Hemer/Hohenlimburg. . Der 15-jährige Handball-Torwart Frederik Höler erhält eine große Chance. Er wechselt in die Nachwuchsabteilung des Bundesligisten Füchse Berlin.

Beim HTV Hemer wissen sie nicht so recht, ob sie weinen oder lachen sollen. Einerseits verliert die Handballabteilung mit dem Hohenlimburger Frederik Höler in Kürze ihr größtes Torwart-Talent, anderseits ist man stolz auf den 15-Jährigen, denn der wechselt in wenigen Wochen ins Sportinternat des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin.

Im Grunde ging die Sache ziemlich schnell über die Bühne. Vor gut einem Monat, schildert Höler, habe sein Vater Stefan, einst Bundesliga-Basketballer des SSV Hagen, den Anruf aus der Hauptstadt erhalten. Am anderen Ende der Leitung war kein Geringerer als Füchse-Sportkoordinator Volker Zerbe, der während seiner Karriere zu den besten Spielern der Welt gehörte. Er selbst konnte kaum glauben, was sich da anbahnte. „Erstmal haben sich meine Eltern darüber unterhalten.“ Und offenbar gab es von ihrer Seite grünes Licht.

Vater Stefan Höler bis 1990 in Bundesliga auf Korbjagd

Frederiks Vater Stefan Höler begann seine Basketball-Karriere bei Boele-Kabel und spielte danach für die Jugend und das Bundesliga-Team des SSV Hagen. Als der dSSV GoldStar Hagen im Jahr 1990 zu Brandt Hagen fusionierte, wechselte der heute 50-jährige Physiotherapeut zum TuS Iserlohn, den er später auch trainierte. Weitere Stationen waren BG Hagen und noch einmal Boele.

Frederik durfte zu einem Probetraining, das sich über drei Tage erstreckte. Plötzlich war da der hautnahe Kontakt zu weiteren Größen wie Nationaltorwart Silvio Heinevetter, Paul Drux oder Fabian Wiede, die ebenfalls beide neben den Füchsen für Deutschland auflaufen. Ergebnis: Höler überzeugte bei den Konditions-, Ausdauer- und Krafttests und wurde für stark genug befunden, die sportliche Herausforderung zu meistern.

In der Charité stand noch eine sprichwörtliche Überprüfung auf Herz und Nieren an, die er ebenfalls bestand.„An einem Mittwoch erhielt ich die Zusage und musste mich dann bis zum darauffolgenden Wochenende entscheiden.“ Das war gar nicht so einfach. „Man gibt ja schon viel auf, das ganze Umfeld verändert sich.“ Den Menschen im Freundes- und Verwandtenkreis geht es nicht anders als seinen Trainern und Teamkameraden. „Die haben schon gesagt, dass sie stolz auf mich sind, aber meine Mutter ist auch traurig.“

Trotz allem ist der 15-Jährige überzeugt, den richtigen Schritt zu gehen. „Die Füchse Berlin haben mit die beste Jugendarbeit überhaupt.“ In drei Wochen beginnen die Sommerferien. Dann werden die Koffer gepackt und der Umzug vollzogen. Frederik Hölers neue Heimat wird dann das Internat am legendären Sportforum Hohenschönhausen sein, das schon zu DDR-Zeiten Kaderschmiede war und heute Olympiastützpunkt ist. Dort wird Höler ein Zweierzimmer beziehen.

Umzug in den Sommerferien

Momentan besucht er noch das städtische Gymnasium Hohenlimburg im neunten Schuljahr. Den Weg zum Abitur setzt er nach dem Umzug fort, der wird allerdings ein Jahr länger dauern als in der bisherigen Heimat, schließlich wird künftig noch mehr trainiert. Aber auch diese Fragen wurden am Rande des dreitägigen Probetrainings geklärt. „Manchmal wird um 7.45 Uhr trainiert, danach geht es in die Schule, im Anschluss ist Freizeit und abends geht es dann nochmal zum Training.“ So werden einige Tage aussehen, wenn auch nicht alle.

Auch hierzulande ist das Talent des Hohenlimburgers, der vor seinem Wechsel nach Hemer im Jahr 2015 für die örtliche HSG das Tor hütete, den Talentsichtern nicht verborgen geblieben. In die Kreisauswahl wurde er bereits mehrfach berufen, ein erster Sichtungslehrgang zur Westfalenauswahl verlief für ihn erfolgreich. Doch als Berliner darf er für sie nicht mehr auflaufen.

Nationaltorwart als Trainer

Bei den Füchsen arbeitete Frederik mit Peter Stochl zusammen. Der frühere tschechische Nationaltorwart, der selbst von 2006 an bis zu seinem Karriereende im vergangenen Jahr für die Hauptstädter zwischen den Pfosten stand, kümmert sich hauptsächlich um die Torhüter der zweiten Mannschaft. Beim HTV ist Thorsten Gerhold sein Trainer, er traut seinem Schützling den Sprung nach oben ohne Einschränkung zu. „Fredi ist bärenstark, er hat eine schnelle Auffassungsgabe und setzt Dinge unglaublich zügig um. Ohne ihn wären wir in der abgelaufenen Oberliga-Saison nicht Dritter geworden.“ Das war in der C-Jugend, aus dieser Altersklasse ist Höler nun herausgewachsen. Seinen bisherigen Vereinen wird das große Torwart-Talent demnächst aus der Ferne die Daumen drücken.