Hagen. Marc Katzer nimmt am Mammutmarsch in Dortmund teil. Die 55 Kilometer absolviert er, um Spenden für die Opfer des Unwetters zu sammeln.
Als Marc Katzer an sein Telefon geht, kann man ihn kaum verstehen. Zu laut sind die Bagger im Hintergrund, dann läuten auch noch die Kirchenglocken. Der 44-jährige Lehrer ist nach Dahl geeilt, um dort bei den Aufräumarbeiten mit anzupacken. Bei ihm selbst ist nach der Unwetter-Katastrophe der Keller vollgelaufen, „aber das ist im Vergleich alles gar nicht so schlimm.“ Schlimmer hat es andere getroffen, wie etwa die sechsköpfige Familie Halverscheid. Ihr Bauernhof liegt direkt an der Volme. Die Wassermassen brachen über das Grundstück hinein, im Wohnzimmer stand das Wasser auf einer Höhe von 1,30 Metern. Die Rinder, Schweine, Hühner und Kaninchen hatten zum großen Teil Glück und konnten sich noch auf Strohballen retten. Doch wie groß der Schaden wirklich ist, wird die Familie erst noch sehen.
Und Marc Katzer möchte helfen. Auch, weil eine der Töchter die Grundschule Dahl besucht und er ihr Klassenlehrer ist. Doch wie, fragte sich der 44-Jährige. Zwei Tage vor dem Unwetter hatte er noch online gesehen, dass sich Bekannte für den Mammutmarsch angemeldet hatten. 30, 55 oder 100 Kilometer kann man bewältigen, die Events werden in verschiedenen Regionen organisiert. „Bei uns wanderst du, bis es weh tut. Und dann weiter. Am Ende weißt du, dass dich nichts mehr aufhalten kann“, preisen die Veranstalter auf ihrer Homepage den Megamarsch an. Die erste Reaktion des Dahler Lehrers: „Wer macht denn bei so einem Quatsch mit?“
Start am 9. Oktober
Doch nachdem die Unwetter-Katastrophe über Hagen hereinbrach, dachte er über Wege nach, Spenden zu sammeln. Und der Mammutmarsch am 9. Oktober in Dortmund fiel ihm wieder ein. Spontan entschied er sich dazu, die Aktion ins Leben zu rufen. Die Idee: Pro absolviertem Kilometer können Privatpersonen oder Firmen spenden. Ein besonderer Anreiz, es ins Ziel zu schaffen. „Als ich abends mit meiner Frau auf der Couch saß, ist mir erst mal aufgefallen, was ich da ins Leben gerufen habe.“ Aber ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr. Über eine eigens eingerichtete Homepage (55kmhelfen.de) berichtet er über sein Projekt, holt Freunde, Familie und Bekannte ins Boot. Die Reaktion seiner Mutter: „Junge, bist du denn verrückt?“
Eine Frage, die sich Katzer in den vergangenen Tagen auch das ein oder andere Mal gestellt hat. 55 Kilometer gewandert ist er bisher noch nicht. „Nein, vielleicht mal 20, 25 Kilometer bei Tageswanderungen, aber nicht mehr.“
Wille zu helfen
Doch der unbedingte Wille zu helfen ist es, der ihn antreibt. Inzwischen hat er durch Zusagen von Freunden und Bekannten eine Spendensumme im vierstelligen Bereich zusammen bekommen. und auch die ersten Firmen haben ihre Zusage gegeben, den Dahler Lehrer zu unterstützen. „Das erste Ziel waren 1000 Euro. Jetzt schauen wir, für was es noch reicht. Aber im Endeffekt bin ich dankbar für jeden Cent, der zusammenkommt.“ Um auch die volle Distanz zu schaffen, ist er nun fleißig am Marschieren. Und der Respekt vor der Strecke im Oktober wächst stetig. Die Sportler haben zwölf Stunden Zeit, um die 55 Kilometer zu bewältigen. „Das klingt erst einmal viel, aber wenn man fünf Kilometer pro Stunde schafft und dann auch noch Pausen einplant, dann wird es schon verdammt eng“, ist sich Marc Katzer bewusst, dass eine Herausforderung auf ihn wartet.