Hagen. Handball-Zweitligist Eintracht Hagen gewinnt trotz erneut vieler Ausfälle gegen den HC Empor Rostock. Viel Lob für Spieler aus dem Reserveteam.

Till Wiechens konnte nicht anders. Der Trainer bat seine Mannschaft in der 51. Spielminute zur Auszeit. Doch während die Rostocker mit gesenkten Köpfen zur Besprechung trotteten, ging Eintracht-Trainer Stefan Neff mit ausgebreiteten Armen auf seine Spieler zu und umarmte Jaap Beemsterboer kurz und innig. Der Spieler der Reservemannschaft hatte Sekunden vorher das Tor zum 25:20 erzielt und damit den 7:2-Lauf seiner Mannschaft veredelt. Und dieser Vorsprung sollte reichen: Die Hagener Zweitliga-Handballer sicherten sich gegen den HC Empor Rostock einen 31:25 (13:12)-Erfolg und feierten damit den ersten Sieg in diesem Jahr.

Die Erleichterung war dem Team von Trainer Neff im Anschluss deutlich anzumerken. Mit anhaltendem Applaus wurden die Spieler von den fast 600Zuschauern gefeiert. Und auch wenn die Erschöpfung ihnen ins Gesicht geschrieben war, strahlten sie. „Ich kann meinen Stolz für meine Mannschaft kaum ausdrücken“, fand Eintracht-Coach Neff nach der Partie nur schwer Worte für die Willensleistung seiner Spieler.

Rostock setzt auf siebten Feldspieler

In einer ausgeglichenen Anfangsphase taten sich die Gastgeber noch schwer mit der aggressiven Verteidigung der Rostocker, die von Beginn an einen siebten Feldspieler für ihr Angriffsspiel hinzuzogen und damit das Tor leer ließen. In der 16. Spielminute erzielte Eintrachts Pouya Norouzi die erste Führung für die Hagener. Vor der Pause hatte die Neff-Mannschaft dann noch einmal doppeltes Glück: Sowohl Philipp Asmussen als auch Jonas Thümmler trafen im letzten Angriff nur den linken Pfosten – mit einer knappen 13:12-Führung für die Hausherren ging es in die Pause.

Spontaner Einsatz: Jaap Beemsterboer muss für den erkrankten Tim Stefan einspringen. Und er macht seine Sache gut.
Spontaner Einsatz: Jaap Beemsterboer muss für den erkrankten Tim Stefan einspringen. Und er macht seine Sache gut. © Michael Kleinrensing

In der zweiten Halbzeit konnte sich die Eintracht mit Mats Grzesinski auf einen starken Rückhalt im Tor verlassen und auch im Angriff lief es nun besser für die Hagener: Einen 17:18-Rückstand (40.) drehten die Hausherren, wieder einmal angeführt von Pouya Norouzi, zu einem 21:18 (43.). Und obwohl es das dritte Spiel innerhalb einer Woche war, drehte das Eintracht-Team noch weiter auf und durfte am Ende den verdienten Sieg bejubeln.

Gemeinsamkeiten zwischen Hagen und Rostock

Die Hagener Handballer und die Gäste aus Rostock verbinden einige Gemeinsamkeiten. Beide Mannschaften sind erst in der vergangenen Saison gemeinsam aufgestiegen. Und beide Mannschaften haben aktuell mit großen Verletzungssorgen und Ausfällen zu kämpfen. Neben den sechs Leistungsträgern Valentin Schmidt, Julian Renninger, Alexander Becker, Luca Klein, Lukas Kister und Daniel Mestrum fiel kurzfristig auch Tim Stefan krankheitsbedingt aus. Für ihn übernahm Jaap Beemsterboer die Arbeit im Rückraum. Und das, ohne „eine einzige Sekunde mit uns trainiert zu haben“, wollte Neff die Leistung des Niederländers noch einmal besonders hervorheben, der im Innenblock ein überragendes Spiel ablieferte und zudem noch zwei Tore beisteuerte. Und das, nachdem er am Tag zuvor noch für die Oberliga-Reserve mit elf Treffern der spielentscheidende Akteur war.

Aber noch ein anderer Akteur stach auf der guten Mannschaftsleistung des VfL hervor, wie Trainer Neff berichtete: „Wir hatten Mittwoch schon mehr verdient und dann sieht man auch mal, wie spannend es ist, mit einem Spieler wie Theo Bürgin zusammen zu arbeiten.“ Beim 26:26-Unentschieden gegen den TV Emsdetten zeigte sich der schnelle Linksaußen nicht von seiner treffsichersten Seite. Gegen Rostock blühte der 21-Jährige wieder auf, verwandelte fünf Tore und setzte in den richtigen Momenten wichtige Akzente. „Das zeigt auch wie viel Kopfarbeit der Sport ist. Wir haben uns sehr viel mit ihm beschäftigt und wir scheinen etwas gefunden zu haben, das ihn wieder auf den Weg gebracht hat“, freute sich Neff über die positive Entwicklung seines Linksaußen, der aufgrund des Ausfalls von Daniel Mestrum die komplette Spielzeit auf dem Feld stand.

Am Freitag wartet ein ganz besonderes Duell gegen einen Traditionsverein auf die Eintracht. Die Mannschaft von Trainer Neff empfängt TuSEM Essen.