Hagen. Sophia Mücke hält dem TSV Hagen 1860 seit über 20 Jahren die Treue – und ist damit länger im Verein, als ihre Mitspielerinnen alt sind.
Als sie kürzlich ihr Geburtsdatum und ihr Eintrittsdatum in den Verein weitergeben musste, war Sophia Mücke (31) kurz schockiert. Seit 2000 ist die Basketballerin dem TSV Hagen 1860treu und geht auch in diesem Jahr als Führungsspielerin in der Regionalliga voran. Viele ihrer Mitspielerinnen sind allerdings erst nach ihrem Eintritt in den TSV geboren worden, wie die Lehrerin nun feststellen musste. „Da habe ich dann doch erstmal geschluckt“, gibt sie lachend zu.
Älteste Spielerin beim TSV Hagen 1860
Doch auch wenn Sophia Mücke inzwischen die älteste Spielerin ihrer Mannschaft ist, so gehört sie noch immer zu den Leistungsträgerinnen. Und das obwohl ein Jugendtrainer einmal über sie sagte: „Die Mücke, die wird nie höher als Landesliga spielen.“ Doch damit war der Ehrgeiz der Basketballerin geweckt, wie sie verrät: „Ich war immer klein, nicht besonders athletisch und konnte auch nie hoch springen“, gibt sich Sophia Mücke selbstkritisch, ergänzt aber auch: „Da muss man sich dann seine Lücke suchen und das habe ich getan. Zudem war ich immer fleißig.“
Und dieser Fleiß zahlte sich aus. Nachdem sie in Hagen ihr Abitur gemacht hatte, studierte sie an der Bochumer Ruhr-Universität und spielte parallel in Herne in der 1. Frauen-Bundesliga. „Es war sehr viel Pendelei, weil ich weiter Hagen wohnte. Aber es hat sich gelohnt. Nachdem gesagt wurde, dass ich nie hoch spielen werde, war die Zeit in der Bundesliga schon eine Genugtuung.“
Ambitionen haben sich verschoben
Inzwischen haben sich die Ambitionen ein wenig verschoben. Auch wenn der Basketball noch immer eine große Rolle in ihrem Leben spielt, hat sich der Trainingsumfang doch deutlich reduziert. War sie zu ihrer Erstliga-Zeit bis zu zehnmal in der Woche in der Halle, reichen der 31-Jährigen inzwischen zwei Trainingseinheiten und ein Spiel am Wochenende. Und auch die Aufregung vor den Partien ist nicht mehr so groß: „Manchmal muss ich fragen, gegen wen wir eigentlich spielen“, verrät sie lachend.
„Sobald es dann losgeht, ist aber natürlich noch die gleiche Motivation da.“ Denn durch ihre Erfahrung gehört die Sechzigerin nach wie vor zu den besten Spielerinnen des TSV und konnte in dieser Saison in drei Spielen schon zwei Siege feiern. Und das obwohl einige Spielerinnen des Hagener Teams momentan ausfallen. „Aber wir haben eine enorme Breite im Kader, die es sonst in der Liga kaum so gibt“, freut sich Sophia Mücke über die gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen in ihrer Mannschaft.
Und auch generell beobachtet die Hagenerin einen positiven Trend in ihrer Heimatstadt: „Die Jugendarbeit, vor allem im Bereich des Mädchen-Basketballs, verbessert sich langsam aber sicher wieder.“ Denn das sei in den vergangenen Jahren nicht der Fall gewesen – im Gegenteil. „Vor acht, neun, zehn Jahren wurde es verpasst gute Grundlagen zu legen“, so Sophia Mücke. Dadurch habe es in der vergangenen Zeit kaum gut aufgestellte Mädchen-Nachwuchs-Mannschaften gegeben. „Wir haben früher mit der Auswahlmannschaft um jede Deutsche Meisterschaft mitgespielt. Das gibt es inzwischen ja gar nicht mehr“, blickt die Hagener Basketballerin kritisch auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre.
Spielgemeinschaft als Notlösung
Momentan müssen die Hagener Nachwuchstalente, die in der Weiblichen Nachwuchs-Bundesliga (WNBL) an den Start gehen wollen, auf Spielgemeinschaften zurückgreifen, ein eigenes Hagener Team gibt es nicht. Doch langsam tut sich wieder etwas, eigene Talente würden wieder gerne in Hagen spielen und die Jugend erhalte wieder bessere Förderung, freut sich die Lehrerin, die auch ihre eigene Mannschaft als eine gute Grundlage sieht: Und mit diesem Team will die 31-Jährige in diesem Jahr wieder an der Tabellenspitze der Regionalliga mitmischen: „Wenn alle fit sind, dann können wir es auch mit jeder Mannschaft aufnehmen.“ Und beim Spiel sieht man Sophia Mücke nicht an, dass sie schon länger auf dem Basketballfeld steht. als ihre Mitspielerinnen alt sind.