden noch von den jeweiligen Teams gepflegt. „Sie haben auch jeweils ganz besondere Zielgruppen“, erklärt Habenstein: „Und wir können nicht alle Kanäle bedienen. Man benötigt ja immer auch Leute, die sie pflegen.“
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Auf Dauer aber sollen auf der Homepage alle sozialen Kanäle zusammengeführt werden. Auch um Sponsoren einen attraktiveren und moderneren Werbeauftritt anbieten zu können, neue Sponsorenverträge beinhalten zudem meist spezielle Social-Media-Formate. „Das frische Aussehen kommt gut an“, weiß Habenstein, der auch auf „deutlich höhere Zugriffszahlen“ verweisen kann.
Junge Leute im Ehrenamt
Und auch anderen heimischen Sportvereinen Mut macht, sich mit Homepage und Sozialen Medien näher zu beschäftigen. „Das ist ja kein Hexenwerk, wenn man jemanden im Verein hat, der sich damit auskennt“, sagt er, „es gibt ganz einfache Baukasten-Systeme für Homepages.“ Die Homepage als zentraler Anlaufpunkt sei wichtig, auch für die Auffindbarkeit gegenüber anderen Freizeitangeboten bei Google. Wobei der FC Herdecke-Ende ein „Responsive Design“ der Seite - also für mobile Endgeräte optimiert -gewählt hat, weil der Hauptzugriff der Nutzer über das Smartphone erfolgt. Schon angesichts verbreiteten Mitgliederschwunds müssten sich die Vereine dem Thema Digitalisierung stellen. Es wäre zudem eine Chance, auch den Nachwuchs im Verein für das Ehrenamt zu gewinnen. Habenstein: „Sich um die Sozialen Medien zu kümmern, ist für diese jungen Leute doch bestimmt weit attraktiver als beim Osterfeuer die Bratwurst zu drehen.“