Hagen. Die Bundesliga-Jugendteams von Eintracht Hagen und Phoenix dürfen nicht mehr vor Fans spielen. Ein Blick in die Nachbarschaft wirft Fragen auf.

Nicht nur die Profis, auch der Bundesliga-Nachwuchs der heimischen Spitzenvereine VfL Eintracht Hagen und Phoenix Hagen wird vorerst „Geisterspiele“ austragen müssen müssen. Das Servicezentrum Sport der Stadt Hagen hat den Vereinen eine entsprechende Weisung erteilt. Laut der aktuell geltenden Coronaschutzverordnung des Landes NRW werden die Jugend-Bundesligen als überregional eingestuft. „Da es sich um bundesweite Wettbewerbe handelt, sind bei den Spielen keine Zuschauer mehr zugelassen“, erklärt Karsten-Thilo Raab, Leiter des Servicezentrums Sport.

Stadt Hagen sind die Hände gebunden

Eintracht-Jugendleiter Mathias Schmidt hatte in seiner Argumentation zwar darauf hingewiesen, dass die Staffeln in der JBLH (U19) nach regionalen Gesichtspunkten eingeteilt sind (in der Hagener Gruppe 3 spielen Teams aus NRW, Hessen und dem Saarland), am überregionalen Status der Liga ändert das aber nichts. Mit gleichlautender Begründung müssen auch die Basketball-Nachwuchsteams von Phoenix Hagen in der JBBL (Youngsters/U16) bzw. NBBL (Juniors/U19) fortan auf Besucher verzichten. „Wir verstehen natürlich, dass das zum Teil auf Unverständnis stößt. Aber wir müssen uns an die Vorgaben des Landes halten“, sagt Raab.

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Frustriert sind mittlerweile viele Sportler und Vereinsvertreter, weil die Corona-Vorgaben von Kommune zu Kommune teils völlig unterschiedlich ausgelegt werden. Ein Beispiel: Die Bundesliga-Handballerinnen von Borussia Dortmund tragen ihr Heimspiel gegen Buchholz-Rosengarten am Mittwoch vor Fans aus. Und das vor nicht gerade wenigen. „500 Tickets an der Tageskasse erhältlich!“, schreibt der BVB auf seiner Facebookseite. Raab ist der Fall bekannt. „Das wirft natürlich Fragen auf, auch bei uns. Warum die Verordnung vielerorts anders ausgelegt wird, können wir nicht sagen. Das Ordnungsamt der Stadt Hagen hat bezüglich der Zuschauerfrage bei Sportveranstaltungen auch noch mal eine Anfrage ans Land NRW gestellt. Auf die Antwort warten wir noch.“

Eintracht froh, dass überhaupt gespielt werden darf

Die Nachricht, dass man nun Geisterspiele im Nachwuchsbereich austragen muss, nahm Eintracht-Jugendkoordinator Axel Meyrich vergleichsweise gelassen auf. „Natürlich spielen wir lieber vor Publikum“, so Meyrich, „wichtiger ist allerdings, dass die Jungs überhaupt noch spielen dürfen.“ Die Umstellung auf den seit dem 28. Dezember vorgeschriebenen 2G-plus-Modus sei bei den Eintracht-Jugendmannschaften in der laufenden Trainingswoche problemlos erfolgt.

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„Die Spieler lassen sich an jedem Trainingstag testen, die Zertifikate werden in WhatsApp-Gruppen gesammelt, die die Trainer kontrollieren“, beschreibt Meyrich das Prozedere. Zudem nimmt Eintracht-Schülerwart Detlef Schiffke, der gleichzeitig auch Hygienebeauftragter der Jugendabteilung ist, stichprobenartig unangemeldete Kontrollen während der Trainingseinheiten vor.

Fragwürdige Vorgaben vom Land

Ganz so problemlos wie für den ambitionierten Nachwuchs stellt sich die Einführung der 2G-plus-Regelung aber bei weitem nicht für den Rest der Sportszene dar. „Wir bekommen von vielen Vereinen Feedback, dass 2G-plus praktisch der Tod für den Trainingsbetrieb ist“, bedauert Karsten-Thilo Raab vom Servicezentrum Sport. Den Aufwand, sich vor einem Training noch einen offiziellen Testnachweis einzuholen, ist für viele Sportlerinnen und Sportler zu viel – insbesondere in den niederen Klassen des Amateursports.

Nicht wenige bleiben daher den Hallen und Plätzen vorerst fern, bis die Corona-Auflagen wieder gelockert werden. „Ich muss auch sagen, dass ich nicht nachvollziehen kann, warum für Sportler 2G-plus gilt und für Zuschauer nicht“, findet Raab. „Viele Vorgaben der Coronaschutzverordnung sind in der Konsequenz nicht zu Ende gedacht.“