Berlin. Der Hohenlimburger Handballer Frederik Höler greift bei der U18-Europameisterschaft nach der Goldmedaille. So hat er sich zuletzt durchgesetzt.

Manchmal führt der Weg eines Sportlers in Windeseile steil bergauf, so etwa der von Frederik Höler. Der Hohenlimburger absolvierte Anfang Juli bei den „Lübecker Handball Days“ seine ersten drei Länderspiele für die U18-Nationalmannschaft des Deutschen Handballbundes. Nur ein Monat und drei Tage nach seinem Debüt wird der 18-Jährige in sein erstes großes Turnier eintauchen: U18-Bundestrainer Erik Wudtke hat Höler, der im Jahr 2019 vom HTV Hemer zu den Füchsen Berlin wechselte, als einen von zwei Torhütern für die anstehende Europameisterschaft in Montenegro nominiert.

Ein intensiver Vorbereitungsmonat

Höler wird mit der deutschen Auswahl in der Vorrunde auf Ungarn (4. August), Polen (5. August) und - wie bereits beim Vorbereitungsturnier in Lübeck – Island (7. August) treffen. Die 16 Talente des Jahrgangs 2004, die auf dem Balkan den Bundesadler tragen, sind eine Handballgeneration, die von der Corona-Pandemie gebeutelt wurde. Normalerweise stellt das European Youth Olympic Festival (EYOF) für den Nachwuchs das erste große Turnier auf internationaler Bühne dar, aber dieses fiel vor zwei Jahren aufgrund der Pandemie aus. „Die Erkenntnisse, die wir sonst mitnehmen, fehlen uns derzeit“, sagt Wudtke.

Höler hat sich im Nationalteam etabliert.
Höler hat sich im Nationalteam etabliert. © René Weiss

Als er die neuformierte Mannschaft vor rund einem Jahr bei den Ruhr Games in Bochum in die Manege führte, befand sich Höler in der Rangfolge der deutschen Schlussmänner noch auf Position drei, vier. Beim Vier-Nationen-Turnier im Ruhrgebiet hüteten damals der Göppinger Julian Buchele und Finn-Luca Gründel vom HSV Hamburg den Kasten. „Der Trainer hat mir gesagt, dass ich das Zeug habe, es zu schaffen. Ich bin immer dran geblieben und habe an meine Chance geglaubt“, berichtet der Torhüter, der mit der Berliner A-Jugend im Finale um die deutsche Meisterschaft stand und mit seinem Team in zwei hochklassigen Duellen den Rhein-Neckar Löwen unterlag.

Im Tor mit am besten besetzt

Mit dem Turnier in Lübeck begann für Höler und seine DHB-Mitstreiter ein intensiver EM-Vorbereitungsmonat mit einem Lehrgang in Offenburg, zwei Länderspielen gegen Frankreich, von denen eines gewonnen (39:31) und eines verloren (27:30) wurde, sowie einem finalen Zusammentreffen in Kamen-Kaiserau, ehe die Spieler am Dienstag in den Flieger gen Montenegro steigen. „Wir haben ein ausgeglichen besetztes Team ohne einen herausragenden Einzelkönner“, charakterisiert Wudtke sein Aufgebot, zu dem fünf Spieler zählen, die bereits Luft in der stärksten Handball-Liga der Welt schnupperten, und neben Höler vier weitere Berliner (Max Günther, Nicholas Schley, Michl Reichardt, Florian Billepp).

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„Im Tor“, findet Wudtke, „sind wir mit am besten besetzt.“ Der emotionale Göppinger Buchele und der eher ruhige Höler ergänzen sich als ganz unterschiedliche Typen blendend. „Wir kommen super miteinander klar“, sagt der Hohenlimburger. Sie sollen der deutschen Abwehr, auf die Wudtke besonderen Wert legt, den Rücken freihalten: „Wir brauchen eine gute Deckung, um ins Tempospiel zu kommen. Wir wollen die schnellste Mannschaft Europas sein.“

Neue Herausforderungen für Höler und Co.

Nach fünf Länderspielen und einer bis zum Finale erfolgreichen Saison in der A-Jugend-Bundesliga kann Höler einen Quervergleich zwischen den Spielen gegen die stärksten deutschen Mannschaften und internationale Gegner ziehen. „Das Niveau in den bisherigen Länderspielen war ähnlich wie an der Spitze der A-Jugend-Bundesliga. Für die Nationalmannschaft spielen zu dürfen, ist jedes Mal etwas ganz Besonderes. Beim Finale gegen die Rhein-Neckar Löwen ging es natürlich noch um mehr als beim Turnier in Lübeck und in den beiden Spielen gegen Frankreich, auch wenn wir uns vor der EM alle unbedingt beweisen und von der besten Seite zeigen wollten“, resümiert er. Aber was nun vor Höler und den DHB-Talenten liegt, bewegt sich mindestens auf dem Niveau der DM-Endspiele.

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Mit internationaler Intensität und Spielen in enger Taktung warten neue Herausforderungen auf die Jung-Nationalspieler. Und wer weiß, vielleicht hat die Region ein Jahr nachdem die beiden Hagener Zweitliga-Spieler Niko Bratzke (künftig ASV Hamm) und Luca Klein mit der U19-Nationalmannschaft den EM-Titel feierten, ja bald schon den nächsten Handball-Europameister.