Hagen. Die BBA Hagen will in der Jugend-Bundesliga Fuß fassen, doch eine Einigung mit Phoenix ist nicht in Sicht. Woran die Verhandlungen scheitern.

Der Hagener Nachwuchs-Basketball steht vor wegweisenden Monaten. In ihrem zweiten Jahr will die junge Organisation BBA Hagen eine Jugend-Bundesliga-Mannschaft (JBBL/U16) ins Rennen schicken, mittelfristig soll auch ein Nachwuchs-Bundesliga-Team (NBBL/U19) gestellt werden. Dieses Vorhaben ist nicht unumstritten, weil der Phoenix Hagen e.V. bereits in diesen Leistungsklassen Teams stellt. Beide Parteien sind der Überzeugung, dass je zwei Hagener JBBL- und NBBL-Teams zu viel des Guten wären – daher gibt es noch Hoffnung, dass BBA und Phoenix zueinander finden. Aber Konsens, auf denen diese Hoffnung fußt, gibt es dagegen kaum.

Warum kooperiert man noch nicht?

Beim nächsten Treffen der Verantwortlichen beider Organisationen, das in den nächsten Wochen stattfinden soll, will man Klarheit schaffen. Während man bei der Basketball Akademie von der Arbeit von Phoenix Hagen im Bereich Grundschul- und Kita-Sport vollends überzeugt ist und sich dort nicht einmischen möchte, stellt sich das beim Leistungsbereich der Jugendlichen anders dar. Bei der BBA ist man sich sicher, das Potenzial der talentiertesten Basketballer Hagens besser ausschöpfen zu können. „Aber wir wollen ja mit Phoenix zusammenarbeiten, das haben wir von Anfang an betont und dafür sind wir auch nach wie vor offen“, sagt Kosta Filippou, Leiter der BBA. Und auch Uwe Plonka, seit Oktober 2021 Geschäftsführer des Phoenix-Vereins, macht sich dafür stark, sich die Hände zu reichen: „Es darf nicht der Eindruck entstehen, wir wären Konkurrenten. Das wäre schädlich für unsere Jugend.“

Phoenix und BBA wollen nur das Beste für den Nachwuchs, heißt es. Warum kooperiert man dann nicht schon? Das liegt vor allem daran, dass die BBA eine Dachorganisation befürwortet, der sich alle Hagener Vereine – also auch der Phoenix Hagen e.V. – anschließen, doch die Jugendabteilung des ProA-Ligisten will eigenständig bleiben. Ordnet sich Phoenix aber nicht dem neutralen Konstrukt unter, wie es BG Hagen und Boele-Kabel tun, sieht die BBA von einer Kooperation ab. „Unsere Philosophie ist es, dass sich alle der Sache und nicht einem bestimmten Namen unterordnen. Wir hätten am liebsten ein JBBL- oder auch ein NBBL-Team, das von Phoenix, Boele und BG und vielleicht ja auch TSV 1860, Haspe oder Vorhalle wäre“, spricht sich Filippou dafür aus, die Kompetenzen der Vereine zu bündeln.

Kosta Filippou (rechts) ist Leiter der BBA Hagen. Ingo Freyer (links) hat die Planungen der BBA als Manager für Vereinsentwicklung ein halbes Jahr lang vorangetrieben.
Kosta Filippou (rechts) ist Leiter der BBA Hagen. Ingo Freyer (links) hat die Planungen der BBA als Manager für Vereinsentwicklung ein halbes Jahr lang vorangetrieben. © Michael Kleinrensing

Plonka: Phoenix Hagen ist der Leuchtturm

Doch dass Phoenix in großem Umfang seine Jugendkompetenzen abtritt und unter einem anderen Namen aufläuft, schließt Uwe Plonka aus: „Das kommt auf keinen Fall in Frage. Phoenix Hagen ist als höchstspielender Hagener Verein der Leuchtturm der Stadt. Natürlich können wir gerne eng mit der BBA zusammenarbeiten, aber uns zu unterzuordnen, macht in meinen Augen keinen Sinn.“

Die BBA legt den Finger in die Wunde: Die vergangenen Jahre im Bereich JBBL/NBBL von Phoenix und auch die aktuelle Zeit seien nicht gerade von Erfolg geprägt. Man selbst könne sowohl das bessere Personal als auch die nötigen Strukturen stellen. „Wenn wir mal ehrlich sind, dann läuft der Bereich JBBL/NBBL bei Phoenix einfach nicht gut. Wir aber sind dafür sehr gut aufgestellt, haben mehr Erfahrung, mehr Personal und mehr Fachkompetenz in dem Bereich. Deswegen macht es doch keinen Sinn, wenn Phoenix so weitermacht wie bisher“, sagte Ingo Freyer vor wenigen Tagen, als er noch BBA-Manager für die Vereinsentwicklung war, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Das Ganze hätte für Phoenix einen großen Mehrwert, weil sie sich dann voll und ganz auf den Profibereich konzentrieren können, während wir uns um den Unterbau kümmern“, so Freyer, der bekanntlich selbst zehn Jahre lang Trainer des Phoenix-Profiteams war.

Phoenix erneuert Verträge mit Kooperationspartnern

Doch Phoenix Hagen will seinen eingeschlagenen Weg in der Jugendarbeit weitergehen. Mit dem TSV Hagen 1860, TSV Vorhalle und SV Haspe 70 wurden just die Kooperationsverträge erneuert. Man hat sich zu einer Kooperationsgemeinschaft zusammengeschlossen und will jetzt enger miteinander arbeiten, etwa mit gemeinsamen Basketball-Camps. „Darüber hinaus wollen wir mehr hauptamtliche Trainer einstellen und diese den Vereinen, die Bedarf haben, gegen ein Entgelt zur Verfügung stellen“, gibt Uwe Plonka Einblicke in die Planungen. Phoenix biete die gesamte Palette vom Kindergarten bis hin zum U19-Spitzensport an.

Uwe Plonka ist Phoenix-Vereinschef und WBV-Präsident.
Uwe Plonka ist Phoenix-Vereinschef und WBV-Präsident. © wbv

Die Gründung der BBA hat aber schon in dieser Saison Auswirkungen auf die Hagener JBBL-Mannschaft. Mehrere Talente haben sich dem U16-Regionalliga-Team der BBA angeschlossen und auf ein Engagement im höherklassigen JBBL-Team der Phoenix Youngsters verzichtet. Letztere kämpfen derzeit in der Relegation der Jugend-Bundesliga um den Klassenerhalt. Allein deshalb wolle man – sollte keine Einigung mit Phoenix erzielt werden – an einer Qualifikationsrunde für die national ranghöchste U16-Liga teilnehmen, so Kosta Filippou: „Wir müssen uns mit dem Szenario beschäftigen, dass wir vielleicht bald gar kein Hagener Team in der JBBL haben“, fürchtet der BBA-Leiter.

Bald ein Konkurrenzkampf?

Pikant ist dabei, dass die Akademie im U16-Bereich auf Vid Zarkovic und Tome Zdravevski setzt – jene Trainer, die in der Vorsaison noch die Phoenix Youngsters erfolgreich coachten, im Sommer 2021 jedoch entlassen wurden. „Wir müssen ganz offen und ohne Emotionen darüber reden, wer die besten Coaches für unsere Jugend sind und welche Spielideen die besten sind. Ganz wichtig ist aber, dass erstmal wieder Vertrauen aufgebaut wird, damit wir an einem Strang ziehen können“, sagt Plonka. Sowohl Filippou als auch der Phoenix-Vereinschef stimmen überein: Zwei Hagener JBBL-Teams würden einen unnötigen Konkurrenzkampf aufkeimen lassen, der beiden Schaden zufüge.

Aktuell scheint das allerdings wahrscheinlicher, als dass Phoenix und die BBA zueinander finden.