Hagen. 10.000 Zuschauer besuchten einst den Sportplatz Quambusch, inzwischen hat die Natur wieder freien Lauf. Eine Erinnerung.
Ein Post des Hasper SV schlägt aktuell Wellen. Zu sehen ist der Sportplatz am Quambusch. „Einst mal über 10.000 Zuschauern beim Heimspiel vom Hasper Sportverein (...). Traurig zu sehen, wie es dort aussieht“, schreibt der HSV auf seinem Facebook-Account.
Denn zu sehen ist vor allem die Verwilderung der Anlage. Ein Baum wächst mitten auf dem Aschefeld, die gesamte Anlage wirkt verwahrlost. In den Kommentaren erinnern sich einige Menschen zurück: „Super Atmosphäre. Die Anlage hatte viel Potenzial“, ist dort unter anderem zu lesen. Auch der 1. Vorsitzende des Hasper SV, Stefan Wilkes, erinnert sich noch gerne daran, wie er als Jugendlicher auf dem altehrwürdigen Sportplatz Quambusch gespielt hat und wie es mit selbstgebastelten Fahnen immer mit vielen anderen zu den Heimspielen ging. Der heute 59-Jährige bedauert den aktuellen Zustand: „Es ist alles mehr als traurig, dass da nichts passiert!“
Eine bewegte Vergangenheit
Denn die Sportstätte und auch der Hasper SV können auf eine bewegte Vergangenheit zurückschauen. Seit der Gründung des FC Harkorten 1911 und FC Union 1912 sind nun über 110 Jahre vergangen - und seitdem nahm in Haspe das Leben mit der Sportart Fußball seinen Lauf. Nur einen Steinwurf vom damaligen Sportplatz Quambusch entfernt erblickte Ralf Eilenberger 1965 das Licht der Welt. Über die Jugend des Hasper SV 1911/12 schaffte der Torhüter als 20-Jähriger mit seiner guten Strafraumbeherrschung und stoischer Ruhe den Sprung in die 2. Bundesliga zur SG Wattenscheid 09, mit der er 1990 sogar in die 1. Liga aufstieg. Ein Traum ging in Erfüllung.
„Mit der A-Jugend-Nationalmannschaft wurde Ralf 1984 in Leningrad (heute St. Petersburg) sogar vom weltberühmten sowjetischen Torwart Lew Jaschin mit einer Medaille als bester Torhüter des Granatkin-Turnieres ausgezeichnet“, erinnert sich der damalige Jugend- und Torwarttrainer Winfried Knesia.
Mit im Team waren damals Spieler wie Jürgen Kohler, Olaf Thon und Michael Skibbe. Heute lebt „Eile“ in Norddeutschland und trainiert momentan den Kreisligisten SV Atlas Delmenhorst II. Wohl zusätzlich animiert von der Rekordkulisse von 10.000 Zuschauern begeisterte der HSV und entzauberte in der Saison 1958/59 mit einem überraschend klaren 6:0 die Sportfreunde Siegen in der damals dritthöchsten Amateurklasse.
Ehemaliger Hasper in der Bundesliga
Schon mit fünf Jahren kickte er bei Fortuna Hagen, dann schnürte Christopher Antwi-Adjejvon 2001 bis 2009 die Fußballschuhe beim Hasper Sportverein. Der gebürtige Hagener, seine Eltern stammen aus Ghana, wurde von Kwesi Appiah 2019 sogar zur ghanaischen Nationalmannschaft nominiert. Inzwischen läuft der Ex-Paderborner für den Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum auf.
Als Schiedsrichter macht Fabian Maibaum vom HSV überregional auf sich aufmerksam, wenn er die Vereine aus der 3. Liga nach seiner Pfeife tanzen lässt oder als Assistent an der Linie in der 2. Bundesliga aktiv ist. Und mit Ex-Profi Horst Bertram konnte der Verein aus dem Hagener Westen einen Trainer gewinnen, der zwölf Jahre lang (1971-1983) das Tor von Borussia Dortmund gehütet hat. Mit ihm feierten die Hasper den Oberliga-Aufstieg und erfreuten damit ihre große Anhängerschaft.
Es riecht nach Nostalgie
Ja, in Haspe riecht es heute noch nach Nostalgie, und auf dem brachliegenden Sportplatz Quambusch ist im wahrsten Sinne des Wortes inzwischen Gras drüber gewachsen. Nach dem Oberliga-Abstieg im Jahr 1999 zeigte die Kurve für die Blau-Weißen permanent nach unten. Es folgten zwei Jahre Verbandsliga und anschließend 15 Jahre Landesliga. Heute kämpft der HSV in der Bezirkssportanlage mit Trainer Daniel Utech um Punkte in der Kreisliga A. Mehrere Jahrzehnte mit dem Verein eng verbunden war der heute 75-jährige Jürgen Breuking, indem er als Abteilungsleiter und auch im Hauptvorstand fungierte und hohe Anerkennung verdient. Er zog tatkräftig die Fäden hinter den Kulissen in guten wie in schlechten Zeiten.
Unter dem Strich bleiben aber immer die schönen Erinnerungen. Und so sind nicht nur die zahlreichen Mitwirkenden der Blau-Weißen mächtig stolz auf „ihren“ Traditionsverein aus Haspe – und blicken traurig auf die immer verwahrlostere Spielstätte am Quambusch.