Höing. Die THG-Halle heißt nun Heinz-Werner-Schmunz-Halle. Zu Ehren eines Mannes, der für Sportler mit Behinderung Normalität geschaffen hat.
Für gemeinhin gehen Eröffnungs- oder Einweihungsreden von Bürgermeistern nicht in die Geschichte ein. Diese hier war anders. Denn Hagens Bürgermeister Hans-Dieter Fischer kämpfte ehrlich und ergriffen mit den Tränen. Soeben hatte er die altehrwürdige THG-Halle in Heinz-Werner-Schmunz-Halle umbenannt. „Was er für viele, viele junge Menschen in dieser Stadt gemacht hat...“, Fischers Stimme stockt. „Das durfte ich selbst persönlich erfahren.“
Mit dem Basketball-Virus infiziert
Vielleicht ist Hans-Dieter Fischer der beste Seismograph für diese Geschichte. Ein Hagener, der sich in jungen Jahren mit dem Basketball-Virus infizierte und sein Leben lang nicht mehr davon loskam. Wie viele andere, die diesen Sport in Hagen lieben, hat er die großen Zeiten des SSV Hagen auf der Tribüne der Ischelandhalle verfolgt. Er hat gesehen, wie der damals junge Heinz-Werner Schmunz mit seinem Teamkameraden 1974 schaffte, was nie wieder ein Hagener Team schaffte – sie wurden deutscher Meister.
In einer Zeit, in der sich 3000 Menschen in die nicht ausgebaute „Ische“ zwängten. Schmunz, Dahlbüdding, Wilkins und Co. wurden zu einem Kulturtreiber. Sie legten den Grundstein für die bis heute in Hagen anhaltende Basketball-Euphorie. Ihr Vermächtnis ist bis heute spürbar. Aber wird deshalb nach jedem von ihnen eine Sporthalle in Hagen benannt? Nein.
Ein wahrer Held
Denn so ein großes Basketball-Idol der junge Schmunz damals gewesen sein mag. Zu einem wahren Sporthelden wurde der langjährige Lehrer an der Förderschule Gustav-Heinemann, als er 2001 erstmals mit den „Special Olympics“ in Kontakt gekommen ist und fortan regelmäßig mit seinen Schülern mit geistigen Behinderungen an den nationalen Sommer- und einigen Winterspielen teilnahm. Bei den Europameisterschaften der „Special Olympics“ in Rom 2006 gewannen sie die Goldmedaille und bei den „Special Olympics“ in Abu Dhabi 2019 sensationell Silber.
Diese Platzierungen stehen hinter der eigentlichen Pionier-Leistung von Heinz-Werner Schmunz aber zurück. Denn mit dem 2010 von ihm beim TSV Hagen 1860 gegründeten Basketballteam „Unified“ durchbrach Schmunz Mauern – auf dem Spielfeld, aber vor allem in den Köpfen. Er schickte Sportler mit und ohne Behinderung in einem Team an den Start. Und nicht versteckt und zurückgezogen in irgendwelchen Trainingseinheiten. Nein, bis zum heutigen Tag im Ligabetrieb der zweiten Kreisliga. Das ist weltweit einzigartig.
Ein Austausch, der normal geworden ist
Der Kontakt und der Austausch von Basketballern mit und ohne Behinderung ist innerhalb dieser Liga, aber auch in der gesamten Hagener Basketball-Szene dadurch normal geworden. Und noch viel mehr: Das Team „Unified“ ist ein über alle Vereinsgrenzen hinweg geschätztes Projekt, mit dem sich viele Hagener Basketballer identifizieren. Das ist die große, unerreichte, vorbildhafte und schätzenswerte Leistung des Heinz-Werner Schmunz. Das ist seine Lebensleistung. Und deshalb trägt die THG-Halle nun seinen Namen mit großem Schriftzug. Eine Tafel an der Tribüne kommt noch.
Hans-Dieter Fischer bemühte noch eine Erinnerung, an die sich viele Basketballer in Hagen erinnern dürften. Als das Team Unified 2019 von den Special Olympics aus Abu Dhabi mit der Silbermedaille um den Hals in der Viertel-Pause eines Phoenix-Heimspiels vor großer Kulisse empfangen wurde. Die gesamte Viertelpause klatschten die Zuschauer ununterbrochen stehend. Eine Ehrerweisung. Auch für Heinz-Werner Schmunz.