Hagen. Melkisedek Moreaux ist bei Zweitligist Phoenix Hagen auf vielen Positionen einsetzbar. Und er will lernen. Aber fast wäre er Fußballer geblieben.

Mit seiner Athletik beeindruckt er auf dem Feld, wenn er kraftvoll in Richtung Korb zieht. Melkisedek Moreauxgab den Anhängern von Phoenix Hagen im vergangenen Heimspiel einen Einblick, weshalb ihn Trainer Chris Harris für eine vielversprechende Verpflichtung für die ProA-Saison hält.

Doch fast hätte der 24-Jährige ganz andere Wege eingeschlagen. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Moreaux mit seiner Familie in eine andere Straße gezogen wäre. Vielleicht wäre er dann immer noch Fußballer. Die Statur für einen guten Stürmer bringt er mit seinen 1,98 Metern und seiner Sprunggewalt sicherlich mit.

Von Hamburg nach England

Doch gemeinsam mit seiner Mutter und seinen Schwestern zog er von Hamburg nach England und direkt vor ihrer Haustür war ein Park. Dort konnte Fußball gespielt werden, doch Basketballer belagerten von früh bis spät die Spielstätte. „Also konnte ich kein Fußball spielen. Und weil ich neu war und nicht mal Englisch konnte, habe ich mitgemacht, um Freunde zu finden“, erinnert er sich.

Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, wie sich Jahre später zeigen sollte. In der Schule setzte er seine Leidenschaft fort, besuchte ein Basketball-Internat, wurde immer besser - und verbrachte die vergangenen sechs Jahre in den USA, wo er am College und zuletzt bei der Mercyhurst University aktiv war.

Er setzt sich gegen seine Gegner durch: Melkisedek Moreaux (rechts) hilft Phoenix Hagen auf vielen Positionen.
Er setzt sich gegen seine Gegner durch: Melkisedek Moreaux (rechts) hilft Phoenix Hagen auf vielen Positionen. © WP | Michael Kleinrensing

Erste Station in Europa

Nun ist er zum ersten Mal als Profi in Europa unterwegs. Obwohl er durch die Coronapandemie noch ein Jahr länger an der Universität in den USA hätte spielen können. „Ich wusste immer, dass ich mal zurück nach Deutschland möchte“, freute er sich über das Interesse von Phoenix Hagen. Sein Vater und sein Bruder wohnen nach wie vor in Hamburg, „das ist jetzt ja fast nah.“

Im ersten Heimspiel der Hagener gegen Rasta Vechta blühte der Flügelspieler regelrecht auf und zeigte, dass er von allen Positionen aus in das Spiel eingreifen kann. Schon in der Pre-Season überzeugte er in einigen Spielen, doch eine Verletzung warf ihn im Training zurück, „inzwischen fühle ich mich aber viel besser. Ich will im kommenden Spiel an die Leistung anknüpfen können“, freut sich Melkisedek Moreaux auf das Derby bei den Uni Baskets Paderborn am kommenden Samstag (19.30 Uhr).

Anspannung vor dem Derby

Auch, wenn er sich bisher noch nicht intensiv mit dem deutschen Basketball beschäftigt hat, bekommt der gebürtige Hamburger die Anspannung vor dem Duell im Training zu spüren: „Der Coach vermittelt es uns im Training in den Ansprachen. Wir sind bereit für das Spiel und versuchen jetzt, im Training alles richtig zu machen, um Samstag zu gewinnen.“ Und gegen die Uni Baskets soll vor allem eine Eigenschaft der Phoenix-Mannschaft wieder aufleben: der Kampfgeist. Denn den fordert Trainer Chris Harris laut Melkisedek Moreaux in jedem Training von seinen Spielern: „Wir wollen kämpfen und es uns verdienen. Für diesen Kampfgeist steht Phoenix Hagen in dieser Saison auf jeden Fall. Denn da steht die Mannschaft auch voll und ganz hinter.“

Schwächen beim Dreierwurf

Melkisedek Moreaux selbst will vor allem mit seiner Athletik das Spiel der Hagener mitbestimmen. Doch auch zu seinen momentanen Schwächen steht der 24-Jährige ganz offen: „Ich muss weiter an meinen Dreiern arbeiten, die sind in dieser Phase noch nicht gut genug. Ich kann sie schon werfen, aber ich arbeite weiter mit den Coaches daran, um noch besser zu werden.“

Was er von der Dreierlinie noch nicht einbringt, das bringt Melkisedek Moreaux dann jedoch an Energie mit auf das Spielfeld, wenn er eingewechselt wird. „Ob von der Position drei, vier oder manchmal auch fünf, die Hauptsache ist, dass ich der Mannschaft irgendwie helfen kann“, stellt sich der Flügelspieler ganz in den Dienst des Teams.

Ziele sind klar formuliert

Die Ziele mit diesem Team sind für ihn klar formuliert: „Wir wollen in die Playoffs, das ist ganz klar und das war auch das Ziel, als ich das erste Mal mit dem Trainer Kontakt hatte. Ich fühle mich wohl, auch in dem professionellen Umfeld.“

Seine privaten Ziele sehen hingegen etwas anders aus: „Ich möchte in meinem ersten Jahr in Deutschland viel lernen. Zum einen vom Coach, zum anderen aber auch von den Mitspielern. Ich spiele so viele Positionen, dass ich von jedem etwas mitnehmen möchte.“

Diesen Sommer hat er in seiner Geburtsstadt an Basketball-Events teilgenommen. „Meine Familie und Bekannte dort kannten mich nicht beim Basketball“, erinnert er sich lachend. Und sein Vater versucht ihn auch, nach wie vor vom Fußball zu überzeugen, wie Moreaux schmunzelnd erzählt: „Er sagt, dass ich einen guten Körper und gutes Sprungvermögen habe, was mich beim Fußball weiterbringen würde. Aber ich bleibe beim Basketball.“

+++INFO+++

Am kommenden Samstag, 2. Oktober, reisen die Zweitliga-Basketballer von Phoenix Hagen zum Derby bei den Uni Baskets Paderborn (19.15 Uhr).

Die Paderborner, die unter der Woche die Verpflichtung ihres neuen Co-Trainers Florian Held bekannt gaben, unterlagen am vergangenen Spieltag gegen die Gladiators Trier um den Hagener Jonas Grof mit 75:89.

Im ersten Heimspiel der Spielzeit bezwangen die Baskets das Team Ehingen Urspring mit 98:81. An diese Leistung wollen die Paderborner laut Trainer Steven Esterkamp dann anknüpfen.

Bei Phoenix Hagen gibt es derweil Grund zur Freude: US-Aufbauspieler CJ Walker, dessen Verpflichtung am vergangenen Wochenende bekannt wurde, ist im Westfalenderby einsatzbereit.

Der 24-Jährige unterschrieb Anfang August seinen ersten Profivertrag beim zyprischen Erstligisten Etha Engomis Nicosia, doch beide Seiten einigten sich darauf, wieder getrennte Wege zu gehen.