Herdecke. Hilfe bekam der FC Wetter beim 3:1-Derbysieg in Ende nicht nur aus der Reserve. Sondern auch von einem Akteur, der sechs Jahre nicht gespielt hat:

Wer fast fünf Monate kein Spiel gewinnt, benötigt ganz offensichtlich Hilfe. Fußball-Bezirksligist FC Wetter 10/30 bekam sie im Derby beim FC Herdecke-Ende. Aus dem eigenen Verein, denn vier Spieler aus der Klub-Reserve halfen maßgeblich beim im Kampf um den Klassenerhalt überlebenwichtigen 3:1-Sieg am Kalkheck. Und dann hatten die Wetteraner noch einen ganz neuen Akteur in der Startformation, den niemand auf der Rechnung hatte, weil er noch viel länger schon kein Fußball-Spiel mehr bestritten hatte.

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Nach dem Schlusspfiff am Ender Kalkheck versammelte Orsan Dogan seine neuen Teamkollegen um sich. „Ich danke euch“, sagte der Mann mit dem Zopf und der Rückennummer 17: „Das war mein erstes Spiel seit sechs Jahren - und gleich ein Sieg.“ Und später ergänzte der 30-Jährige nach seinem erfolgreichen Debüt nach langer Fußballpause im Mittelfeld der Harkortberg-Elf: „Ich kann es kaum in Worte fassen, wie glücklich, gerührt und voller Freude ich bin.“

Starkes Comeback: Wetters Orsan Dogan (links) enteilt in seinem ersten Spiel nach sechs Jahren dem Ender Daniel Wawrzynczok.
Starkes Comeback: Wetters Orsan Dogan (links) enteilt in seinem ersten Spiel nach sechs Jahren dem Ender Daniel Wawrzynczok. © Axel Gaiser

Das Comeback des gebürtigen Hageners mit fußballerischen Wurzeln beim Hasper SV hatte man ganz bewusst geheim gehalten. „Er hilft uns richtig weiter“, ist Coach Fatih Esbe von dem Mann überzeugt, der schon bei Westfalia Herne und in der Jugend-Bundesliga bei Wattenscheid 09 spielte, aber seine Karriere eigentlich 2016 früh beendet hatte: „Orsan ist erst seit einigen Wochen bei uns im Training dabei und jetzt schon ein Führungsspieler.“ Den Kontakt zu Dogan hatte Gökhan Nezir, als Zugang in der Sportlichen Leitung sonst vor allem mit der Planung des Kaders 2022/23 beschäftigt, hergestellt. Von einem „imponierenden Auftritt für eine so lange Abstinenz“ sprach Nezir nun, das Überraschungsmoment war den Gästen gelungen.

Vier Spieler aus Reserve helfen sehr

Doch nicht nur Dogan half den Gästen, gleich vier Verstärkungen aus der eigenen Reserve taten dies ebenso. Robert Pownug stabilisierte mit seiner Routine die Innenverteidigung, Torjäger Emanuel Proenca erzielte das Führungstor, Yannick Heinrichsmeier und Florian Norpoth - am entscheidenden 3:1 maßgeblich beteiligt - sorgten für Schwung auf den Außenbahnen. Für sie ließ Esbe etablierte Bezirksliga-Kräfte wie Justin Tyler oder Amid Adbib zunächst draußen. „In unserer Situation hilft uns Schönspielen nicht weiter, wir müssen über gewonnene Zweikämpfe kommen“, erklärte er später. Und durfte sich in der Maßnahme bestätigt sehen: „Man hat bei den Jungs aus der Zweiten doch keinen Unterschied zu den anderen gesehen.“ Wobei der als Interimstrainer fungierende Klubchef mit Blick auf die zeitgleich mit 0:13 in Volmarstein unterlegene Kreisliga-A-Reserve einräumte: „Es tut mir leid, dass wir die Zweite so auseinanderpflücken müssen. Aber wir brauchten Hilfe.“

Das Restprogramm

FC Wetter: FC Hellas/​Makedonikos Hagen (Auswärts, 24. April), TuS Neuenrade (Heim, 1. Mai), Kiersper SC (A, 8. Mai), SF Hüingsen (H, 15. Mai), VfB Schwelm (A, 22. Mai), BW Voerde (H, 29. Mai) und SV Deilinghofen-Sundwig (A, 6. Juni)

FC Herdecke-Ende: TuS Ennepe (Heim, 24. April), SSV Kalthof (Auswärts, 1. Mai ), SC 1912 Hennen (A, 15. Mai), FSV Gevelsberg (A, 22. Mai), FC Hellas/​Makedonikos Hagen (H, 29. Mai) und TuS Neuenrade (A, 6. Juni)

Das wird auch für die verbleibenden sieben Spiele gelten, auch wenn der Abstand zu den Abstiegsrängen auf sechs Punkte angewachsen ist. „Noch sind wir nicht durch“, weiß Mannschaftsführer Maik Wiggershaus: „Wir haben noch einiges vor uns und müssen noch Punkte holen.“ Man verlasse sich wieder auf die Grundtugenden, betonte Wetters Teamkapitän: „Wir sind in den letzten zwei, drei Wochen zusammengerückt, haben uns als Mannschaft ausgesprochen.“

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Noch einen Punkt mehr und das auf dem Papier leichtere Restprogramm gegen Teams vornehmlich aus dem Tabellenkeller hat Lokalrivale FC Herdecke-Ende. Doch Trainer Frank Henes weiß: „Das wird noch eine harte Zeit für uns.“ In fast jedem Spiel geht es für die Ender nun gegen direkte Konkurrenten um Punkte für den Ligaerhalt. Und jedes Tor müssen sie sich hart erarbeiten, kein Bezirksliga-Team traf weniger. Was sich auch im Derby zeigte. „Die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor fehlt uns, da ist uns der FC Wetter überlegen“, räumt Henes ein, „und sie verfügen über gute Eins-gegen-eins-Spieler, die haben wir nicht.“

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Bryan Schmidt fehlt Gastgebern

Dass mit Bryan Schmidt der mit neun Treffern bisher erfolgreichste Torschütze bei den Herdeckern noch zwei Spiele Rot-Sperre absitzen muss, half den Gastgebern da auch nicht. Umso mehr ärgerte sich sich Henes darüber, dass sein körperlich überlegenes Team so wenig Kapital aus Ecken oder Freistößen schlug. „Wir haben gute Kopfballspieler, aber wir haben viele Standards verpuffen lassen“, bemängelte der Ender Coach, der sich eine Derby-Neuauflage im Herbst wünscht: „Ich hoffe, dass beide Teams in der Liga bleiben.“