Wetter/Dortmund. Bei den Frauen von Borussia Dortmund erfüllt sich Annika Billig einen Kindheitstraum. Warum die Wetteranerin neben Toren auch Selfies schießt:
Es sei ein heißer Sommertag gewesen, so erinnert sich Annika Billig, kurz nach dem Lockdown. Am 14. Juni begann für die Wetteranerin die Reise mit Borussia Dortmund. Nach dem Probetraining mit 50 Kandidatinnen erhielt sie von BVB-Trainer Thomas Sulewski die Nachricht, dass sie den Sprung in das neu gegründete Frauenteam des Fußball-Bundesligisten geschafft hat. „Es war ein überwältigendes Gefühl, das bis heute anhält“, sagt die 26-Jährige nach einem halben Jahr, in dem die BVB-Frauen für vierstellige Zuschauer-Kulissen sorgten und die Kreisliga Dortmund verlustpunktfrei und ohne Gegentor anführen.
Die BVB-Selfies von Annika Billig
Riesige Vorfreude spürte Annika Billig an jenem 14. Juni, auch eine gewisse Anspannung und Nervosität. „Ich musste mich ständig kneifen und mir sagen: Ich habe gleich ein Probetraining beim BVB!“ spricht sie von einem „Bad der Gefühle“. Noch „unglaublicher“ sei dann das Gefühl geworden, als Coach Thomas Sulewski zurückrief und sie von ihrer Berücksichtigung für den 23er-Kader des BVB unterrichtete: „Als Thomas mir mitteilte, dass ich Teil der neu gegründeten Frauenmannschaft von Borussia Dortmund bin, war ich sprachlos und hin und weg.“
Im BVB-Frauenteam nahm Annika Billig schnell eine feste Rolle ein. Nicht nur auf dem Platz - in fast allen Hinrunden-Spielen wurde die zentrale Mittelfeldspielerin eingesetzt -, sondern auch daneben. Denn bei vielen Bildern ihrer neuen Mannschaft lächelt die Wetteranerin im Vordergrund, weil vornehmlich sie die Selfies des Teams für die sozialen Netzwerke - gern auch mit klubinterner Prominenz wie Mats Hummels oder Marcel Schmelzer - produziert. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich am ersten BVB-Training das allererste Selfie unseres Teams geschossen habe. Dazu kam es eigentlich ziemlich spontan“, sagt sie: „Danach hat sich meine Rolle als ,Selfie-Beauftragte’ irgendwie ritualisiert. Nach den Spielen wissen wir sofort, was wir zu tun haben: Ein Selfie schießen.“
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Stets vor großer Kulisse
Was die schwarz-gelben Fußballfrauen stets gut gelaunt zeigt. Denn alle Pflichtspiele bisher in der Kreisliga A2 Dortmund und im Kreispokal gewannen sie souverän und ohne Gegentor. Und meist vor großer Kulisse. Schon zum allerersten Spiel einer BVB-Frauenmannschaft gegen den TSV München 1960 kamen mehr als 1300 Zuschauer ins Stadion Rote Erde, danach häufig nicht viel weniger. Wobei Klubchef Reinhard Rauball oder Kollegen aus dem männlichen Profiteam zu den Besuchern zählen. „Der BVB ist eine Familie. Eine große Familie. Die Fan-Kultur lebt die schwarz-gelbe Begeisterung und es wird nicht unterschieden, ob die Profis, die U23 oder wir – die Frauen – das schwarz-gelbe Wappen tragen“, erklärt Annika Billig die große Aufmerksamkeit für das Dortmunder Frauenfußball-Projekt. Dabei werde man nicht nur von sehr vielen Menschen vor Ort in der Roten Erde oder in der Fußballakademie unterstützt, sondern auch von internationalen Social-Media-Fanseiten: „Diese Unterstützung tut sehr gut.“
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Schwarz-gelbes Trikot macht stolz
Mit der Trikotnummer 17 wurde die zuletzt beim FC Wetter aktive Studentin bei den meisten BVB-Spielen eingesetzt, häufig ein- oder ausgewechselt, erzielte drei Tore. „Das Trainerteam gibt uns Spielerinnen ähnliche Spielzeiten, das finde ich super so“, sagt sie: „Wir haben demnach immer die Möglichkeit, uns in den Spielen zu beweisen und alles zu geben.“ Ihre Erwartungen hätten sich „definitiv erfüllt“, betont sie: „Ich darf das schwarz-gelbe Trikot tragen! Das macht mich unglaublich stolz. Damit ist ein absoluter Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.“ In die Rückrunde werde sie „mit noch mehr Energie und Selbstüberzeugung“ starten: „Ich werde in jeder Trainingseinheit und in den Spielen noch härter arbeiten, um wieder zu überzeugen.“
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Dass das komplett neu zusammengewürfelte BVB-Frauenteam so gut funktioniert, überrascht sie nicht. „Wir haben von Tag eins an auf dem Platz als Team sehr hart gearbeitet, um die Spielabläufe als Mannschaft zu entwickeln“, erklärt die 26-Jährige: „Darüber hinaus – und das war für uns selbst der vielleicht überraschendste Aspekt – sind wir unglaublich schnell auch außerhalb des Platzes eine Einheit geworden und sehen uns nicht nur als Fußballteam, sondern auch als Freundinnen.“ Zudem habe man ein tolles Team um die Mannschaft herum. Den Start in die Rückrunden-Vorbereitung kann Annika Billig so auch kaum erwarten. „Die Vorfreude, endlich wieder auf dem Platz zu stehen, ist enorm groß“, sagt sie: „Wir alle haben ein Ziel fest vor den Augen - den Aufstieg! Dafür werden wir auch in diesem Jahr wieder unsere gesamte Energie einsetzen und alles für den BVB geben.“