Hagen. Der Hagener Lehrer Marc Katzer absolviert die 55-Kilometer-Strecke in 10:40 Stunden und sammelt dabei über 10.000 Euro an Spenden für Flutopfer.

Er hat es wirklich geschafft. Nicht nur, dass Marc Katzer beim Mammutmarsch 55 Kilometer absolviert hat und damit weit über seine Schmerzgrenze hinaus gegangen ist. Der Lehrer von Emst hat auch mit seiner Aktion weit mehr Spenden sammeln können, als er zu hoffen gewagt hätte. Über 10.000 Euro hat der 44-Jährige für die Hagener Familie Halverscheid zusammenbekommen, die bei der großen Flutkatastrophe große Schäden an ihrem landwirtschaftlichen Hof verkraften mussten.

Der Handballer spielt normalerweise mit der HSG ECD Hagen in der Kreisliga, große Wanderungen gehörten bisher nicht zu seiner Freizeitbeschäftigung. Doch irgendetwas an dem Mammutmarsch reizte ihn, er wollte sich der Herausforderung stellen. Und die Nervosität stieg, je näher der Start kam. „Ganz ehrlich? Ich habe die Buchse voll!“, gab er offen zu.

Doch auf der Strecke lief es dann gut - sogar besser als erwartet. Bis Kilometer 42 marschierte Katzer locker los, unterhielt sich unterwegs mit Teilnehmern aus Hamburg, der Schweiz und ging ein kurzes Stück mit Bundeswehrsoldaten: „Die waren mir dann aber doch zu schnell.“ Hatten die steilen Berge in Herdecke oder an der Hohensyburg ihm bis dato nichts ausgemacht, wurde ausgerechnet eine Treppe dem Hagener zum Verhängnis: Nachdem er diese bei Kilometer 42 passieren musste, merkte er, wie seine Knie sich zunächst merkwürdig anfühlten: „Es fühlte sich so an, als hätte ich Krämpfe.“ Fünf Kilometer lang marschierte Katzer gegen die Schmerzen an, bis es allmählich besser wurde. „Bei Kilometer 49 wurde mir klar, dass es nur noch sechs Kilometer sind. Das hat mich noch einmal enorm gepusht.“

Zwei kurze Pausen

Und so überquerte er nach 10:40 Stunden die Ziellinie. Nur zwei kurze Pausen gönnte sich Katzer auf der Strecke, einmal, um eine Blase abzukleben, einmal, um kurz einen Apfel zu essen. Über seine Homepage (www.55kmhelfen.de) konnten Freunde und Familie verfolgen, wo sich Katzer befand. Und das sorgte einmal für kurze Verwunderung. Bei Kilometer 29 wendete der Lehrer plötzlich und lief den Weg wieder zurück. „Mich erreichten die ersten Nachrichten, ob ich aufgegeben hätte“, berichtete er. Doch er hatte nur am Anfang eines Berges seine kabellosen Kopfhörer verloren. „Also bin ich den Berg noch einmal runter, habe sie eingesammelt und bin wieder hoch“, erzählte Katzer von seiner Extrarunde.

Als er schließlich die Ziellinie überquerte, fühlte er sich, als könne er noch 20 Kilometer weiter marschieren. Doch als das Adrenalin nachließ, holte ihn schnell die Erschöpfung ein: „Für die 20 Meter vom Auto bis zur Haustür habe ich locker fünf Minuten gebraucht. Die Beine haben nicht mehr mitgemacht.“

Spender auf der Strecke getroffen

Im Ziel wurde er unter anderem von der Familie Halverscheid empfangen, die ihn anfeuerte und sich noch einmal persönlich für das gesammelte Geld bedankte. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass so viel zusammenkommt“, freute sich der Hagener, der selbst auf der Strecke noch Menschen getroffen hat, die sich von der Idee begeistert zeigten und Spenden wollten.

Doch wie geht es nun für den 44-Jährigen weiter? War es der erste und letzte Mammutmarsch, nachdem er nun offiziell in die „Mammutherde“ aufgenommen wurde, wie der Veranstalter alle Finisher begrüßte? „Es war auf jeden Fall eine Erfahrung und aus sportlicher Sicht sicherlich auch die größte Herausforderung, der ich mich bisher gestellt habe“, ist Katzer noch immer beeindruckt. Vor allem mental sei es eine Herausforderung gewesen: „Das meiste passiert im Kopf, der Körper macht dann einfach mit.“ Die Veranstalter des Mammutmarschs bieten auch eine 100-Kilometer-Strecke an, die Tour durchs Ruhrgebiet zählt dabei zu den anspruchsvollsten. „Ob ich mich an die rantraue, möchte ich noch gar nicht festlegen, da gehört dann schon einiges an Training dazu“, will der Hagener nicht aus der Emotion heraus neue Ziele ausrufen. Doch Gefallen hat er schon gefunden: „Obwohl hinterher natürlich alles weh tat, überwiegt doch das Adrenalin und der Stolz, es geschafft zu haben.“