Hagen. Dirk Müller (59) kommentiert den Livestream des Handball-Zweitligisten Eintracht Hagen. Er verrät unter anderem, wieso Stau kein Problem ist.

„Eine super Stafette über die rechte Seite nach vorne, was ein Anspiel an den Kreisläufer! Ein super Tor!“ Wenn Dirk Müller (59) die Spiele von Zweitligist VfL Eintracht Hagenkommentiert, dann spürt man, dass Handball für den gebürtige Gummersbacher mehr ist, als nur irgendein Sport. Seit 2018 kommentiert er den Livestream und leitet im Anschluss die Pressekonferenz.

Müller führt Zuschauer euphorisch durch das Spiel von Eintracht Hagen

Zuvor war er vier Jahre lang als Hallensprecher für den Bundesligisten VfL Gummersbach aktiv. „Ich habe mit sechs Jahren mit dem Handball angefangen“, berichtet er von seinen eigenen handballerischen Erfahrungen, die den selbstständigen Moderator bis in die Verbandsliga führten. Den Ball tauschte er inzwischen gegen das Mikrofon, die Leidenschaft ist geblieben. Euphorisch leitet er die Zuschauer durch das Spiel, ohne dabei allerdings den Respekt für den Gegner vermissen zu lassen: „Es sollte immer Wertschätzung für die Sportler da sein, das ist mir ganz wichtig.

Wie nebenbei lässt er immer wieder Fakten rund um die Spieler, ob Heim- oder Gastmannschaft, fallen. Größe, Alter, letzten drei Vereine, Stärken und Schwächen? Müller weiß alles – und bereitet sich dafür akribisch vor. „Man kann immer im Stau stehen, ich will aber immer so vorbereitet sein, dass ich sofort loslegen kann.“ Und auch ein Stromausfall bringt den Moderator nicht aus der Fassung: „Ich bin eher der Papiertyp, die Aufstellung schreibe ich mir immer vorher so auf.“

Kurzzeitgedächtnis ist von Nöten

Dafür ist vor allem sein Kurzzeitgedächtnis von Nöten: „Da kommt einmal alles Wichtige rein und dann kann ich das während des Spiels abrufen.“ Doch gab es in all den Jahren nicht auch schon mal Probleme? Ein totaler Blackout? An einen totalen Ausfall kann sich Müller nicht erinnern, doch mit Wortfindungsstörungen hat auch der erfahrene Moderator zu kämpfen und auch mit der Frage: „Verplappere ich mich gerade? Interessiert es die Zuhörer überhaupt, was ich hier so rede?“

Besonders wenn auf dem Spielfeld viel auf einmal passiert, wird das zur Herausforderung für jeden Kommentator: „Da läuft mein Gehirn dann schneller, als ich mitreden kann“, lacht Müller, der versucht, für die Zuhörer und Zuschauer immer gute Laune zu verbreiten – auch wenn die geliebte Katze kurz vorher gestorben ist: „Da ging es mir gar nicht gut. Aber sobald ich den Kopfhörer aufsetze, bin ich drin, dann steht das private Leben kurz hinten an.“

Zuschauer sollen unterhalten werden

Denn mit seiner „humorvollen Art der Moderation“, wie er es nennt, möchte er die Zuschauer unterhalten – und das konnte er in den vergangenen Tagen sogar vor einem noch größeren Publikum. Während der Spielbetrieb in der 2. Handball-Bundesliga am Wochenende ruhte, war Dirk Müller umso aktiver. Der Deutsche Handballbund (DHB) ist auf den Eintracht-Kommentator aufmerksam geworden. So durfte der 59-Jährige am vergangenen Wochenende gleich drei Länderspiele moderieren.

Und wie war es? „Mega!“, lautet sein Fazit. In Bielefeld-Jöllenbeck und dem PSD Bank Dome in Düsseldorf durfte Müller auf dem Kommentatorenstuhl Platz nehmen und erlebte dabei noch einmal eine ganz andere Dimension: „Da gab es einen Ü-Wagen, einen Regisseur und vieles mehr. Das war schon richtiges Fernsehen.“ Doch dem leichten Lampenfieber wich schnell ein Gefühl der Freude: „Ich fokussiere mich auf den Moment – und den besten Sport der Welt.“ Und das demnächst wieder in Hagen.