Hagen. Trotz schwieriger Trainingsbedingungen überzeugen die Leichtathleten des VfL Eintracht Hagen bei den Kreismeisterschaften. Wir stellen sie vor.
Michel Gleim lugt vorsichtig aus einem dichten Gebüsch hervor und zuckt mit den Schultern. Der Diskus, den der 14-Jährige gerade so kraftvoll in die Lüfte befördert hat, ist in einem Pflanzendickicht verschwunden. Das ist ein gutes und ein schlechtes Zeichen: Landet die Scheibe im Gebüsch jenseits der Tartanbahn der Bezirkssportanlage Haspe, dann hat der junge Leichtathlet eine gute Weite von ca. 32 Metern oder mehr erzielt. Aber der Nachteil ist halt, dass er den Diskus danach erstmal aufspüren muss.
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„Wir machen hier Diskuswerfen in die Büsche, das müssen Sie sich mal vorstellen“, lacht Ulrich Ihne, Leichtathletik-Trainer des VfL Eintracht Hagen und schüttelt ungläubig den Kopf. Dann richtet er den Blick wieder zu seinem Athleten. „Michel, nun such mal weiter links, da hast du die Scheibe hingeworfen, da müsste auch noch die andere liegen.“
Absurde Trainingsbedingungen für die Leichtathleten
Die Trainingsbedingungen, die die Leichtathleten der Eintracht in Haspe vorfinden, sind mitunter absurd. Die Liste der Mängel, die der Trainer schon vor Jahren erstellt und über die unsere Zeitung auch schon berichtet hatte, ist lang und bleibt lang. Und dennoch: Trotz mangelnden Platzes und trotz coronabedingter Trainingsflaute haben die Eintrachtler eine durchweg solide Saison absolviert. „Das war so nicht zu erwarten“, freut sich Ihne.
Zuletzt standen die von ihm trainierten Leichtathleten jedes Wochenende auf der Bahn, genauer gesagt im Ischelandstadion. Dort fanden die Kreismeisterschaften, die Kreis-Mehrkampfmeisterschaften sowie das traditionelle Herbst-Meeting des TSV Hagen 1860 statt. Im Großen und Ganzen ist der Trainer zufrieden, auch wenn sein Schützling Josip Kopecki (M15) am Wochenende nicht den Kreisrekord im Diskuswerfen knackte.
43,40 Meter galt es zu übertreffen, bei 39,22 m landete der Eintrachtler letztendlich. Ihne ärgerte sich darüber, dass der Wettkampf von 16 auf 11 Uhr vorverlegt wurde, zudem trainierte Kopecki nur den Tag zuvor. Davor stand Fußball auf seinem Plan. Aber Josip hatte in den letzten Wochen viele andere beträchtliche Ergebnisse: 2165 Punkte im U16-Vierkampf und 13,22 Meter im Kugelstoßen – zweimal Platz eins, dazu 1,50 Meter im Hochsprung (Rang 3).
Michel Gleim an Rang 1 der westfälischen Bestenliste
Für Michel Gleim (M14) haben sich die Würfe ins Gestrüpp bezahlt gemacht: Am Wochenende beförderte er den Diskus 33,35 Meter weit - Platz eins in seiner Altersklasse. „Er hat sich um drei Meter gesteigert. Damit liegt er momentan in der westfälischen Bestenliste an erster Stelle“, hebt Ihne hervor.
Michel war in einer Reihe von Disziplinen unterwegs, seine Vielseitigkeit bewies er beim Vierkampf, den er mit 1946 Punkten vor Til Hüdepohl vom TSV Hagen 1860 (1835) für sich entschied. „Michel kann sehr viele Disziplinen“, weiß sein Trainer. „Aber ich glaube, dass Hochsprung, wo er sich in diesem Jahr um 21 Zentimeter auf 1,63 Meter gesteigert hat, und 800-Meter-Lauf seine Disziplinen sind“, meint Ihne.
Ana Kopecki „das Talent in Hagen“
Hoffnungsträgerinnen sind für den VfL Eintracht auch Josip Kopeckis Schwester Ana (W12) und Hannah Terkelj (W13). „Ana ist für mich das Talent in Hagen“, hebt Ulrich Ihne hervor. Ihre Stärken liegen im Sprint und im Hochsprung, aber Ana kann mehr. Sie belegte im Ischelandstadion die ersten Ränge im 800-Meter-Lauf (2:44:70 min), Kugelstoßen (7,30 m) und Vierkampf (1744 Punkte).
„Sie ist unglaublich sprunggewaltig und hat einen sehr feinen Laufstil. Wir wollen sie in den nächsten Jahren behutsam aufbauen“, sagt Ihne. Hannah wurde im Hochsprung Dritte (1,35 m) sowie die Nummer eins im Vierkampf (1609). „Auch Hannah macht sich super, sie muss sich nur noch mehr aufs Läuferische konzentrieren, dann kann sie explosiver werden.“
Zu den von Trainer Ulrich Ihne gecoachten Athleten zählen auch noch Karl Budde, der im U16-Vierkampf der Kreismeisterschaften auf Platz drei landete, sowie Niels Schlosser. Allerdings treten beide wegen schulischer bzw. ehrenamtlicher Verpflichtungen derzeit kürzer.
„Beide Jungs sind sehr talentiert. Ich hoffe, dass sie bald wieder an Bord sein können“, sagt Ihne.