Herdecke/Witten. Beim stark eingeschätzten Nachbarn KSV Witten siegen die TSG Tigers Herdecke deutlich. Wie das gelingen konnte, erklärt Coach Holger Nowakowski:

Vor dem Oberliga-Derby hatten die Ringer der TSG Tigers Herdecke großen Respekt. Doch ausgerechnet im Kampf beim mit Bundesliga-Akteuren verstärkten KSV Witten II gelang den Herdeckern nach der knappen 22:23-Auftaktniederlage gegen den KSV Kirchlinde mit einem deutlichen 27:13-Sieg der erste Saisonerfolg. „Die Herdecker sind hier mit einer guten Mannschaft angetreten, die Niederlage ging am Ende in Ordnung“, erkannte Wittens Coach Klaus Eigenbrodt an, der „schon gerne auch den Kampf gegen Herdecke gewonnen“ hätte. Was die Grundlage für den klaren TSG-Erfolg mit drei Schultersiegen war und was man in dieser Saison erreichen will, erklärt Tigers-Trainer Holger Nowakowski im Interview.

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Trainer Holger Nowakowski freut sich über den Herdecker Derbysieg.
Trainer Holger Nowakowski freut sich über den Herdecker Derbysieg. © Lutz Nickel | Lutz Nickel

Hallo Herr Nowakowski, Sie hatten Sorge vor den Ersatzringern aus dem Bundesliga-Team, mit denen Witten antreten könnte, nun aber klar gewonnen. Haben die Gastgeber darauf verzichtet?

Holger Nowakowski: Nein, sie haben das tatsächlich gemacht und mit dem Briten George Ramm und dem starken Iraner Mojtaba Karimfar zwei Akteure aus dem Bundesliga-Kader aufgestellt, die zuletzt noch Teilnehmer an der Weltmeisterschaft in Oslo waren. Sie haben ihre Kämpfe gegen David Mkrtchyan und Mohammad Alubaidi auch klar nach Punkten gewonnen.

Das war es aber auch fast schon mit den Wittener Punkten, dagegen gelangen ihrem Team allein drei Schultersiege. Wie kam es dazu?

Wir hatten die Mannschaft umgestellt - und der Plan ist total aufgegangen. Andrej Kiselev hat extra fünf Kilogramm abgekocht und ist diesmal statt in der 71-kg-Klasse im Freistil über 66 kg angetreten. Als Freistilringer ist er deutlich stärker, dass ihm ein Schultersieg gegen Justus Eigenbrodt gelingt, hätte ich trotzdem nicht gedacht. Und der erfahrene Daniel Beucke, der zuletzt Vater geworden ist und eigentlich kürzer treten wollte, ist mir zuliebe eingesprungen und hat seinen Kampf auch gewonnen. Es lief von Anfang an gut.

KSV Witten 07 II — TSG Herdecke 13:27

Freistil 57 Kilogramm: 0:5 kampflos für TSG; Griechisch-Römisch 61 kg: Niclas Kramarczyk - Samin Yaqubi 0:5 (Schultersieg); F 66: Justus Eigenbrodt - Andrej Kiselev 0:5 (Schultersieg); G 71 kg: Tugkagan Öztürk - Ali Al-Mafradi 3:0 (Punktsieg); F 75 kg A: George Ramm - David Mkrtchyan 4:0 (Technische Überlegenheit); G 75 kg B: Vatan Ülger - Daniel Beucke 0:2 (Punktsieg); F 80 kg: Ümitcan Tasdemir - Same Ullah Sidiqe 0:2 (Punktsieg); G 86 kg: Erkan Kaymak - Nils Holk 0:5 (Schultersieg); F 98 kg: Nick Jacobs - Szabolcs Hatos-Dragut 0:3 (Punktsieg); G 130 kg: Mojtaba Karimfar - Mohammad Alubaidi 4:0 (Technische Überlegenheit). Frauen 58 kg: 2:0 kampflos für Witten.

Auch Nils Holk hat per Schultersieg gewonnen, dabei war sein Einsatz wegen einer Schulterverletzung doch fraglich . . .

Nils hat sich die Schulter tapen lassen, das hat gut gehalten. Sein Kampf in der 98-kg-Klasse gegen Ex-Bundesligaringer Erkan Kaymak ist eigentlich ein Duell auf Augenhöhe. Aber es lief einfach an diesem Tag, er hat ihn mit seiner dritten Aktion geschultert.

Auch im zweiten Kampf konnte die TSG keine Frau aufbieten, das bedeutete 2:0 Zähler für Witten. Kann das am Ende nicht entscheidende Punkte kosten?

Ja, Witten hatte eine Frau am Start, aber dafür die 57-kg-Klasse nicht besetzt. Als wir nach dem Wiegen auf die Matte gingen, hatten wir deshalb einen 5:2-Vorsprung, das hätte uns letzte Woche gegen Kirchlinde schon gereicht. Für die knappen Kämpfe werden wir da versuchen, eine Lösung zu finden. Zumal es die zwei Punkte ja unabhängig vom Duell auf der Matte gibt. Aber das ist nicht so einfach. Der Beschluss, das Frauenringen mit dem Integrieren ins Mannschaftsringen zu fördern, ist drei Jahre alt. Aber dann kam Corona und wir konnten ein Jahr überhaupt nicht trainieren und also auch keine Ringerin ausbilden. Es gab jetzt vier Kampftage in den westfälischen Ligen - und da hat es erst ein Frauen-Duell gegeben.

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Für die meisten TSG-Ringer gab es fast zwei Jahre keinen Wettkampf. Merkt man da noch Corona-bedingten Nachholbedarf?

Nein, überhaupt nicht, die sind alle fit und haben einfach Lust zu ringen. Und einige sind sogar noch viel motivierter als vorher nach dieser langen Pause.

Mit einer knappen Niederlage und einem klaren Sieg ist ihr Team jetzt Oberliga-Dritter. Können Sie die Spitze angreifen?

Nach dem nächsten Kampf gegen Schlusslicht Bielefeld kommt es auf die Duelle mit Annen und Lünen an. Die habe ich mir angeschaut, beide haben schon Potenzial und es wird nicht einfach. Wenn wir beide gewinnen. wäre es super. Unser Ziel ist ja schon, oben dabei zu sein.