Hagen. Der Silvesterlauf von Werl nach Soest muss abgesagt werden. Doch Laufanfängerin Alana Wellershaus lässt sich nicht unterkriegen – im Gegenteil.

„Also insgeheim hatte ich zwischendurch ja schon auf einen kleinen Schneesturm an Silvester gehofft“, gibt Alana Wellershausschmunzelnd zu. Dass der Silvesterlauf von Werl nach Soest nun aber wirklich abgesagt wurde, stimmt die 29-Jährige doch traurig: „Als dann die finale Absage kam, hat es mich schon geärgert.“

Verschiedene Pläne: Silvesterlauf muss dennoch abgesagt werden

Die Organisatoren um Veranstalter Ingo Schaffranka müssen die Traditionsveranstaltung zum zweiten Mal in Folge verschieben: „Der erneute Teil-Lockdown und die stark ansteigenden Zahlen machen eine Durchführung von Großveranstaltungen unmöglich. Auch unser Konzept mit Starts in verschiedenen Zeitblöcken können wir nicht anbieten“, erklärte Schaffranka.

Aufgrund der Coronakrise, die seit Mitte März 2020 den Alltag stark beeinflusst, hatte das Orga-Team ohnehin verschiedene Szenarien erdacht, um den Silvesterlauf Ende dieses Jahres durchführen zu können. Dass Variante eins, nämlich ein normaler Silvesterlauf mit Rahmenprogramm, nicht durchführbar sein würde, war dabei schnell klar geworden.

Im Training bleiben: Laufanfängerin Alana Wellershaus (links) und Redakteurin Linda Sonnenberg ziehen ihre Laufrunde.
Im Training bleiben: Laufanfängerin Alana Wellershaus (links) und Redakteurin Linda Sonnenberg ziehen ihre Laufrunde. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Zwei Varianten geplant

Die Organisatoren wollten entsprechend mit Szenario zwei den Silvesterlauf anbieten – und andere Varianten in der Hinterhand haben. Was Szenario zwei beinhalten würde, erklärte im Sommer Ingo Schaffranka: „Wir werden am Silvestertag ab 11 Uhr mit den Starts der Läuferinnen und Läufer in Feldern von 100 Aktiven ausschließlich über die 15-Kilometer-Strecke in Werl beginnen.“

Doch daraus wird nichts. Einzig virtuell wird der Silvesterlauf in diesem Jahr stattfinden. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin kann am 31. Dezember für sich selbst laufen und ihre Zeit hochladen. Die Medaille kommt dann per Post. Ein schwacher Trost, wie auch Alana Wellershaus findet: „Es ist schade, dass das Event an sich nicht stattfindet. Ich stelle es mir alleine als Event toll vor, wenn da lauter Läufer sind, die sich lange auf diese Strecke vorbereitet haben. Das hätte ich schon gerne erlebt.“ Aber auch bei ihr überwiegt das Verständnis für die Entscheidung der Veranstalter: „Ich hab es mir schon fast gedacht. Es ist immer noch Corona und die Zahlen schießen durch die Decke.“

„Egal was kommt, wir laufen“

Und da sie bei der Anmeldung gleich die Doppel-Option für den normalen und den digitalen Lauf ausgewählt hat, stand eh fest: „Egal was kommt, wir laufen.“

Und das gab in den vergangenen Wochen und Monaten auch immer wieder Motivation, „denn wenn man irgendwo antritt, dann will man ja auch nicht versagen. Wobei die Zusage zum Silvesterlauf für die Hagener Laufanfängerin zuletzt immer wieder Fluch und Segen war. „Zum einen habe ich mich manchmal gefragt, wieso ich das überhaupt tue und ich nicht einfach nur für mich alleine laufe, ohne den Druck. Aber dann war es auch wieder eine tolle Motivation, ohne die ich gerade bei dem aktuellen Wetter wohl deutlich weniger gemacht hätte.“

Zuletzt musste die Hagenerin zudem über zwei Wochen pausieren, eine hartnäckige Erkältung zwang sie zur Sportpause. Und danach war sie wieder da, die Angst vor dem ersten Lauf. Würde die gesamte Kondition wieder weg sein? All das Training umsonst? „Die Angst war schon da, vor dem ersten Lauf hat es mir sehr gegrault“, gibt Alana Wellershaus zu, doch sie wurde positiv überrascht: „Es lief erstaunlich gut, damit hätte ich nicht gerechnet. Aber das hat auch noch einmal gut Motivation gegeben.“

Lange Läufe stehen auf dem Plan

Einzig das Wetter macht ihr aktuell zu schaffen. Während man im Sommer auch abends um 20 Uhr noch eine Runde um den Hengsteysee laufen konnte, muss bei der frühen Dunkelheit aktuell eine Alternative gefunden werden. Und das ist gar nicht mal so leicht: „Im Stadion die 400-Meter-Runden zu laufen ist gar nichts für mich“, gibt Alana Wellershaus zu und ergänzt: „Dabei geht meine Motivation gänzlich verloren.“

Ein Monat ist nun noch Zeit, um sich auf die 15 Kilometer vorzubereiten. Ein Monat, in dem vor allem lange Läufe auf der Agenda stehen, denn diese wurden in den vergangenen Wochen vernachlässigt, wie die Läuferin zugeben muss: „Da müssen wir in den letzten 30 Tagen vor dem Start noch einmal intensiver trainieren.“ Dass sie die Strecke schafft, daran zweifelt die 29-Jährige aber nicht mehr.

Und ein Tipp von Leichtathletik-Trainer Bernd Schneider macht besonders Mut: „Er meinte zu mir, wer die zwölf Kilometer schafft, der schafft auch die 15 Kilometer. Darauf setze ich jetzt.“