Hagen. Fabian Schumann und Florian Rüger betreuen die Basketballerinnen des TSV Hagen 1860. Sie sprechen über ihr Coaching, Aufstiege und die Qualität.
Hagen ist eine Basketballstadt, so heißt es. Doch dabei wird vor allem der Blick auf die männlichen Mannschaften gerichtet. „Der Titelgewinn in der WNBL (Weiblichen Nachwuchs-Bundesliga, d. Red.) 2013 war die letzte erfolgreiche Meisterschaft in der Jugend. Dann sind die Phoenix-Ladies abgestiegen und seitdem ist Hagen als Standort des Frauen-Basketballs etwas untergegangen“, findet Fabian Schumann. Doch der Trainer der Regionalliga-Basketballerinnen des TSV Hagen 1860 klingt nicht frustriert. Viel mehr schwingt eine freudige Erwartung in seiner Stimme mit. Denn mit seiner Mannschaft und auch dem gesamten Verein hat der in Dortmund angestellte Lehrer mittelfristig einiges vor.
Schon seit 2008 betreute er Jugendmannschaften beim TSV, seit 2015 ist er Trainer der Regionalliga-Mannschaft, die er übernahm, nachdem die Phoenix-Ladies aus der zweiten Bundesliga abgestiegen waren. Und der Blick auf die vergangenen Jahre macht Schumann stolz: „Wir sind zweimal Vizemeister geworden und zweimal Vizepokalsieger.“ Die Qualität in der Mannschaft sei da, „jetzt wollen wir auch mal eine Trophäe gewinnen.“ Vor zwei Jahren hätten die TSV-Damen in die zweite Liga aufsteigen können. Sportlich gesehen passte zwar alles, doch das Team entschied sich nach intensiven Beratungen dagegen.
Verzahnung im Verein schaffen
Um in Zukunft eine noch bessere Verzahnung zwischen dem Leistungs- und dem Breitensport herzustellen und mit der Jugend auch einen Unterbau für die erste Damenmannschaft zu schaffen, ist nun auch Florian Rüger mit dabei. Bisher coachte er die Bezirksliga-Damen der BG Hagen, doch Corona brachte ihn zum Umdenken: „Wie viele andere auch, hatte ich Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, wo ich eigentlich hinmöchte und was ich erreichen will.“ Diese Überlegungen führten ihn zum TSV, wo er die Landesliga-Mannschaft übernahm – natürlich auch im Frauenbereich: „Da wollte ich auf jeden Fall wieder hin. Man kennt sich im Hagener Basketball und der TSV war dann schnell meine neue Wunschadresse.“
Doch gibt es Unterschiede im Training zwischen Männer- und Frauen-Mannschaften? „Oh ja“, sind sich beide Trainer einig und Schuman erklärt: „Die Jungs kommen oft in die Halle und geben einfach Gas. Die Mädels sind ein eingeschworener Haufen. Wenn die Harmonie stimmt, stimmt auch die Leistung.“ Auch wenn das nicht bedeutet, dass der Ehrgeiz zu kurz kommt. Im Gegenteil: Zum Teil haben die Spielerinnen schon in den höchsten Ligen Erfahrungen sammeln können. „Kommunikation ist da der Schlüssel für uns“, weiß Rüger und ergänzt: „Klar haut man auch mal das Brett auf den Boden und ist mal lauter, aber die Kommunikation ist besonders wichtig. Vollgas geben sowieso alle.“
Viele Spielerinnen im Kader
Am 30. Oktober starten die Basketballerinnen in die Regionalliga-Saison. Und das mit einem Kader von 14 Spielerinnen, deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Grund dafür sind unter anderem Rückkehrerinnen wie Zoe Perlick, die zuletzt noch in Osnabrück in der zweiten Liga spielte und nun nach Hagen zurückkehrte. „Das ist ein super Upgrade und macht unser Team noch einmal besser. Mit solchen Aushängeschildern ein Jahr zu spielen, macht unsere Mannschaft und den Standort Hagen noch attraktiver“, freut sich Florian Rüger über die Rückkehr der 17-Jährigen.
Bei einem Vorbereitungsturnier auf die neue Spielzeit präsentierten sich die TSV-Damen schon einmal von ihrer besten Seite, fuhren gegen die Meisterschaftsanwärter aus Oppladen und Bonn-Meckenheim Siege ein und unterstrichen damit ihre Ambitionen. „Nach so vielen zweiten Plätzen in den vergangenen Jahren wären wir bereit für einen Platz ganz oben“, findet Fabian Schumann, auch wenn der Trainer weiß, „dass es immer noch viel zu verbessern gibt.“
Finanzieller Rahmen und Spielermaterial
Doch wie sieht es aus, würden die TSV-Damen einen Aufstieg in die zweite Liga erneut ablehnen? „Beim letzten Mal haben uns sowohl der finanzielle Rahmen als auch das Spielermaterial gefehlt“, gibt Schumann Einblicke. Denn die meisten Spielerinnen sind berufstätig, fünf Trainingseinheiten und lange Auswärtsstrecken wären somit problematisch. Doch der Aufstieg soll als mittelfristiges Projekt angegangen werden. Dafür will der TSV vor allem einen Unterbau mit erfolgreichen Jugendmannschaften schaffen - und den Damen-Basketball auch wieder mehr in den Fokus rücken.
Momentan sind es nur wenige Dutzend Zuschauer, die den Weg zu den Heimspielen der Regionalliga-Mannschaft finden. Zu Unrecht, wie die Trainer finden: Denn was ihr Team auf dem Feld bietet, beeindruckt auch die beiden Coaches: „Wir haben viele kleine Spielerinnen dabei, die mit Power auf das Feld gehen und aggressiv verteidigen“, weiß Schumann und erklärt: „Unser Vorsatz ist, dass wir 40 Minuten Vollgas-Defense spielen. Dann kommt das Offensiv-Spiel von ganz allein.“ Und Florian Rüger ist sich sicher: „Wir hätten keinen Bock gegen unsere Mannschaft zu spielen.“