Unna/Hohenlimburg. Der SV Hohenlimburg 10 verlässt beim Testspiel nach einer Rudelbildung das Feld. Trainer Erzen ist fassungslos, Kapitän mit deutlicher Kritik.

„Da geht es dann einfach nur noch um den Schutz der Mannschaft.“ Michael Erzen, Trainer des Fußball-Westfalenligisten SV Hohenlimburg 10, ist sauer. Eigentlich wollte er nach einer fast neunmonatigen Pause mit seiner Mannschaft in verschiedenen Testspielen wieder langsam an das vorherige Spielniveau anknüpfen.

Doch beim Testspiel gegen Bezirksligist SG Massen trat das reine Fußballspiel schnell in den Hintergrund. In der 49. Spielminute wurde die Partie abgebrochen, nachdem die Hohenlimburger geschlossen den Platz verließen. „Ich bin der Trainer der Mannschaft, die das ganze abgebrochen hat, natürlich beeinflusst mich das. Aber auch mit etwas Abstand bin ich noch immer fassungslos“, kann Erzen nicht verstehen, weshalb ein Freundschaftsspiel so aus dem Ruder läuft, dass am Ende drei Spieler mit einer Roten Karte vom Platz müssen und die Partie abgebrochen werden muss.

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Dabei startete das Duell in Unna für die Hohenlimburger nach Maß, Kapitän Danilo Labarile brachte die Zehner in der 8. Spielminute in Führung, David Bernsdorf erhöhte auf 2:0 (24.). Doch Trainer Erzen schaute schon bei den Toren mit viel Magenschmerzen zu. „Es gab nur einen Schiedsrichter, kein Gespann. Und, ohne ihm zu nahe treten zu wollen, hatte man doch das Gefühl, dass das Tempo etwas zu hoch für ihn war.“

Harte Zweikämpfe

So verstrickten sich beide Teams schon früh in harte Zweikämpfe. Dass die Hohenlimburger die Partie dennoch dominierten, zeigte sich deutlich, mehrmals tauchten die Zehner frei vor Massens Schlussmann Timo Harbott auf, doch Schiedsrichter Andreas Lehmkuhl entschied immer wieder auf Abseits. Aus Sicht der Hohenlimburger zu Unrecht, die sich Linienrichter gewünscht hätten: „Unsere Spieler sind es einfach nicht gewöhnt, dass der Schiedsrichter weit hinter ihnen steht und dann vom Mittelkreis aus ein vermeintliches Abseits abpfeift“, kann Erzen den Unmut seiner Spieler verstehen, stellt sich aber auch vor den Schiedsrichter: „Wenn er nun mal alleine ist in so einer Partie, kann man ihm auch keinen Vorwurf machen. Das ist dann so.“

Womit Erzen allerdings ein Problem hatte, war die aus seiner Sicht unangemessene Härte, mit welcher die Gastgeber in die Partie gingen. „Tim Delker setzt sich am Mittelkreis durch und will über die Außenseite nach vorne starten. Hinter ihm versucht ihn ein Gegenspieler festzuhalten und auf einmal mäht ihn von vorne einer mit beiden Beinen um“, hatte Erzen nach eigenen Angaben Angst um seine Spieler.

„Klare Rote Karte“

Nur zwei Minuten vorher habe ein Spieler der SG Tim Eickelmann den Ball aus kurzer Distanz extra ins Gesicht geschossen. „Eine klare Rote Karte“, erzürnte sich Erzen.

Allerdings war es der Hohenlimburger Recep Nezir, der als erstes das Feld verlassen musste. Nachdem er für einen Stupser in der 35. Spielminute die Gelbe Karte sah, zückte Schiedsrichter Andreas Lehmkuhl zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff die Rote Karte.

In der Pause suchte Zehner-Coach Erzen das Gespräch mit dem Unparteiischen. „Ich habe ihn gebeten, doch bitte die Härte aus dem Spiel zu nehmen. Dann soll er von mir aus jede Kleinigkeit abpfeifen, aber so hatte ich ein ganz schlechtes Gefühl. Und das sollte sich schon kurz nach dem Wiederanpfiff bewahrheiten. Vincenzo Porrello setzte sich im Mittelfeld durch und wollte Richtung Tor laufen. Doch Massens Co-Trainer Sascha Grasteit trat dem Hohenlimburger Mittelstürmer zweimal gegen die Beine, einmal gegen den Oberschenkel.

SG will Faustschlag gesehen haben

Auch Massens Spielertrainer Marco Köhler sagte im Anschluss: „Das Foul von Sascha war schon rotwürdig.“ Laut den Gastgebern sei es im Anschluss zu einem Faustschlag durch die Hohenlimburger gekommen, was die Zehner vehement dementieren: „Kai Gottesbüren ist nach dem Foul an Vinne hingelaufen, hat den Co-Trainer weggeschubst und ihn gefragt, was das soll“, betont Michael Erzen.

So stehe es laut dem Zehner-Trainer auch im Spielbericht. „Dass Kai sich trotzdem im Griff haben muss, weiß er selbst. Dennoch weiß ich nicht, wie jemand auf die Idee kommt von einem „Faustschlag“ zu sprechen“, betont Kapitän Labarile. Im Anschluss an die Aktion verließen die Hohenlimburger geschlossen das Spielfeld. „Keine Ahnung, was die sich vorgenommen hatten und wo diese Übermotivation her kam, aber da hatten einige Aktionen nichts mit Fußball zu tun. Wir können uns da weder kaputt treten lassen noch weitere Rote Karten riskieren. Von daher war es absolut richtig, das Spiel nicht zu beenden“, war Labarile mit der Entscheidung seines Trainers einverstanden und ergänzt in Richtung SG: „Die Massener Wahrnehmung im Zusammenhang mit der Roten Karte gegen Kai passt zu deren Fußball-Verständnis: beides ist Schrott.“