Paderborn. ProA-Ligist Phoenix Hagen schafft bei den Uni Baskets Paderborn ein beachtliches Comeback, unterliegt aber in einer zerfahrenen Schlussphase.

Ein Westfalenderby haben die Fans von Phoenix Hagen schon lange nicht mehr live in der Halle gesehen, umso größer war ihre Lust auf das Auswärtsspiel bei den Uni Baskets Paderborn. Dabei wurde den gelb-blauen Anhängern einiges geboten: Ein starkes Debüt ihres neuen Aufbauspielers CJ Walker, ein unverhofftes Hagener Comeback und eine dramatische Schlussphase. Nur das Ergebnis sorgte für Frust. Phoenix unterlag in Ostwestfalen knapp mit 72:73 (34:39) und ließ nach zwei Siegen zum Saisonstart der 2. Basketball-Bundesliga ProA eine große Chance aus.

Phoenix-Fans geben den Ton an

Lange zeichnete sich nicht ab, wer am Samstagabend auf dem Feld überlegen war, aber zumindest auf den Zuschauerplätzen waren die Verhältnisse klar: Eine Traube Phoenix-Fans gab den Ton an und trieb ihr Team lautstark an. Der Jubel war groß, als CJ Walker in seinen ersten Minuten über das Basketballfeld sprintete und zum 13:12 (7.) vollendete. Die Paderborner waren überrascht, wie rasant der Amerikaner von einem Korb zum anderen fegte. Im nächsten Angriff attackierte Hagens neuer Guard wieder erfolgreich den Korb. CJ Walker ist flink und schnell, das wurde in seinem ersten Einsatz deutlich – vielleicht ist er sogar der schnellste Spieler der ProA.

Sie übertönen die Paderborner Anhänger deutlich: Die Fans von Phoenix Hagen.
Sie übertönen die Paderborner Anhänger deutlich: Die Fans von Phoenix Hagen. © Jörg Laube

Auch im zweiten Viertel war er zweimal in Folge beim Korbleger nicht zu stoppen (27:29/15.), wenig später zeichnete sich Karrington Ward für die bis dahin höchste Phoenix-Führung verantwortlich (34:31/16.). Das Momentum, das Ward und Co. sich erarbeitet hatten, verpuffte allerdings schnell wieder. Die Paderborner bewegten den Ball gut, dafür sind sie bekannt. Adrian Petkovic und Jordan Barnes streuten zwei Dreier zum 39:34-Halbzeitstand ein, und auch nach der Pause war Phoenix offensiv ideenlos und in der Verteidigung einen bis zwei Schritte zu spät an den Paderborner Schützen dran. Zudem fehlte bei Hagen die Gefahr von außen, weil Dominik Spohr wegen einer Grippe nicht eingesetzt wurde und Shawn Occeus völlig wirkungslos war (0 Punkte).

„Paderborn war von Beginn an viel präsenter als wir. Besonders in der ersten Hälfte hat mir unsere viel zu statische Spielweise überhaupt nicht gefallen“, ärgerte sich Hagens Trainer Chris Harris.

Wahnsinniges Comeback von Phoenix

Nach zwei Dreiern des herausragenden Barnes führten die Baskets bereits mit 53:37 (29.). Aber dann kam die Wende, und wie sie kam. Der Start ins Schlussviertel war brillant, innerhalb von nur 80 Sekunden gelang Phoenix ein 7:0-Lauf zum 63:55 (32.). Vor allem defensiv waren die Hagener jetzt richtig im Spiel, ließen Paderborn mehr als acht Minuten lang (!) zu keinen Punkten kommen.

Nachdem Melkisedek Moreaux den Ball in der 35. Minute zum 63:58 durch den Korb stopfte, wollte Baskets-Coach Steven Esterkamp die nächste Besprechung an der Seitenlinie. Was sich aus Sicht der Gastgeber abspielte, war logisch kaum noch zu erklären. Der Korb war für die Baskets wie vernagelt, Phoenix erarbeitete sich hingegen immer mehr Selbstbewusstsein und ging durch zwei Dreier des bis dahin punktlosen Marcel Keßen 63:67 (39.) in Front. Angesichts dieses Comebacks brüllten sich die Hagener Fans die Seele aus dem Leib.

Trifft ganz wichtige Dreier für sein Team: Marcel Keßen.
Trifft ganz wichtige Dreier für sein Team: Marcel Keßen. © Jörg Laube

Aber nach einer Esterkamp-Auszeit sorgte Johannes Konradt per Dreier für die ersten Paderborner Punkte des Viertels (66:67), danach entwickelte sich ein zähes Duell von der Freiwurflinie, das die Gastgeber für sich entschieden. Phoenix traf insgesamt nur ganz schwache 50 Prozent von der Linie.

Folgenschweres Foul von Karrington Ward

Noch bitterer für Hagen: Nachdem Barnes beim Stand von 69:69 und nur noch 10,9 Sekunden zu spielen, seinen zweiten Freiwurf vertraf, schnappte sich Alex Flanigan den Offensivrebound. Gegen Ward wurde dann auch noch ein Unsportliches Foul verhängt, weil er zu ungestüm bei seinem Gegenspieler reingriff. Christopher Trapp traf beide Freiwürfe, beim anschließenden Baskets-Ballbesitz musste Phoenix wieder foulen. Und diesmal verwandelte Barnes seine Freiwürfe zum vorentscheidenden 73:69. Paul Gieses Dreier kurz vor der Sirene war bedeutungslos.

Phoenix: Occeus, Zajic, Giese (11, 3/5 Dreier, 5 Fouls), Keßen (6, 9 Rebounds, 2/4 Dreier), Walker (16), Daubner (2, 5 Rebounds), Ward (16, 2/5 Dreier), Moore (7), Moreaux (10), Baumann (4).

Paderborn: Buck (3), Barnes (19, 6 Assists, 3/7 Dreier), Hemschemeier (7, 5 Ballverluste), Großmann (2), Dernbach, Petkovic (8), Konradt (3), Flanigan (6), Trapp (17, 5/8 Dreier), Greene (8, 7 Rebounds).